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Sport: Münchner Milchbub

Hätte ihm jemand eine dicke Kerze in die Hand gedrückt, man hätte geglaubt, es sei seine Erstkommunion gewesen. Geschniegelt stand Roque Santa Cruz da, der Anzug eine Nummer zu groß, und für jeden, der ihm ins Gesicht sah, hatte er ein höfliches Lächeln parat.

Hätte ihm jemand eine dicke Kerze in die Hand gedrückt, man hätte geglaubt, es sei seine Erstkommunion gewesen. Geschniegelt stand Roque Santa Cruz da, der Anzug eine Nummer zu groß, und für jeden, der ihm ins Gesicht sah, hatte er ein höfliches Lächeln parat. Sagen musste er nichts, damals, als der FC Bayern ihn in seinem Pressekabuff an der Säbener Straße als neueste Errungenschaft präsentierte.

Drei Jahre ist das nun her - es hätte auch gestern sein können, denn geändert hat sich nicht viel an Roque Santa Cruz. Immer noch geht er sparsam mit deutschen Worten um - wenn überhaupt, kommen ihm immer noch so manierliche Sätze über die Lippen wie damals, als er artig bestätigte, dass der FC Bayern einer der besten Vereine der Welt sei und Gerd Müller sein Vorbild. Roque Santa Cruz ist gut darin, Erwartungen zu erfüllen.

Er hat sich anstandslos eingefügt in den Erfolgsapparat FC Bayern. Als Gegenleistung stehen bei dem 20-Jährigen große Erfolge im Steckbrief: Meister, Europacup-Sieger, Weltpokalsieger. Doch eines hat er währenddessen nicht gewonnen: Profil. Zu exakt passt er in die Schablone der neuen Muster-Profi-Generation. Sein bester Freund bei den Bayern ist Owen Hargreaves, ebenfalls ein geborener Schwiegersohn. Beide sind so friedfertig, als würden sie sich selbst beim Halma am liebsten auf Unentschieden einigen.

Als er mit kaum mehr als einer Gitarre und einer Hängematte nach München kam, waren die Befürchtungen der Bayern groß, ein neuer Teenie-Star sei da. „Roque ist tabu“, hatte Pressesprecher Markus Hörwick in dunkler Vorahnung befohlen, „wir wollen keinen zweiten Scholl schaffen.“ Das ist gelungen. Zwar scharren sich mitunter eine Handvoll Zahnspangenträgerinnen um den hübschen Fußballer, doch der große Hype blieb aus. Zu unauffällig, zu leise ist Santa Cruz. In Paraguay hat er mal Werbung für Milch gemacht. Vor dem heutigen Spiel hat er sich ungewöhnlich mutig geäußert. „Ich glaube, jeder ist besonders motiviert, wenn man gegen die Elf des Landes antritt, in dem man lebt“, sagte er. Dass er dem eigenen Team Siegchancen einräumt, klingt aus seinem Munde fast schon aufständisch. „Das Geheimnis ist einfach: nicht verzweifeln und immer ruhig bleiben.“ Letzteres dürfte ihm nicht allzu schwer fallen. Daniel Pontzen

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