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Sport: Nach dem Gold in die Krise

Die Eisschnelllauf-WM war sportlich ein Erfolg, jetzt will auch der Verband von Pechstein und Friesinger profitieren

Berlin. Die fünf Goldmedaillen bereiten dem Bundestrainer Kopfzerbrechen. Doch es sind nicht die Siege von Anni Friesinger, Monique Garbrecht-Enfeldt, oder Claudia Pechstein, die Helmut Kraus grübeln lassen, sondern der ausbleibende Erfolg der deutschen Herren. Außerdem war die Kritik am Eisschnelllaufverband (DESG) aus dem Pechstein-Lager noch nicht vergessen. Deshalb kam es am Montag zu einem Krisengespräch.

„Ich habe unmissverständlich klargestellt, dass ich mich von solchen Leuten, die an unserer Arbeit verdienen, nicht so anmachen lasse“, sagte Cheftrainer Kraus und drohte mit seinem Rücktritt, um auf den Ernst der Lage hinzuweisen. Besonders verärgert war Kraus über die öffentlichen Äußerungen von Ralf Grengel, dem Manager von Claudia Pechstein, der wiederholt eine Benachteiligung seiner Athletin gegenüber anderen Läuferinnen wie Anni Friesinger ausgemacht haben will.

An dem Gespräch war neben Helmut Kraus der DESG-Vorstand und auf der Gegenseite Claudia Pechstein mit ihrem Mangager Ralf Grengel und Markus Eicher, der Trainer von Anni Friesinger, anwesend. „Es war ein gutes Gespräch“, sagte Eicher anschließend. „Wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt, muss man sich an einen Tisch setzen.“ Auch DESG-Präsident Gerd Zimmermann zeigte sich zufrieden. „Wir haben uns verständigt, einige Brandherde zu beseitigen. Die Bereitschaft dazu liegt vor.“

Immer wieder gab es in der Vergangenheit Streit zwischen den Läuferinnen und dem Verband. Dies führte sogar so weit, dass die sonst zerstrittenen Pechstein und Friesinger in der Auseinandersetzung um die Sponsorenlogos einen gemeinsamen, außergerichtlichen Erfolg gegen den Verband erzielten. Ein ähnliches Missgeschick will Kraus in Zukunft unbedingt verhinden. „Wer im Streit um die Sponsorenlogos gegen den Verband klagt, der wird nicht mehr gefördert.“

In den kommenden Wochen soll nun besser zusammengearbeitet werden. Selbst Ralf Grengel wünscht sich ein gutes Verhältnis und will sich „in die Vermarktungsstrategien des Verbands einbeziehen lassen“. Einige Fragen sind aber immer noch offen, und Klaus Kärcher, der Manager von Friesinger, wirft dem Verband weiterhin „unprofessionelles Marketing“ vor. Deshalb sollen die Manager in naher Zukunft mit Peter Rüberg, dem Chef der DESG-Vermarktungsagentur, zusammentreffen und über eine gemeinsame Strategie beraten.

Ein größeres Problem des Verbands ist jedoch die andauernde Erfolglosigkeit der Herren. Der neunte Rang von Frank Dittrich im 10 000-Meter-Rennen war die beste Platzierung eines deutschen Läufers bei den Weltmeisterschaften in Berlin. „Die Leistungen der Herren reichen nicht aus“, sagte Bundestrainer Kraus. „Hier muss schnellstens was passieren, wenn wir bis Turin den Anschluss an die Weltspitze schaffen wollen.“ Besonders die Einteilung mancher Trainingsgruppe macht seiner Meinung nach keinen Sinn. Einige Läufer würden ihr eigenes Ziel aus den Augen verlieren, da sie mit den Frauen gemeinsam trainieren und deren Erfolg im Vordergrund stünde. „Das Potenzial bei den Männern ist vorhanden“, sagte Kraus. „Wir müssen aber über eine Umstrukturierung im Training nachdenken. Nur so sind wir auch in zehn, zwanzig Jahren noch erfolgreich – sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern.“

Matthias Bartsch

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