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Sport: Mönchengladbach - Leverkusen: Dank Gott, Butt und Strampe

In der Halbzeitpause, als die lokale Wirtschaft ihre Werbebotschaften unters Volk brachte, wandte sich Stadionsprecher Thorsten Knippertz an "alle, die Lust haben, Schiedsrichter zu werden. Die Schiedsrichter in Mönchengladbach suchen nämlich noch.

In der Halbzeitpause, als die lokale Wirtschaft ihre Werbebotschaften unters Volk brachte, wandte sich Stadionsprecher Thorsten Knippertz an "alle, die Lust haben, Schiedsrichter zu werden. Die Schiedsrichter in Mönchengladbach suchen nämlich noch." Im Bökelbergstadion wird diese Ansage vermutlich nicht allzu viele Interessenten angesprochen haben. Zumindest unter den Fans der Gladbacher Borussia war das Schiedsrichteramt gestern nicht besonders hoch angesehen. Der Dienst habende Sportkamerad Hartmut Strampe aus Handorf hatte seinem Berufsstand keine guten Dienste erwiesen. Nicht einmal zwei Minuten waren gespielt, der Ball nach einem Heber von Igor Demo bereits einmal an der Latte des Leverkusener Tores gelandet, als Michael Ballack beim Laufduell mit Peter Nielsen im Mönchengladbacher Strafraum zu Fall kam. Strampe zeigte auf den Elfmeterpunkt und Leverkusens Torhüter Hans-Jörg Butt verwandelte wie einst beim HSV - sicher. 1:0 hieß es nach zwei Minuten, und dass in den folgenden 88 Minuten kein weiterer Treffer fiel, Leverkusen die Begegnung also gewann, gehört zu den Mysterien dieses Sports.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Die Faktenhuber von Premiere hatten hinterher ermittelt, dass Gladbach im Laufe der Begegnung 28-mal aufs Leverkusener Tor geschossen hatte, Bayer nur achtmal. 13:2 hieß die Eckenstatistik zugunsten des Aufsteigers, das Chancenverhältnis 12:4. "Wenn das Eiskunstlaufen wäre, hätte Gladbach gewonnen", sagte Bayers Manager Reiner Calmund. Den Auftritt des Aufsteigers fand er "wirklich beeindruckend". Trainer Klaus Toppmöller sagte: "Wir waren nah an einer Niederlage dran." Und Bayers Torhüter und Torschütze Butt hatte Gladbach als die bessere Mannschaft erlebt. Die Borussen "hätten mindestens einen Punkt verdient gehabt. Aber das wird denen sicher nicht viel helfen."

Butt hatte auf dem Bökelberg bewiesen, warum Bayer ihn schon im vorigen Sommer für zwölf Millionen Mark aus Hamburg verpflichten wollte. "In diesem Jahr haben wir ihn umsonst gekriegt", sagte Manager Reiner Calmund. "Das war auch nicht schlecht." Zumal Butt die landläufige Theorie eindrucksvoll widerlegte, dass das, was nichts kostet, auch nichts sein könne. Jetzt haben sie bei Bayer nicht nur gute Stürmer, Mittelfeldspieler und Verteidiger, jetzt haben sie auch einen Torhüter, der ein Spiel notfalls alleine gewinnen kann. Laut Calmund waren die Verantwortlichen für Bayers Sieg in Mönchengladbach "der liebe Gott und natürlich Butt".

Vielleicht auch der Schiedsrichter. Ballack sagte zwar, dass er in der Szene, die zum entscheidenden Elfmeter geführt hatte, kurz an der Schulter gezogen worden sei - "von daher kann man ihn geben". Die Gladbacher aber hatten das Geschehen naturgemäß ganz anders erlebt. "Scheiße ist das", schimpfte Torhüter Jörg Stiel, zeigte auf seine Brille und sagte: "Der Schiedsrichter sollte sich auch eine kaufen." Selbst Hans Meyer, Gladbachs Trainer, bekannte, dass er "eine fürchterliche Wut auf den Schiedsrichter" empfunden habe, aber auch "eine Wut auf uns", weil seine Spieler die gefährliche Situation im eigenen Strafraum erst hatten entstehen lassen.

Reihenweise hatten die Gladbacher beste Torchancen ausgelassen, die sie sich gegen den Favoriten aus Leverkusen erarbeitet hatten. Doch der Ball wollte nicht rein. "Der Moment ist vorbei, da wir vom Uefa-Cup reden konnten", sagte Trainer Meyer. Wahrscheinlich ist er ganz glücklich darüber.

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