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Thomas Päch ist anscheinend nicht Albas erste Option als Chefcoach.

© Sören Stache/dpa

Nach dem Saisonende: Alba Berlin: Neue Schärfe

Alba steht der nächste Umbruch bevor. Bei den Profis, im Nachwuchs – und wohl auf der Trainerposition. Auch ein deutscher Spieler scheint sich zu verabschieden.

Der Schulterklopf-Marathon begann für Thomas Päch schon bei der Pressekonferenz. Bayern-Trainer Sasa Djordjevic verabschiedete sich herzlich und respektvoll von seinem jungen Kollegen, der dem Favoriten aus München auch im vierten Play-off-Spiel alles abverlangt hatte. Am Abend der 82:87-Niederlage und des daraus resultierenden Saisonendes für Alba Berlin musste Pächs Schulter noch viele Aufmunterungen und Glückwunsche entgegen nehmen: von Vereinsverantwortlichen, Fans oder auch von seinen Mitspielern aus dem Oberliga-Team des DBV Charlottenburg, für das der 34-Jährige ab und zu aufläuft. Es sieht so aus, als werde Päch auch in Zukunft Zeit dafür haben, selbst Sport zu treiben: Bei Alba wird er wohl ins zweite Glied zurückzutreten.

„Es war viel Emotion, viel Schweiß, wenig Schlaf"

„Thomas Päch wird im nächsten Jahr Trainer bei Alba Berlin sein. Er hat einen Vertrag hier“, sagte Alba-Geschäftsführer Marco Baldi am Dienstagabend. „Ob als erster Assistent, als zweiter Assistent oder in sonst irgendeiner Rolle, das werden wir dann sehen.“ Eine Weiterbeschäftigung des Interimstrainers als Chefcoach schloss Baldi zwar nicht aus. Es machte aber auch nicht den Anschein, als sei Päch die erste Option des Vereins. Der junge Trainer selbst will erst einmal verarbeiten, was er in den vergangenen drei Wochen erlebt hat. „Ich muss jetzt erst einmal zur Ruhe kommen“, sagte Päch. „Es war viel Emotion, viel Schweiß, wenig Schlaf – eine unglaubliche Erfahrung für mich.“

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Nach der Entlassung von Ahmet Caki hatte Päch das leblos wirkende Alba-Team reanimiert, den Münchnern waren die Berliner im Viertelfinale beinahe ebenbürtig. Für Baldi stand bei seinem Saisonfazit aber weniger das versöhnliche Ende der Spielzeit im Vordergrund, sondern die frustrierenden Monate zuvor. „Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem jeder vor seiner Tür kehrt“, sagte Baldi. „Es wäre zu bequem, das jetzt alles auf unseren beurlaubten Trainer zu schieben.“ Besonders schmerzte Baldi, dass seine Mannschaft nicht in der Lage war, sich in der regulären Saison eine bessere Platzierung vor den Play-offs zu erarbeiten. Oldenburg hat als Tabellenfünfter bereits das Halbfinale erreicht und dort gegen Ulm oder Ludwigsburg gute Chancen, ins Endspiel einzuziehen. „Wir hatten zig Chancen, uns diesen fünften Platz zu sichern – und haben sie nicht genutzt“, sagte Baldi.

Nur drei Spieler stehen für kommende Saison unter Vertrag

Nach dem zweiten Viertelfinal-Aus in Serie dürfte beim achtmaligen Meister der nächste Umbruch anstehen. Für die kommende Saison stehen bislang nur drei Profis unter Vertrag: die beiden US-Amerikaner Peyton Siva und Malcolm Miller sowie der deutsche Center Bogdan Radosavljevic. Beim neuen Publikumsliebling Tony Gaffney – der allerdings während der regulären Saison nicht annähernd so furios spielte wie in den Play-offs – besteht die Option auf eine Vertragsverlängerung.

Akpinar nach Ulm?

Mit den drei Deutschen Niels Giffey, Akeem Vargas uns Ismet Akpinar muss sich Alba hingegen auf neue Verträge einigen. Dem Vernehmen nach soll Akpinar sich aber bereits mit Vizemeister Ulm auf einen Wechsel verständigt haben. Nationalspieler Giffey, der in seinen drei Profijahren bei seinem Heimatklub zum Gesicht des Vereins geworden ist, wollte während der Saison noch nicht in Verhandlungen einsteigen und ausdrücklich die Klärung der Trainerfrage abwarten. Der 25-Jährige ist für Alba als Identifikationsfigur und Schlüsselspieler so gut wie unverzichtbar, der Verein wird bei der Trainersuche darauf achten müssen, Giffey nicht zu verprellen. Vargas sprach sich für Päch aus: „Thomas hat herausragende Arbeit geleistet. Es wäre wunderbar, ein schönes Zeichen, wenn man ihn behalten würde.“

Strategisch will Alba laut Baldi angesichts der finanzstarken Konkurrenz weiter auf talentierte, aber unfertige Spieler setzen, „die gewillt sind, mit uns den nächsten Schritt zu machen und dafür hart an sich zu arbeiten“. Daraus ergebe sich das Hauptaugenmerk bei der Trainersuche: „Wir wollen einen Trainer für uns gewinnen, der dieses Programm mitträgt und mit unfertigen Spielern arbeiten und ihnen Vertrauen geben will.“

Das Nachwuchsprogramm soll geschärft werden

Auch aus der eigenen Jugend sollen mittelfristig mehr Spieler zu den Profis aufrücken. Dieser Sprung gelang zuletzt allzu selten, obwohl Alba als einziger deutscher Klub vier Mal in Folge das Final Four der Nachwuchs-Bundesliga (NBBL) erreicht hat. Das umfangreiche Nachwuchsprogramm des Klubs werde künftig „unter Leistungssport-Gesichtspunkten extrem geschärft“, sagte Marco Baldi. Im Zuge dieser Schärfung werden zwei bekannte Gesichter Alba verlassen: Der langjährige Bundesliga-Assistenzcoach, Nachwuchs-Chef und NBBL-Trainer Konstantin Lwowsky wechselt nach Chemnitz. Rekord-Nationalspieler Patrick Femerling erhält als Nachwuchscoach keinen neuen Vertrag.

Baldi sagte noch, ein ambitionierter Klub müsse gestärkt aus so einer Saison hervorkommen. „Ich meine damit, dass man sich nicht verkriecht oder betrauert, sondern überall eine Schippe drauflegt und attackiert“, sagte der 55-Jährige. Für ausführliches Schulterklopfen ist bei Alba wahrlich nicht der richtige Zeitpunkt.

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