zum Hauptinhalt
Eng am Mann. Unions Christopher Quiring (Mitte) tut sich nicht nur mit den Fürther Gegenspielern schwer, sondern auch mit Ideen im Offensivspiel – wie alle seine Teamkollegen.

© Bernd König/Imago

Nach der Niederlage gegen Fürth: Union Berlin: Die Probleme liegen im Kreativbereich

Auch die 0:1-Pleite gegen Fürth zeigt: Der Mannschaft fehlt ein Lenker. Die Offensivspieler wehren sich aber gegen Kritik - und auch der Trainer nimmt seine Spieler in Schutz.

Die 0:1-Niederlage gegen Greuther Fürth war gerade Gewissheit, da errichteten die Fans des 1. FC Union ihre Trutzburg. Stimmgewaltig sangen sie in Richtung der Gäste „Ohne Schiri, habt ihr keine Chance“ und trösteten sich damit, vermeintlich ungerecht behandelt worden zu sein. Tatsächlich hatte Schiedsrichter Martin Thomsen nicht immer souverän gewirkt, in den entscheidenden Momenten oder beim Platzverweis gegen Unions Sören Brandy in der Nachspielzeit lag er aber richtig. Ihn traf keine Schuld, dass die Berliner im eigenen Stadion ohne Torerfolg blieben.

Es war wieder einer dieser Tage, wie ihn die Zuschauer im Stadion An der Alten Försterei schon des Öfteren in dieser Saison erlebt haben. Ihre Mannschaft präsentierte sich im Offensivspiel derart ideenlos, dass wohl nur der Zufall oder eine Standardsituation den Berlinern ein Tor hätte bescheren können. Doch dazu kam es nicht. Union verlor nach einer vor allem in der zweiten Halbzeit schwachen Leistung völlig verdient. In 90 Minuten konnte sich die Mannschaft mit einigem Wohlwollen gerade zwei Torchancen erspielen.

Norbert Düwel verzichtet auf Kritik an seiner Mannschaft

Trainer Norbert Düwel sah aber keinen Grund, mit seinen Spielern hart ins Gericht zu gehen. Stattdessen lobte er den Gegner. „Die Abwehrreihe von Greuther Fürth hat einen überragenden Job gemacht. Wir haben gegen einen sehr, sehr starken Gegner gespielt, gegen den hier noch nie gewonnen wurde. Diese Tradition haben wir fortgesetzt, das ist kein Beinbruch“, sagte Düwel, der seine Mannschaft inzwischen als gefestigt genug betrachtet, um diese Niederlage zu verdauen.

Tatsächlich wirkte Fürths Verteidigung meist unüberwindlich. Jene Verteidigung, die vor einer Woche gegen den damaligen Tabellenletzten FSV Frankfurt zu Hause fünf Gegentore zugelassen und unter der Woche beim Pokal-Aus in Kaiserslautern (0:2) auch nicht immer einen gefestigten Eindruck gemacht hatte. Die Mehrfachbelastung war Fürth nicht anzumerken, Union wirkte nicht wirklich frischer. Im Mittelfeld konnte kein Übergewicht hergestellt werden, kreative Lösungen aus der Fürther Umklammerung fanden Düwels Spieler nicht. „Fürth hat uns das Leben schwer gemacht, sie haben sehr tief gestanden. Uns hat dann der entscheidende Pass in die Tiefe gefehlt“, sagte Maximilian Thiel.

Mangel an Kreativspielern

Der entscheidende Pass hat nicht nur am Freitagabend gefehlt. Es ist ein grundsätzliches Problem, das der 1. FC Union im Kreativbereich hat. Der Kader ist arm an Spielern, die das Geschehen im entscheidenden Moment an sich reißen und spielerische Lösungen herbeiführen können. Der talentierte Eroll Zejnullahu ist noch nicht in der Lage, Woche für Woche konstant gute Leistungen abzuliefern, was ganz normal ist für einen 20-Jährigen. Er verfügt auch noch nicht über genügend Erfahrung, um das Spiel eines Zweitligisten dauerhaft zu lenken.

Zu Saisonbeginn hatte Düwel nach dem Abgang von Torsten Mattuschka noch Baris Özbek und Björn Jopek für die Rolle der Spielgestalter ausgewählt, doch gegen Fürth standen beide wie zuvor nicht im Kader. Der erfahrene, technisch versierte Benjamin Köhler tauchte am Freitag oft ab. Diese Meinung wollte Düwel aber nicht teilen: „Wir haben ein bisschen die spielerische Linie verloren und teilweise zu früh lange Bälle gespielt. Dadurch kamen die Mittelfeldspieler nicht so ins Spiel.“

Von schnellem und attratktivem Fußball nichts zu sehen

Bei seiner Vorstellung hatte Düwel angekündigt, Union schnelleren, attraktiveren Fußball spielen lassen zu wollen. Davon ist auch nach über vier Monaten nichts zusehen. Wichtige Tore erzielte die Mannschaft oft nach Standardsituationen. Auch die Spieler wehren sich gegen Kritik an ihren Offensivleistungen. „Wir haben in den vergangenen Wochen gezeigt, dass wir Fußball spielen können“, sagte Maximilian Thiel.

Am kommenden Sonntag müssen er und seine Mitspieler beim bisher ungeschlagenen Tabellenführer FC Ingolstadt antreten. Union ist dann Außenseiter, Ingolstadt wird versuchen, das Spiel zu bestimmen. Aus Berliner Sicht kann das nur von Vorteil sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false