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Update

Nach Ausraster des BVB-Trainers: Klopp wütet sich auf die Tribüne

Nach seinem Ausraster beim Champions-League-Spiel in Neapel wird Borussia Dortmunds Trainer für das Spiel gegen Olympique Marseille gesperrt. Der Assistenzcoach muss einspringen, und Klopp droht sogar eine noch längere Strafe.

Ein Wutanfall hat Folgen. Für Borussia Dortmund und auch für Trainer Jürgen Klopp. Am Dienstag teilte der europäische Fußballverband (Uefa) mit, dass Klopp seine Mannschaft am kommenden Dienstag beim Champions-League-Heimspiel gegen Olympique Marseille weder auf der Bank noch in der Kabine betreuen darf. Am Tag danach wird die Uefa entscheiden, ob weitere Sanktionen folgen. Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke geht jedoch davon aus, „dass es bei dem einen Spiel bleibt. Schließlich hat er sich international bislang nichts zuschulden kommen lassen.“

Die Bilder vom vergangenen Mittwoch gingen durch ganz Europa: Jürgen Klopp im dunklen Anzug mit Fünf-Tage-Bart, die Krawatte gelockert, wie er nach dem gegnerischen Treffer mit wutverzerrtem Gesicht auf den vierten Schiedsrichter losgeht, als wolle er ihn auffressen. Der sehr viel kleinere Mann in der roten Trainingsjacke dreht sich weg, rechts daneben steht Klopps Kollege Rafael Benitez, der sich erschrocken die linke Hand vor den Mund hält. Offenbar ist auch der Trainer des SSC Neapel beeindruckt vom massiven Auftreten des Deutschen. Wenige Sekunden später taucht der portugiesische Unparteiischen Pedro Proenca an der Seitenlinie auf und schickt den Trainer von Borussia Dortmund auf die Tribüne. Der hat seinen Übergriff inzwischen realisiert, reicht dem vierten Offiziellen entschuldigend die Hand und verlässt die Bühne.

Klopp hatte sich deshalb so heftig aufgeregt, weil er der Ansicht war, dass Abwehrspieler Neven Subotic nach einer Verletzungsbehandlung nicht schnell genug wieder aufs Spielfeld zurück durfte. Später revidierte er diesen Eindruck. Nach der 1:2-Niederlage entschuldigte er sich beim Schiedsrichter, dessen Assistenten sowie bei seiner Mannschaft und nahm die Niederlage auf seine Kappe.

In Europa wundert man sich über das bislang unbekannte, hässliche Gesicht eines Mannes, der in der vergangenen Saison mit Witz, Charme und rhetorischer Spielfreude in der Champions League zum gefeierten Star aufgestiegen war. Klopps Mannschaft bot hinreißenden Fußball, während ihr Chef nach dem Abpfiff bei den Pressekonferenzen brillierte. In Spanien lagen sie Klopp zu Füßen, die Engländer hätten diesen herzerfrischenden Plauderer am liebsten adoptiert. Nun wurde deutlich, dass es auch eine weit weniger schöne Seite gibt, entsprechend heftig fielen die Reaktionen aus: „Klopp ist wahnsinnig und respektlos“, kommentierte der „Corriere dello Sport“, „aber seine Borussia ist berühmt, da sie die Leute unterhält.“ Auch die „Gazzetta dello Sport“ urteilte schonungslos. Sie sprach von einem „unwürdigen Verhalten nach Higuains Tor“.

Während Klopps Wutanfall von Neapel für die Freunde des europäischen Fußballs neu war, kennen die Beobachter der Bundesliga solche Szenen seit Jahren. Hierzulande wird Klopp als Wiederholungstäter geführt. Bereits zu Mainzer Zeiten wurde der diplomierte Sportwissenschaftler auffällig. Seitdem Klopp 2008 auf der Dortmunder Bank Platz genommen hat, ist er vier Mal sanktioniert worden. Zwei Mal gegen den Hamburger SV, in Frankfurt, in Köln, die fälligen Geldstrafen summieren sich auf rund 45.000 Euro. Der Ablauf ist dabei immer gleich: Klopp verliert die Kontrolle, wirft sich danach das Büßerhemd über, entschuldigt sich bei allen Beteiligten und gelobt Besserung. Bis zum nächsten Mal.

Dieses sich wiederholende Prozedere könnte die Dortmunder Chefetage mit Sorge erfüllen. Tut es aber nicht, wie Watzke betont. Vielmehr weist der Geschäftsführer darauf hin, Klopps Entgleisungen haben „nichts mit seiner Qualität als Trainer zu tun. Menschen machen nun mal Fehler, damit muss es dann auch gut sein. Wer sich darüber erhebt, soll den ersten Stein werfen.“ Insofern bestehe auch kein Handlungsbedarf. „Jürgen ist komplett einsichtig, viel mehr ist zu dieser Angelegenheit nicht zu sagen.“ Über die Option, erzieherisch auf den Trainer einzuwirken, möchte sich Watzke öffentlich nicht äußern: „Wenn wir das Gefühl hätten, so etwas tun zu müssen, würden wir das bestimmt nicht über die Medien kommunizieren.“

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