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Sport: Nach der Basler-Posse kann Hertha heute den Rekordmeister "in die Krise stoßen"

Jürgen Röber weiß, welche Macht seine Mannschaft hat. Sie könne nämlich, so der Hertha-Trainer, den Rekordmeister "total in die Krise stoßen".

Jürgen Röber weiß, welche Macht seine Mannschaft hat. Sie könne nämlich, so der Hertha-Trainer, den Rekordmeister "total in die Krise stoßen". Wie das? Ganz einfach: Mit einem Sieg heute im Münchner Olympiastadion. Dann nämlich würde der FC Bayern den Anschluss an die Spitze verlieren, und die Medien würden sich noch mehr auf die Armen von der Isar stürzen. Nach dem Wirbel um Basler, Scheuer und Babbel auch noch die sportliche Krise - welch Horrorvision. Röber: "Von mir aus können die Zeitungen in München nach der Partie voll von Krisenmeldungen sein." Als ob Uli Hoeneß, der Manager, nicht schon genug genervt wäre. Der Basler habe doch auf den Sportseiten nichts mehr zu suchen. Der gehöre in den Unterhaltungsteil, gleich hinter Verona Feldbusch.

Aber vielleicht kommt heute alles ganz anders. Vielleicht präsentiert sich der Meister endlich einmal meisterlich, und niemand spricht mehr von einer Krise. Vielleicht gibt es in München ein 7:3 wie 1991 oder ein 7:4 wie 1976. Wer in Hamburg 1:5 verliert, der kann auch im Duell der Champions-League-Klubs unter die Räder kommen.

Zumal Herthas Schwächeln in Bundesliga und Pokal augenfällig ist. Natürlich ist es auch Röber nicht entgangen. "Wir müssen", so Röber, "wesentlich stärker, aggressiver und überhaupt total anders spielen als gegen Tennis Borussia." Es war an alle adressiert. An fast alle. Dariusz Wosz, den nimmt der Trainer aus. Der hat nach Röbers Ansicht das Spiel noch herumgerissen.

Was Röber zuversichtlich stimmt: Sebastian Deisler, gegen TeBe zur Untätigkeit verdammt, ist heute mit von der Partie. Das Jung-Talent, bislang mit dem Medienspektakel gut fertig geworden, ist wieder voll im Training. Und er kann sich an jener Stätte profilieren, wo er gelandet wäre, hätte Dieter Hoeneß nicht Bruder Uli ein Schnippchen geschlagen.

Im Gegensatz zu Deisler ist Eyjölfur Sverrisson nicht fit. Den, nach seiner Operation gerade wieder fit, streckte eine Angina nieder. Freilich nicht so schlimm, dass er nicht wieder aufstehen könnte. Gestern Abend sollte der Isländer der Mannschaft hinterherfliegen. Die muss auf alle Fälle Dick van Burik und Andreas Schmidt entbehren. Den Holländer plagt eine Magen-Darm-Grippe, Schmidt hat es schlimmer erwischt. "Es besteht der begründete Verdacht auf einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich. Ihm drohen zwei bis drei Wochen Pause", meinte Herthas Mannschaftsarzt Ulrich Schleicher vor dem Abflug. Den machte auch einer mit, der nach seinem Kreuzbandriss fünf Monate lang zum Zuschauen verdammt war: Ante Covic. Röber: "Er steht zumindest im Kader." Die Leidenszeit ist vorbei.

Ilija Aracic, der mit seinem Pokaltor Hertha vor dem drohenden Elfmeterschießen bewahrte, wird wohl zunächst wieder auf die Ersatzbank. Und das, obwohl Röber beim Spiel gegen TeBe den beiden Sturmspitzen Michael Preetz und Ali Daei "keine gute Leistung" attestiert. Daei feiert in München wie andere aus dem Hertha-Kreis ein Wiedersehen. Auch Thomas Helmer, der einen Schlag auf die Achillessehne erhielt und zunächst nur auf dem Ergometer strampeln durfte, gestern Nachmittag aber wieder mittrainierte. Auch Röber und Dieter Hoeneß kehren an ihre einstige Wirkungsstätte zurück. Ohne Sentimentalitäten, mit Siegeswillen.

Klaus Rocca

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