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Sport: Müde, frustriert, verloren

Das Spielsystem von Trainer Don Jackson hinterlässt Spuren bei den Profis der Eisbären

Von Katrin Schulze

Berlin - Die Formel klingt simpel: Stimmt die Stimmung innerhalb der Mannschaft, stimmen auch die Ergebnisse. Nach dieser Philosophie betreut Don Jackson die Eisbären Berlin in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Bei Jacksons Spielern funktionierte das bislang. „Wir haben alle Spaß in der Kabine und auf dem Eis, das ist ein wichtiger Faktor unseres Erfolgs“, sagte etwa Kapitän Steve Walker. Bis vor einer Woche, als die Eisbären mit dem 10:3 über Ingolstadt den Höhepunkt ihrer Stimmungskampagne zelebrierten, schien Jacksons Philosophie auch aufzugehen. Doch in der darauffolgenden Woche kippte die Atmosphäre in Berlin-Hohenschönhausen merklich. Denn die Eisbären verloren nicht nur – erstmalig in dieser Saison – zweimal in Folge, sondern im 22. Spiel auch die Tabellenführung.

Statt guter Stimmung verbreiteten die Spieler von Jackson beim 1:5 in Augsburg Frust. Wenn sie von der Eisfläche zurück auf die Ersatzbank kamen, wirkten sie genervt. Dass dies am Dienstag an der aggressiven Spielweise der Schwaben und den vergebenen Chancen der Berliner – von 47 Torschüssen konnten sie lediglich einen nutzen – lag, ist nur eine vordergründige Erklärung. Die Ursache der Niederlagen liegt tiefer, sagt Jackson: „Gerade für die deutschen Spieler ist es schwierig, drei Spiele in fünf Tagen zu absolvieren.“ Sie könnten körperlich und mental noch nicht konstant auf so einem hohen Level spielen. Die Nordamerikaner im Team seien dagegen seit frühester Jugend einen straffen Terminplan gewohnt. Allerdings hat Jackson beobachtet, „dass auch unsere Nordamerikaner in Augsburg Probleme hatten, ihre gewohnte Härte aufs Eis zu bringen“.

Leiden die Eisbären nach nicht einmal der Hälfte der zu absolvierenden Hauptrundenspiele also schon an einem Substanzverlust? Verwunderlich wäre dies nicht, lässt Jackson doch ein sehr kräftezehrendes System spielen. Das unterscheidet ihn deutlich von seinem Vorgänger Pierre Pagé. Während die Eiszeiten in den vergangenen Spielzeiten auf vier Sturmreihen verteilt wurden, spielt der 51 Jahre alte Jackson in dieser Saison oft nur mit drei Sturmreihen. Da dies „mittlerweile fast alle guten Teams in der DEL so handhaben, ist es aber nichts Besonderes“, findet Jackson. Dass sich diese Spielweise negativ auf die körperliche Fitness der Spieler auswirkt, glaubt auch Stürmer Christoph Gawlik nicht. „Das macht auf Dauer nichts, dadurch werden die Spieler nur austrainierter“, sagt er.

Trotzdem haben die austrainierten Spieler nun zweimal verloren. „Die psychologischen Auswirkungen der Niederlagen sind größer als die physischen“, sagt Jackson. Und folglich könnte – nach der Philosophie des US-Amerikaners – die so viel gepriesene gute Stimmung im Team kein Erfolgsgarant für die Eisbären mehr sein. „Es ist normal, dass nach jedem Hoch auch mal ein Knick folgt“, sagt der Psychologe der Mannschaft, Markus Flemming. Doch ausgerechnet in dieser kritischen Phase treffen die Eisbären nun am Freitag auf den neuen Tabellenführer Frankfurt Lions (Beginn 19.30 Uhr, Sportforum Hohenschönhausen). Wie Flemming den Berlinern bis dahin wieder die nötige geistige Frische einreden will, möchte er nicht verraten. Die neue Verschlossenheit ist nicht unbedingt ein Indiz für ein anhaltendes Stimmungshoch bei den Eisbären. Markus Flemming sagt nur: „Die Mannschaft ist intakt und wird schnell auch wieder siegen.“

Aber auch die spielerische Komponente wird vor dem DEL-Spitzenspiel nicht vernachlässigt. Jackson setzte gestern Nachmittag erst einmal eine zusätzliche Trainingseinheit an. Denn nur mit guter Stimmung, so simpel funktioniert Eishockey auch bei den Eisbären nicht.

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