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Und am Ende jubeln die Bayern. Claudio Pizarro (rechts) feiert sein Tor zum 4:0 für die Münchner.

© dpa

Nach dem 4:0-Sieg gegen Schalke: Der FC Bayern und seine beängstigende Dominanz

Beim 4:0-Sieg gegen Schalke 04 lassen die Bayern Ball und Gegner so perfekt laufen, wie ihr Trainer Pep Guardiola es sich vorstellt.

Bastian Schweinsteiger wirkte genervt. Er sollte schon wieder die Frage beantworten, inwieweit die Ideen von Pep Guardiola schon ins Spiel des FC Bayern München eingeflossen sind. „Wir spielen sehr variabel, deshalb ist es schwer, gegen uns an den Ball zu kommen“, sagte der 29-Jährige. Mehr wollte er nicht verraten. „Ich erzähle hier keine Interna“, sagte Schweinsteiger. Nur so viel: „Es gibt schon noch Momente, in denen wir es besser machen können.“

Den neutralen Fußballfans dürften diese Aussagen kaum gefallen. Der 4:0-Erfolg beim FC Schalke 04 hatte, wenn überhaupt, nur marginale Defizite der Münchner aufgezeigt. Vielleicht spielten sie nach der 2:0-Führung, die Schweinsteiger und Mario Mandzukic innerhalb von einer Minute herausgespielt hatten, phasenweise etwas zu lässig. Allerdings verlor der Triplesieger zu keiner Phase die Kontrolle über die Partie. Die Münchner ließen den Ball bis zur kollektiven Ermüdung des Gegners und der 61 000 Zuschauer in der Arena durch die eigenen Reihen zirkulieren – die Schalker hechelten nur völlig überfordert hinterher.

„Dieses Positionsspiel und Passspiel der Bayern ist überragend. Da ist es schwer zuzugreifen“, gestand der Schalker Kevin-Prince Boateng. Und immer, wenn die Münchner das Tempo etwas anzogen, trafen sie auch. Es hatte die Anmutung eines Trainingsspiels. Franck Ribéry und Claudio Pizarro trafen in der zweiten Hälfte zum auch in dieser Höhe völlig verdienten Endstand.

Es war eine beinahe erschreckende Dominanz, die die Münchner an den Tag legten. Die Schalker, die ganze 20 Minuten lang mithalten konnten, gaben sich früh auf, weil sie sich eingestanden hatten, dass sie gegen den Rekordmeister schlicht nicht konkurrenzfähig sind. „Wir haben gegen eine bessere Mannschaft verloren. Es ist ja schon mal gut, dass wir das als Mannschaft akzeptieren“, sagte Kevin-Prince Boateng. Der gesamten Konkurrenz in der Bundesliga dürfte der Auftritt der Bayern allerdings Sorge bereiten. Sie waren den trägen Schalkern derart überlegen, dass der Begriff Klassenunterschied keine Übertreibung war. „Wir haben heute einen Schritt nach vorn gemacht“, sagte Pep Guardiola, und der Stolz war dem Spanier anzusehen. Seine taktischen Vorstellungen von permanenter Ballzirkulation und forschem sowie frühem Verteidigen scheinen mittlerweile von seinen Spielern so umgesetzt zu werden, wie er sich das vorstellt. „Es war unser bestes Spiel in der Bundesliga. Wir haben das Spiel komplett dominiert bei einem der stärksten Teams Deutschlands. Wir haben es gut gemacht“, sagte Guardiola.

Seine Mannschaft hatte in diesem Auswärtsspiel gegen einen mit großen Ambitionen in die Saison gestarteten Gegner aus Gelsenkirchen nicht weniger als 65 Prozent Ballbesitz. 624 Pässe spielten sie sich erfolgreich zu. Die Schalker kamen gerade einmal auf 227 gelungene Pässe. „Es ist das Spiel der Bayern, den Gegner dazu zu zwingen, dass er nicht mehr laufen will. Man läuft dann hinterher wie ein Idiot“, beschrieb Schalkes Verteidiger Dennis Aogo seine Erfahrungen mit dem ungewöhnlich dominanten Spiel des Gegners. Bis dato hatten die Münchner Profis stets davon gesprochen, dass sie noch Zeit benötigten, um sich auf dem von Guardiola bevorzugten Weg perfekt auszukennen.

„Wir haben noch ein paar Fehler im Umschaltspiel gemacht. Aber wir steigern uns von Spiel zu Spiel“, sagte Bayerns Innenverteidiger Jerome Boateng. Es hörte sich an wie eine Drohung. Wahrscheinlich ist der neue Wohlfühlfaktor der Münchner vor allem bei Philipp Lahm zu erkennen. Der ehemalige Rechtsverteidiger spielt unter Guardiola als Sechser im zentralen Mittelfeld so, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Er ist permanente Anspielstation, hat das nötige Gefühl für die Räume, die sich vor ihm auftun und sorgt mit seiner Ball- und Passsicherheit für eine fast schon beängstigende Souveränität. Als die Münchner die Schalker Arena verließen, um noch den Spätflieger zurück nach München zu bekommen, hinterließen sie den Eindruck, als könnten sie sich nur selbst auf dem Weg zur Titelverteidigung aufhalten. Dieser Zustand dauert aus Sicht der Konkurrenz allerdings schon mehr als ein Jahr – und damit viel zu lange.

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