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München - Wolfsburg 4:2: Bayern ist wieder Bayern

Der FC Bayern München spielt nicht gut, besiegt aber den VfL Wolfsburg nach einem 0:2-Rückstand doch noch 4:2.

Hinterher gab Mark van Bommel nur zu gern zu, dass dieser Moment des Erfolgs ein besonderer in seinem langen Sportlerleben war. „Ich war schon sehr froh“, sagte van Bommel. „Es ist eine ganze Zeit her, dass ich für den FC Bayern getroffen habe.“ Fast auf den Tag genau vor einem halben Jahr war das. Doch einen wichtigen Aspekt verschwieg der Niederländer damit. Denn zugleich war dieses Tor für van Bommel ein Moment der Genugtuung. Es ist erst drei, vier Wochen her, dass er, der frisch gekürte Kapitän des FC Bayern, von seinem Trainer gedemütigt wurde: Er flog aus der Mannschaft und musste sich von Jürgen Klinsmann anhören, er habe das System nicht verstanden. Mittlerweile ist van Bommel wieder unumstrittener Stammspieler – und Schütze eines Tores, über das nach dem Spiel noch aus einem anderen Grund viel gesprochen wurde.

Bayern über Nacht schon wieder Vierter

Denn als dieses 2:2 gegen den VfL Wolfsburg gefallen war, ahnte fast jeder im Stadion, dass das Spiel sich noch zugunsten der Bayern drehen würde. Und so kam es. Nach gut einer halben Stunde hatte der Rekordmeister 0:2 zurückgelegen. Am Ende stand es 4:2 (1:2). Vor zwei Spieltagen steckten die Bayern noch in der unteren Tabellenhälfte fest. Nun sind sie schon wieder, zumindest über Nacht, Vierter der Fußball-Bundesliga. Doch Mark van Bommel sah keinen Grund, überschwänglich zu werden. „Wir sind noch nicht oben etabliert. Man kann nicht wirklich sagen, dass es gut ist, wenn man erst 0:2 zurückliegt und dann noch gewinnt.“ In der Tat war die Leistung der Bayern eine Halbzeit lang den eigenen Ansprüchen unwürdig.

Nachdem Wolfsburgs Jonathan Santana zwei Großchancen vergeben hatte, grätschte Martin Demichelis an der Strafraumgrenze Edin Dzeko um, ohne vorher den Ball zu spielen. Schiedsrichter Jochen Drees pfiff Elfmeter, und Grafite verwandelte sicher zum 1:0. Nur zwei Minuten später flankte der Japaner Makoto Hasebe ungehindert in den Strafraum. Dzeko stieg hoch und köpfte ungestört zum 2:0 ein. Entsetzt sah Klinsmann, wie seine Mannschaft sich hinten einschüren ließ. Doch es gibt ja noch Franck Ribéry. In der 41. Minute fand der Franzose vor dem gegnerischen Strafraum eine Lücke und schoss. Mit 60,6 km/h kullerte der Ball ins lange Eck zum 1:2, Diego Benaglio war durch Lukas Podolski, der für Luca Toni ins Team rückte, irritiert. Es war die erste ernsthafte Torchance der Bayern in diesem Spiel. Uli Hoeneß kam ins Grübeln: „Ich habe ja die Prognose gemacht, dass wir Herbstmeister werden. In der Halbzeit habe ich gedacht: Naja, vielleicht doch eher Hausmeister.“

Doch noch ein Schreckmoment für die Bayern

Doch die Mannschaft belehrte ihn eines Besseren. Sofort nach Wiederanpfiff übernahmen die Gastgeber die Kontrolle über die Partie. In der 54. Minute erzielte van Bommel per Kopf das 2:2. Doch die Bayern mussten gleich wieder einen Schreckmoment ertragen, als der eingewechselte Christian Gentner acht Meter vor dem Tor zu lang zögerte und so Demichelis die Chance gab, auf der Linie zu klären (60.). Drei Minuten später dann sauste eine Flanke von Zé Roberto in den Strafraum der Gäste. Podolski ließ durch und Klose verpasste. Doch hinten stand Borowski und schoss die Kugel zum 3:2 ins Tor. Die nächste spektakuläre Szene gehörte wieder den Wolfsburgern, als Marcel Schäfer den Ball an die Latte jagte. Felix Magath wusste, dass seine Spieler einen Punktgewinn leichtfertig vergeben hatten. „Aber entgegen der landläufigen Meinung haben wir eben noch keine Spitzenmannschaft“, sagte Wolfsburgs Trainer. „Dass wir weniger Tore geschossen haben als der FC Bayern, das ist auch eine Frage der Qualität.“ Für den 4:2-Endstand sorgte schließlich Bastian Schweinsteiger, der nach exakter Flanke von Zé Roberto den Ball nur noch einzuschieben brauchte.

Direkt nach dem Spiel wagte ein wackerer Radioreporter es, Uli Hoeneß auf die Abwehrschwächen der Bayern anzusprechen. Doch der wies ihn zunächst barsch in die Schranken und sagte dann: „Heute gibt es nur: Freude, Freude, Freude.“ Und Erleichterung.

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