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Kaum zu fassen. Alexandra Popp (Mi.) und das deutsche Team sind draußen.

© IMAGO/AAP/IMAGO/DARREN ENGLAND

Nach dem deutschen Aus bei der Fußball-WM: Ein Turnier verloren, aber nicht die Zukunft

Das Scheitern der deutschen Fußballerinnen ist zwar eine Enttäuschung, aber weniger tragisch als es im ersten Moment wirkt. Eine Einordnung.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Durch ihr erstes Spiel bei der Weltmeisterschaft rauschten die deutschen Fußballerinnen durch und das mit Musike: Das 6:0 gegen Marokko ist gerade einmal zehn Tage alt. Und da war für etliche Menschen im Lande schon klar, aus welchem Land die neuen Titelträgerinnen kommen würden. Seit Donnerstag lässt sich nun klar beantworten, aus welchem Land sie nicht kommen: Aus Deutschland. Die WM ist für die Spielerinnen von Martina Voss-Tecklenburg nach dem 1:1 gegen Südkorea beendet, bevor sie so richtig begonnen hat. Im Besenwagen. Nach der Vorrunde.

Und nach der großen Enttäuschung war klar, was auf das Team niederprasseln wird. Schland am Abgrund, ein dunkelschwarzer Tag für Fußballdeutschland. Ausgerechnet für die Nation, die seit Jahren sportliche Monokultur pflegt und in der im Sport aber auch gar nix über das Spiel mit dem runden Ball geht, können sie es nicht mehr. Die Männer eh schon lange nicht mehr. Da ging das ja mit dem Trauma-Auftritt gegen die Südkoreaner vor fünf Jahren bei der WM in Russland bergab und nun sind die Frauen in ihre Fußstapfen getreten. Fehlt es teutonischen Spielerinnen und Spielern an Mentalität? Können Deutsche kein Fußball spielen? Was ist eigentlich los?

Nicht viel. Wer nun geglaubt hat, dass die Deutschen da so durchrutschen würden bei dieser WM in Australien und Neuseeland, hat seinen Glauben nicht mit Wissen aus der Gegenwart fundiert. Es ist nicht mehr 2007, im Jahr des jüngsten Titelgewinns der Deutschen waren die Abstände im Weltfußball bei den Frauen noch ganz andere als heute. Etliche Nationen haben aufgeholt, Länder wie Spanien oder England sind mit ihren Ligen und Strukturen im Fußball der Frauen an Deutschland vorbeigezogen. Aber, und das ist das Gute: Die Bundesliga wird aufholen, sie hat schon aufgeholt, die Strukturen werden professioneller.

Die Nationalspielerinnen haben mit der EM-Finalteilnahme vor einem Jahr gezeigt, wie gut sie es eigentlich doch können. Es kann durchaus sein, dass sich diese WM aus deutscher Sicht versendet, sie werden schon die richtigen Schlüsse daraus ziehen, sie sind noch nie so früh gescheitert und werden es womöglich so schnell auch nicht mehr: Es ist bestenfalls nur eine Momentaufnahme, mehr nicht. Die deutschen Fußballerinnen haben in gewisser Weise sogar gewonnen, zumindest an Aufmerksamkeit und auch an Wertschätzung. Noch vor ein paar Jahren hätte so ein Scheitern wie am Donnerstag kaum Wellen geschlagen.  

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