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Endlich wieder eingekreist. Adrian Ramos wird von seinen Mitspielern nach seinem 1:0 gegen Aalen gefeiert. Die Fans sangen nach dem Spiel lautstark seinen Namen.

© dapd

Nach dem Sieg gegen Aalen: Hertha und Ramos haben sich wieder lieb

Seit März hatte er nicht mehr getroffen, im Sommer stand ein Ausleihgeschäft nach Mainz kurz bevor. Adrian Ramos ist aber in Berlin geblieben und traf am Sonntag endlich wieder ins Tor. Die Missstimmung zwischen Verein und Spieler ist vorerst vorüber.

Mit den zwischenmenschlichen Beziehungen im Fußball verhält es sich oft nicht anders als mit der Flugrichtung des Balls. Die Beziehung zwischen Hertha BSC und Adrian Ramos ist ein solches Beispiel. Nach Wochen gegenseitiger Bockigkeit haben sich die Beiden wieder lieb. Ramos weiß nach Ende der Transferperiode, dass er den Verein nicht verlassen darf, und der Klub, der Erlöse aus einem Verkauf hätte gut gebrauchen können, hofft nun wieder, dass mit Hilfe des Stürmers der Wiederaufstieg in die Bundesliga realistischer wird. Und nebenbei dessen Marktwert steigt.
Adrian Ramos sei ein Topstürmer, „einer, über den jeder Trainer glücklich ist, wenn er ihn in der Mannschaft hat“, sagte vor wenigen Tagen Jos Luhukay. Ramos hatte eine schwierige Zeit bei Hertha, aber wenn dieser in Fahrt käme, „wäre er Gold wert“. Herthas Trainer hievte ihn am Sonntag erstmals in die Startelf, und Ramos erzielte das wichtige 1:0 beim 2:0 über den VfR Aalen.
Dass Ramos überhaupt noch für Hertha stürmt, kommt dabei fast schon einem kleinen Wunder gleich. Ein Ausleihgeschäft mit dem Bundesligisten FSV Mainz war ausverhandelt. Doch zwei Minuten vor Schließung der Transferliste ließ Herthas Manager Michael Preetz den Deal platzen. Preetz hatte keinen Ersatz für Ramos finden können. Das sei die Bedingung für den Deal mit Mainz gewesen.
An Adrian Ramos, inzwischen 26 Jahre alt, ist das ganze Hin und Her nicht spurlos vorbeigegangen. Auf dem Spielfeld wirkte er oft abwesend, er war nicht bei der Sache und rief sein Leistungsvermögen selten bis gar nicht ab. Das führte so weit, dass er neulich bei seiner Einwechselung im Olympiastadion von den eigenen Fans ausgepfiffen wurde. Nun jubelten ihm die selben Leute wieder zu.
Es sei doch klar, dass man als Fußballer immer in den besten Ligen spielen will, hat Ramos jetzt dem Stadionheft anvertraut. Er fühle sich wohl in Berlin, sei aber auch immer ehrlich gewesen, wenn er gesagt habe, dass er am liebsten in einem Erstligaklub spielen möchte. „Das ist doch legitim, das muss man doch auch als Fan oder Journalist oder was weiß ich verstehen.“ Diese Phase sei aber jetzt abgeschlossen, jetzt zähle nur noch Hertha, ließ der Kolumbianer wissen.

Ramos ist einer der wenigen Herthaner, der für Liga eins noch attraktiv ist

Sein Tor am Sonntag gegen Aalen war sein erstes seit März. Damals hatte Ramos zwei Tore in Mainz erzielt. Allerdings gab es da noch sein Eigentor im Relegationshinspiel gegen Düsseldorf. Ende Mai, als Herthas erneuter Abstieg amtlich war, sagte Manager Preetz, dass Ramos unter den Erwartungen geblieben sei: „Er ist ein Grund dafür, dass wir abstürzten.“ Ramos’ Leistungen als auch die Äußerungen des Managers haben das Verhältnis nicht unbedingt inniger werden lassen. Hertha hätte den Stürmer ganz gern verkauft. Trotz eines Leistungslochs, in dem Ramos steckte, ist er einer der immer weniger werdenen Profis bei Hertha, die eine gewisse Attraktivität für höherklassige Vereine besitzen. Nach dem Verkauf Raffaels in diesem Sommer steht bei Hertha nicht mehr sonderlich viel im Regal. Dass sich dieses Mal keine Käufer, sondern nur ein Ausleiher (Mainz) für Ramos finden ließ, erklärte Hertha mit seiner Formschwäche, die Konkurrenz aber mit der hohen Ablöse, die Hertha sehen wollte – sechs Millionen Euro. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Als die TSG Hoffenheim vor zwei Jahren schon einmal 4,2 Millionen Euro bot, lehnte Hertha ab. Damals wollte man zehn Millionen Euro sehen.

Doch wie lange wird Ramos bleiben? Beide Seite verweisen auf die Transferperiode im Winter. „Ich bin auf meine Aufgabe bei Hertha fokussiert“, sagte Ramos gestern. „Was morgen passiert, weiß ich nicht.“ Bis dahin decken sich die Interessen beider. Ramos braucht Tore, um interessant zu werden, Hertha braucht Transfererlöse und nebenbei auch noch Tore für den Wiederaufstieg.

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