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Die Farben des Siegs. In Monza gewann Vettel 2008 seinen ersten Grand Prix. Foto: dpa

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Sport: Monza, mein Monza

Die italienische Strecke ist ein Schicksalsort für Sebastian Vettel – heute startet er dort als Erster

Als Sebastian Vettel vor ein paar Monaten in Abu Dhabi Formel-1-Weltmeister wurde, hatte er nur ein Wort vor Augen: Monza. Sein Renningenieur Guillaume Rocquelin hatte ihn vor dem WM-Finale gefragt, welches Wort den Deutschen am meisten aufbaue, und bekam den Namen der italienischen Rennstrecke zur Antwort. Also schrieb Rocquelin „Monza“ ganz groß auf Vettels Schutzhaube.

Sebastian Vettel und Monza, das ist eine ganz besondere Beziehung. Hier errang er 2008 für Toro Rosso im Regen seinen ersten Formel-1-Sieg. Wenn er daran denke, habe er jedes Mal „ein Gänsehautgefühl“. Auch in diesem Jahr ruft Monza bislang gute Gefühle in Vettel hervor. In der Qualifikation war er mit fast fünf Zehntelsekunden Vorsprung auf die beiden McLaren-Fahrer Lewis Hamilton und Jenson Button Schnellster und wird heute (14 Uhr/RTL und Sky) zum 25. Mal von der Poleposition ins Rennen gehen.

In Monza hat Sebastian Vettel aber auch große Enttäuschungen erlebt. 2009 vergab er wegen Motorenproblemen den Titel endgültig. Weil die Charakteristik der Strecke – lange Geraden, wenig Kurven – dem Red Bull auch im vergangenen Jahr nicht lag, verpasste Vettel als Vierter das Podest. Das Rennen im Vorjahr war trotzdem ein entscheidender Wendepunkt in Vettels Karriere. Nach dem Fehler in Ungarn, dem Unfall in Spa wurde er 2010 im Qualifying nur Siebter. Vettel war niedergeschlagen, hatte den WM-Titel praktisch schon abgeschrieben, musste sich dann auch noch die Frage anhören, ob er denn ab jetzt für den Teamkollegen Mark Webber fahren würde.

Doch an jenem Samstagabend spielten sein Vater Norbert und sein früherer Teamchef Franz Tost von Toro Rosso Psychologen. Bei einem zweistündigen Abendessen ging das Gespräch nur über Monza 2008 und die Gefühle damals. Das baute Vettel so gewaltig auf, dass er dann am Sonntag ein Rennen fuhr, das er immer noch als eines seiner besten bezeichnet, auch wenn durch die Umstände nur der vierte Platz möglich war. Ab diesem Zeitpunkt legte er dann jenen perfekten und fehlerfreien WM-Endspurt hin, der ihm noch den Titel brachte.

Auch dieses Jahr ist Red Bull nicht unbedingt als Favorit nach Monza gekommen, obwohl sich nach dem Doppelsieg in Spa schon abgezeichnet hatte, dass Hochgeschwindigkeitskurse vielleicht nicht mehr ganz so problematisch für das Auto sind wie im letzten Jahr. „Gerade auf Strecken, wo wir in den letzten Jahren Schwächen hatten, haben wir uns in diesem Jahr verbessert“, sagt Vettel.

Was für Vettel nebenbei bedeutet, jetzt auch das Hochgeschwindigkeits-Festival im Königlichen Park in Monza mit seinen Spitzengeschwindigkeiten von über 340 km/h wirklich genießen zu können. „Das hat seinen Reiz. Man fühlt schon, dass bei 300 km/h nicht das Ende erreicht ist, sondern dass es noch weitergeht – gerade auch auf einem so schmalen Kurs wie hier.“ Die Idee, dass Monza mit seinen langen Geraden, drei Schikanen und nur vier Kurven vielleicht eine recht langweilige Strecke sei, könne nur von außen kommen. „Ich persönlich bin davon überzeugt, dass es im Kalender eine der schwierigeren Strecken ist“, sagt Vettel. Man müsse mit einem Auto mit wenig Abtrieb die Bremspunkte genau treffen und würde regelrecht „um die Ecken tänzeln“.

Natürlich möchte Vettel am liebsten mit einem Siegtanz am Sonntag einen weiteren Schritt in Richtung WM-Titel machen. Eigentlich ist die Frage auch gar nicht mehr, ob, sondern nur noch, wann der zweite Titelgewinn perfekt ist. Vettel hat 92 Punkte Vorsprung auf seinen Teamkollegen Webber, theoretisch wäre der Triumph schon beim nächsten Rennen in Singapur möglich, wenn er jeweils siegt und die Konkurrenz mitspielt. Wahrscheinlicher ist die Krönung des 24- Jährigen in Japan oder Korea. Noch wahrscheinlicher ist, dass Vettel bis dahin wieder ein Wort durch den Kopf geht: Monza.

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