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Am Boden. Füchse-Keeper Silvio Heinevetter muss sich in der kommenden Spielzeit für den EHF-Pokal motivieren.

© dpa

Nach dem Champions-League-Aus: Füchse Berlin: Eine Niederlage für den Nachwuchs

Die Füchse scheitern in der Qualifikation zur Champions League am HSV Hamburg. Der Verein spielt damit nächste Saison im zweitklassigen EHF-Pokal – und sieht darin auch Vorteile.

Bob Hanning war nach der Halbzeitpause mit einem randvollen Kaffeebecher zurückgekehrt, den er mit gegebener Vorsicht einmal quer über das Spielfeld transportierte. Der Manager der Füchse Berlin wirkte zu diesem Zeitpunkt durchaus entspannt. Und das Bild, das er da auf der Auswechselbank mit einem dampfenden Kaffee in der Hand abgab, passte zu dem begeisternden Spiel, das seine Mannschaft vor den 6620 Zuschauern bis dahin geboten hatte. Es deutete ja auch wenig darauf hin, dass für die Füchse an diesem Abend noch etwas schiefgehen würde.

Der Berliner Handball-Bundesligist befand sich in dem finalen Ausscheidungsspiel gegen den HSV Hamburg bis vier Minuten vor dem Ende auf direktem Weg in die Champions League. Doch nach einem überraschenden Schlussakt startet die Mannschaft nach der 26:27 (14:10)-Niederlage in der kommenden Spielzeit nun doch nur im zweitklassigen EHF-Pokal.

Traurig darüber, sagt Bob Hanning am Sonnabend, seien bei dem Bundesliga-Vierten der vergangenen Saison alle Beteiligten: „Sehr traurig.“ Natürlich hätte die Mannschaft gerne wieder in der Champions League gespielt. Und auch die Einbußen von etwa 300 000 Euro kann der Klub nur schwerlich verschmerzen. Doch Bob Hanning wäre wohl nicht Bob Hanning, wenn er nicht auch diesem bitteren Moment einen positiven Aspekt abgewinnen würde. „Für unsere Nachwuchsspieler ist das sicherlich gar nicht so schlecht“, meint Hanning, „wahrscheinlich bekommen sie von unserem Trainer nun mehr Einsatzzeiten, als das in einer Champions-League-Saison der Fall gewesen wäre.“ So ist Hanning eben.

Die etablierten Spieler der Füchse wie Nationaltorhüter Silvio Heinevetter, Spielmacher Bartlomiej Jaszka oder Kapitän Iker Romero hatten am Mittwoch trotzdem entschlossen dagegen angekämpft, in den wenig populären EHF-Pokal abzusteigen. Die Mannschaft von Trainer Dagur Sigurdsson war dem amtierenden Champions-League-Titelträger aus Hamburg lange überlegen gewesen. Vor allem die Neuverpflichtungen bewiesen in den ersten beiden Saisonspielen über weite Strecken, dass sie ihre Vorgänger mindestens gleichwertig zu ersetzen wissen. „Und das beruhigt mich extrem“, sagt Hanning: „Die neue Mannschaft fühlt sich für mich zum jetzigen Zeitpunkt besser an, als es die alte war.“

Und so bildeten die Zugänge Pavel Horak und Jesper Nielsen zusammen mit Denis Spoljaric am Mittwoch einen Abwehrverbund, der den HSV-Spielern – allen voran Ausnahmespielmacher Domagoj Duvnjak – die ganz großen Momente verwehrte. Immer wieder verhinderten die drei Berliner Türme mit ihrer harten, aber meist fairen Heransgehensweise die Abschlüsse des Gegners. Auf den Außen hatte Sigurdsson zwei weitere Verpflichtungen der zurückliegenden Sommerpause aufgeboten. Und die treffsicheren Fredrik Petersen (acht Tore) und Mattias Zachrisson (sieben) waren Garanten für den anfänglichen Sturmlauf der Berliner.

„Gegen Ende fehlte bei uns dann die Kraft und auch das Quentchen Glück“, beschreibt Bob Hanning den Wendepunkt des Spiels. Wie bereits im Hinspiel vor vier Tagen war die Mannschaft der Füchse auch im Rückspiel kurz vor Spielende eingebrochen. Während HSV-Trainer Martin Schwalb bis zum Ende aus seinem breiten Kader schöpfte, hatte Sigurdsson vielen Spielern seiner Startformation nur selten eine Pause gegönnt. Dieser Umstand machte sich spätestens in den letzten vier Minuten bemerkbar. Trotz Zwei-Tore-Führung (26:24) und Überzahlsituation gaben die Berliner den sicheren Sieg noch aus der Hand.

„Nein, nein“, wiegelt Hanning sofort ab, „unser Kader für die neue Saison steht. Es sind keine weiteren Veränderungen geplant.“ Der Verein sehe sich nach wie vor als ein Klub, der jungen deutschen Spielern seriöse Einsatzzeiten bietet. „Ich opfere den sportlichen Erfolg weiterhin gerne der Zukunft unserer Nachwuchsspieler“, sagt Hanning. Zudem hätten in beiden Spielen gegen Hamburg ja auch noch verletzungsbedingt Nationalspieler Sven-Sören Christophersen gefehlt und Ausnahmetalent Paul Drux, der zeitgleich bei der U-19-WM in Ungarn die Bronzemedaille gewann. „Vielleicht hätte es mit ihnen ja gereicht?“

Trotz der Niederlage gehören die Füchse damit wohl zu den Titel-Favoriten im kommenden EHF-Pokal-Wettbewerb, wo die Berliner Ende November in der dritten Runde einsteigen werden. Beim Final Four will Bob Hanning dann wieder auf der Bank sitzen. Mit Kaffee oder ohne.

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