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Lust auf Hertha. Ronnys Tor zum 1:1-Endstand in Kaiserslautern war bereits sein vierter Treffer in der immer noch jungen Saison. Foto: Eibner-Sportfoto

© Eibner-Pressefoto

Nach dem Spiel gegen Kaiserslautern: Hertha festigt sich

Hertha BSC hält nach dem guten 1:1 in Kaiserslautern den Kontakt nach oben. Inzwischen ist Ronny ein Garant dafür, dass die Berliner nach dem schwachen Start inzwischen konstant spielen - und das sagt viel.

Eine Viertelstunde vor Schluss wurde es laut. Richtig laut. Die Fans in den roten Lauterer Trikots rüttelten an den Gittern, sie schrien und pfiffen und johlten und wären wohl am liebsten hinübergesprungen und auf den Platz gerannt. Ach, der Betzenberg… "Das ist Bundesliga", sagte Maik Franz, "für solche Spiele lebst du als Fußballer. Wenn du 90 Minuten lang beschimpfst wirst, großartig!"

Am Samstagnachmittag fühlte sich der Berliner Fußballprofi Maik Franz mit seinen Kollegen von Hertha BSC mal wieder erstklassig. Dass es am Ende nur zu einem 1:1 im Spitzenspiel der Zweiten Liga beim Mitabsteiger 1. FC Kaiserslautern reichte – was soll’s, sprach Herthas Trainer Jos Luhukay, "am Ende steigen hoffentlich beide Vereine auf, denn zwei so große Klubs gehören doch in die Erste Liga!"

Nun gibt es leider kein Geburtsrecht auf einen Platz in der Bundesliga. Für dieses Recht gehört, neben der in Berlin und in Kaiserslautern zuweilen vernachlässigten Kunst seriösen Wirtschaftens, auch eine gewisse Begabung im Umgang mit dem Ball. Auf dem Betzenberg ist Fußball schon immer mehr als Arbeit denn als Kunst inszeniert worden. Auch am Samstag waren im Fritz-Walter-Stadion die schönsten Szenen erst zu bestaunen, als der zweitklassige Traditionsgipfel längst vorbei war. Wer sich in der großen Halle auf der riesigen Leinwand die Bundesliga-Konferenzschaltung anschaute, der wird doch einige Unterschiede festgestellt haben zu dem, was vorher auf dem Betze zur Aufführung kam.

Herthas Trainer Jos Luhukay rühmte völlig zu Recht die Leidenschaft und Intensität, mit der Berliner und Pfälzer einander beharkten. Die Berliner waren die bessere Mannschaft, sie traten homogener auf, und in der besseren ersten Halbzeit ging von ihnen eine Dominanz aus, die zeigte, dass da etwas zusammenwächst. Später aber reduzierte sich Herthas Idee vom Spiel wieder zu oft darauf, den Ball im Zweifelsfall weit nach vorn zu schlagen. Auf den Kolumbianer Adrian Ramos, der sich nach langen Wochen des Missvergnügens endlich ein bisschen besser zurechtfindet in den gegnerischen Strafräumen, aber auch nur ein bisschen.

Mit einiger Berechtigung monierte Luhukay den Pfiff zum Elfmeter, den Mohamadou Idrissou zum glücklichen 1:0 für die limitierten Lauterer verwandelte. Aber der direkt darauf folgende Ausgleich entsprang keineswegs, wie Luhukay später vortrug, Herthas gewachsener Fähigkeit, ein Comeback hinzulegen. Es war alles andere als ein durchdachter Spielzug, sondern ein Glücksschuss des Brasilianers Ronny, der den Berlinern das in finaler Konsequenz hoch verdiente 1:1ermöglichte.

Ohne Ronny stünde Hertha im Süden der Tabelle

Die Personalie Ronny sagt einiges über die Befindlichkeit des führenden Berliner Fußballunternehmens. Der Brasilianer, vor gut zwei Jahren primär zur Sozialisierung seines hoch veranlagten Bruders Raffael verpflichtet, hat überaus talentierte Füße, und beim Kick am Strand wäre gewiss jeder gerne in seiner Mannschaft. Aber taktisches Denken ist ihm immer noch fremd, und eine stringente Leistung von Minute eins bis neunzig wird ihm in seiner Berliner Zeit niemand nachsagen wollen.

Doch ohne diesen Strandkicker aus Fortaleza stünde Hertha BSC vor ungemütlichen Herbsttagen. Ohne die in dieser Saison in den Statistiken vermerkten vier Ronny-Tore und ohne die eine Ronny-Vorlage würden die Berliner irgendwo tiefer im Süden der Zweitligatabelle um sportliche Glaubwürdigkeit ringen. Änis Ben-Hatira, auch er ein technisch durchaus Begabter, fehlt ganz offensichtlich das strategische Potenzial, eine Mannschaft zu führen. Anleitende Fähigkeiten besitzt in dieser Mannschaft allein Peer Kluge, er war in Kaiserslautern Herthas Bester.

Das Spiel auf dem Betzenberg war ein wegweisender Charaktertest, und niemand wird diesen Test als missraten bezeichnen wollen. Aber eine Eins mit Sternchen war es auch nicht. Am Mittwoch kommt Dynamo Dresden nach Berlin, und Maik Franz sagt, "dass ich mich jetzt schon auf ein tolles Spiel mit tollen Fans freue". So wie am Samstag im Fritz-Walter-Stadion auf dem Betzenberg.

Kurz vor Schluss, als es laut wurde, richtig laut und die Fans schrien und pfiffen und johlten, so dass sich Herthas Verteidiger Maik Franz mit seinen Kollegen schon wieder erstklassig wähnte – eine Viertelstunde vor Schluss also ging es auf dem Betze weniger um das, was auf dem Platz passierte. Die Lauterer Fans wüteten nur gegen Herthas sich warm laufenden Ersatzspieler Sandro Wagner, der in der vergangenen Saison für den FCK gekickt hatte und nach Ansicht des Publikums nicht ganz unschuldig war an Lauterns Strafversetzung in Liga zwei.

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