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Zwei Alphatiere.

© dpa Trainer Louis van Gaal (l.) und Bayern-Präsident Uli Hoeneß

Münchner Herbsttheater: FC Bayern - Mehr Punkte durch Reizpunkte

Es wirkt fast wie eine Zeitreise in den vergangene Herbst: Um den Verein aufzurütteln, startet Bayerns Präsident Uli Hoeneß eine Attacke auf Trainer Louis van Gaal.

Mario Gomez und Andreas Ottl dürften die neueste Debatte an der Säbener Straße mit Genugtuung verfolgen. Zugeben wollten sie das aber natürlich nicht, als sie am Montag vor die Presse traten. Ist ja auch gar nicht nötig. Schließlich haben sie unverhofft einen einflussreichen Anwalt ihrer Interessen: Uli Hoeneß. Am Sonntagabend war der Präsident des FC Bayern München zur allwöchentlichen Bilanz-Talkshow beim Fernsehsender Sky eingeladen. An sich hätte Hoeneß nach dem 4:2-Sieg gegen Freiburg mild auftreten können. Doch er hatte sich anderes vorgenommen, er wollte Unruhe stiften. Und das kann Hoeneß immer noch gut. Ziel seiner Attacke war Louis van Gaal.

„Ein Fußball-Verein ist heutzutage keine One-Man-Show. Es ist schwer, mit ihm zu reden, weil er die Meinung anderer Leute nicht akzeptiert“, sagte Hoeneß, dem die Selbstherrlichkeit van Gaals auch in der vergangenen Saison schon gegen den Strich ging. Und Hoeneß beließ es nicht bei allgemeinen Einlassungen. Er warf dem Trainer auch konkret fachliche Fehler vor. „Es wäre besser gewesen, wenn der eine oder andere Spieler stark gemacht worden wäre. Es gibt vier, fünf Spieler bei uns, die permanent falsch eingeschätzt wurden.“ Hoeneß dachte dabei an Akteure wie Martin Demichelis, Mario Gomez oder Anatoli Timoschtschuk, die gegen Freiburg jeweils ein Tor erzielten. „Ein Timoschtschuk war ein Jahr lang nicht gut genug für Bayern. Es zeigt sich, dass die Spieler sehr wohl sehr brauchbar sind“, ergänzte der 56-Jährige.

Ohne diese Spieler – auch Ottl gehört dazu – sei das Thema deutsche Meisterschaft womöglich längst schon beendet gewesen. Alle anderen großen Trainer mit denen er gearbeitet habe, meinte Hoeneß, seien „irgendwo zugänglich für Vorschläge“ gewesen, van Gaal nicht.

Von dem Niederländer war zunächst keine Reaktion zu vernehmen. Er ist momentan gezwungen, auf eigentlich schon abservierte Spieler zu setzen, weil der Bayernkader durch eine Serie von Verletzungen ausgedünnt ist. Am Montag folgten die nächsten Hiobsbotschaften: Verteidiger Holger Badstuber fehlt vorerst wegen einer Schambeinentzündung, Angreifer Ivica Olic fällt wegen einer Außenmeniskusverletzung und eines Knorpelschadens im Knie gleich ein halbes Jahr aus.

In anderen Vereinen würden Einlassungen wie die von Uli Hoeneß bedeuten, dass die Entlassung des Trainers unmittelbar bevorsteht. In München liegen die Dinge etwas anders. Wettbewerbsübergreifend betrachtet, haben die Bayern vier der vergangenen fünf Partien gewonnen. In der Champions League können sie am Mittwoch mit einem Sieg beim rumänischen Vertreter CFR Cluj letzte Zweifel am Einzug ins Achtelfinale beseitigen. Und danach stehen Partien in Mönchengladbach und gegen Nürnberg an. Im Klub sind sie guter Dinge, auch diese Spiele zu gewinnen, wieder in die Nähe von Rang drei zu rücken – und damit auch ohne Fernglas wieder das Spitzenduo Dortmund und Mainz erspähen zu können. Außerdem hat die Vereinsspitze vor gut einem Monat, nach der Niederlage gegen Mainz, van Gaal bis 2012 an sich gebunden. „Nach einem Sieg kann jeder Verträge verlängern“, erklärte damals Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. „Deswegen ist es auch ein gutes Zeichen für die Öffentlichkeit, dass wir weiterhin den Stellenwert des Trainers zu schätzen wissen.“ Dieses Signal strahlt momentan noch heller als die Worte von Hoeneß, der sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat. Er habe mit van Gaal „nicht mehr viel zu bereden, weil ich an den montäglichen Sitzungen nicht mehr teilnehme“, sagt er.

Dennoch müsse er Reizpunkte setzen, erklärte Hoeneß, „ich will ja noch Deutscher Meister werden“. Eine direkte Wirkung erhofft er sich gleichwohl nicht. „Er wird die Kritik nicht annehmen. Er wird sie aufnehmen und damit leben müssen.“ Rummenigge will nun zwischen den beiden vermitteln. Es solle „zeitnah“ ein Gespräch zusammen mit dem Vorstand und Sportdirektor Christian Nerlinger geben, „um über die derzeitigen Unstimmigkeiten zu sprechen und sie aus der Welt zu schaffen“, teilte der Klub am Montag mit.

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