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Frankfurts Trainer Muli Katzurin war in der letzten Saison noch bei Alba berlin beschäftigt.

© picture alliance / dpa

Muli Katzurin: „Es war alles seltsam“

Frankfurts Trainer Muli Katzurin über das Wiedersehen mit Alba Berlin, den Jobtausch mit Gordon Herbert und die wahren Gründe dafür

Herr Katzurin, vermissen Sie Berlin?

Ich habe mich sehr wohl gefühlt und hatte eine gute Zeit in Berlin. Aber wissen Sie, ich bin Profi-Coach, einen Tag bist du hier und am nächsten dort. Jetzt bin ich in Frankfurt, fühle mich auch sehr wohl und bin glücklich, wo ich bin.

Haben Sie noch einen Koffer in Berlin?

Nein, ich habe nichts zurückgelassen, außer einigen Freunden und guten Beziehungen zum Verein. Alba hat mir meine Habseligkeiten hinterhergeschickt, als klar war, dass ich in Frankfurt anfange. Ich hatte viele Sachen in Berlin gelassen, weil ich nicht wusste, ob ich wieder zurück komme.

Ihr Abschied kam sehr plötzlich. Wie erinnern Sie sich an die letzten Tage?

Das war wirklich ein dramatisches Wechselbad. Du hast gerade das entscheidende fünfte Finale in letzter Minute verloren, fühlst dich leer und schlecht. Dann bedankst und verabschiedest du dich von den Spielern, kommst morgens um 6 Uhr in Berlin an und fährst um 8 Uhr schon wieder zum Flughafen. Und keine 48 Stunden nach dem Finale habe ich meine Tochter in Israel zur Hochzeit geführt.

War Ihnen damals klar, dass Ihr Vertrag nicht verlängert wird?

Die Vereinbarung war, dass Alba nach dem Saisonende eine Entscheidung trifft, es war also nichts entschieden. Aber ich trug das Gefühl mit mir heim, dass ich weitermachen würde. Zwar hat mir niemand etwas Konkretes gesagt, aber man deutete an, dass es so wäre. Noch als wir zum fünften Finale nach Bamberg gefahren sind, gaben sie mir ein neues Visum, damit ich zurückkommen konnte. Ich denke, ich habe auch keinen schlechten Job gemacht. Man darf nicht vergessen: Bevor ich kam, hatte Alba noch mit 51 Punkten Differenz bei den Bambergern verloren und am Ende haben wir sie zu fünf Spielen und der Entscheidung in der letzten Minute gezwungen.

Wann meldete sich Alba bei Ihnen?

Sieben oder acht Tage nach der Hochzeit rief Marco Baldi an und sagte mir, dass man in eine andere Richtung gehen wolle.

Sagte Albas Geschäftsführer Ihnen warum?

Nein, niemand hat es mir erklärt, keiner hat mir gesagt, ich sei nicht gut genug oder nicht dies oder das. Einfach nur eine andere Richtung. Ich habe Marco gesagt, dass ich das respektiere.

Wie ging es Ihnen dabei?

Ich war in dem Augenblick enttäuscht. Weil ich dachte, ich würde zurückkommen. Ich hatte zwei gute Angebote aus Israel, aber habe abgesagt. Mein Agent blockte Anfragen aus Europa ab, weil wir dachten, dass ich in Berlin bleibe. Viele gute Stellen waren dann schon besetzt.

Wann hat sich Frankfurt bei Ihnen gemeldet?

Noch am selben Abend, nachdem Baldi mir morgens abgesagt hatte. Man fragte mich, ob ich zu Gesprächen nach Frankfurt kommen wolle. Am nächsten Tag stieg ich in den Flieger. Wir sprachen, dann handelte mein Agent die Details aus und am nächsten Morgen flog ich zurück. So ist das Leben eines Coaches eben.

Frankfurts Trainer Gordon Herbert ersetzte Sie in Berlin, Sie ihn in Frankfurt. Kam Ihnen dieser Trainertausch nie komisch vor?

Oh, mir ist jetzt klar, warum es so gekommen ist. Nicht, dass es mir jemand gesagt hätte, aber ich ich kenne die Gründe, weshalb er nach Berlin gekommen ist.

Weil Alba Spielmacher DaShaun Wood nur im Paket mit Herbert bekommen hat?

Ich will dazu nichts weiter sagen. Ich bin in Frankfurt, Gordie ist in Berlin und ich wünsche ihm viel Glück.

War es für Sie nicht seltsam, nach Frankfurt zu gehen?

Frankfurt ist ein seriöser Klub und die Bundesliga eine starke, gut organisierte Liga. Und zwischen Alba und Frankfurt war doch schon vergangene Saison alles seltsam, bevor die Coaches gewechselt haben, als in unseren Halbfinalduellen immer nur die Auswärtsmannschaft gewann. Aber so ist das Leben, so ist der Sport, diese Dinge passieren.

Haben Sie noch Kontakt zu Alba?

Sportdirektor Mithat Demirel hat neulich noch angerufen, sich erkundigt, wie es mir geht, auch Albas Aufsichtsratschef Axel Schweitzer und Marco Baldi. Wir haben ein gutes Verhältnis, es nicht so, als ob etwas zerbrochen wäre zwischen uns. Jeder macht, wovon er glaubt, dass es das Beste für ihn ist. So ist das Leben, man sollte die Tür zu niemandem zumachen.

Das Gespräch führte Dominik Bardow.

Muli Katzurin, 56,

war von Januar bis Juni Trainer bei Alba Berlin. Im Juli übernahm der Israeli die Frankfurt Skyliners und beerbte dort Gordon Herbert, der in Berlin anheuerte.

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