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Sport: Mittelfristig denken

Eisbären nehmen sich den FC Bayern zum Vorbild

Berlin - Der Manager seufzt. Viel Freude an seinem Arbeitsplatz erlebt Peter John Lee momentan nicht. „Das ist eine harte Zeit“, sagt der ehemalige Eishockey- Profi. „Keine Frage, dass wir bei den Eisbären mit Kritik leben müssen.“ Denn von zwölf Punktspielen haben die Berliner neun verloren. Wenn heute die Play- offs in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) beginnen würden, müssten die Eisbären zuschauen: Zurzeit rangiert der Deutsche Meister auf Tabellenplatz elf, und der berechtigt nicht einmal zur Teilnahme an der Play-off-Qualifikation, die ab dieser Saison die auf den Rängen 7 bis 10 platzierten Klubs nach der Hauptrunde ausspielen dürfen.

Natürlich beginnen die Play-offs erst nach 52 und nicht nach 12 Spieltagen. Lee mahnt deshalb „mittelfristiges Denken“ an: „Wir sind zweimal mit dem Budget, das wir auch diesmal zur Verfügung haben, Meister geworden. Also dürfen wir nicht resignieren.“ Es bringe nichts, wenn sich Einzelne intern beschuldigen würden. Da schimmert zarte Kritik an Trainer Pierre Pagé durch, der zuletzt so einiges bei seinem Klub monierte. „In der Krise ist Zusammenhalt das Wichtigste“, sagt Lee. Ihm imponiere in diesem Zusammenhang der FC Bayern München. „Was die alles erreicht haben und wie wenig sie sich von Kritik von außen beeindrucken lassen, das finde ich vorbildlich.“ Nun gut, mitunter scheppert es hinter den Kulissen des deutschen Fußball- Rekordmeisters auch – und dann sind die Eisbären nach zwei Titeln noch längst nicht ein Ausnahmeklub im deutschen Sport, auch wenn sie vor der Saison schon auf dem Weg dahin schienen.

Am Sonntag verschluderten die Eisbären gegen Nürnberg in den Schlussminuten eine verdiente 3:2-Führung und verloren 3:4. Es wirkte fast so, als hätten die Berliner Angst vor dem Erfolgserlebnis. Selbst Pagé macht das ratlos: „Die physische Energie war doch da bei uns.“

Erklären könnten sich die Spieler so etwas wie gegen Nürnberg auch nicht, sagt Angreifer Sven Felski, „wir haben doch gut gespielt“. Ein Sieg wäre verdient gewesen, findet Felski. Aber der Mannschaft fehlt ein Impuls, den könnte ein neuer Spieler bringen. Lee hofft in diesem Zusammenhang auf die Rückkehr von Richard Mueller in den Kader: 15 Tore hat der schnelle Schlittschuhläufer vergangene Saison für die Eisbären erzielt. Der Kanadier mit deutschem Vater hat alle zur Einbürgerung erforderlichen Sprachtests bestanden und wartet nun auf seinen deutschen Pass. Womöglich kann der 24 Jahre alte Stürmer schon am Freitag im Heimspiel gegen Augsburg auflaufen – als Deutscher. Womit die Eisbären immer noch fünf Ausländerstellen frei hätten.

Eine davon will Lee kurzfristig mit einem alten Bekannten besetzen. Denn die ehemaligen Eisbären-Spieler Micki Dupont, Derrick Walser und Denis Pederson werden nicht glücklich in Nordamerika. Sie spielen nur in Farmteams ihrer Klubs und nicht in der National Hockey- League. „Wenn das jemand wie Denis Pederson zwei Monate mitmacht, hat er die Nase voll“, sagt Lee. An Micki Dupont aber seien auch die Adler Mannheim, der Finanzkrösus der DEL, interessiert, hat Lee gehört. Ganz so optimal laufen die Dinge für die Eisbären eben momentan nicht.

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