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Nur im Strafraum allein gelassen. Mickaël Poté erzielte für Dresden gegen den Chemnitzer FC das vorentscheidende 2:0. Für seine Gegenwehr gegen rassistische Beleidigungen erhielt er viel Unterstützung.

© dpa

Nach Schmähungen: Poté gibt die Antwort auf dem Platz

Dresdens Mickaël Poté wird im DFB-Pokal von Chemnitzer Zuschauern rassistisch beleidigt. Jetzt wehrt sich der Stürmer offensiv gegen die Beleidigungen.

Die 17. Minute in diesem Spiel wird die Minute sein, über die noch am längsten zu reden sein wird. Dynamo Dresdens Stürmer Mickaël Poté hatte gerade eine Torchance in diesem DFB-Pokalspiel beim Chemnitzer FC nicht genutzt, als ihn Zuschauer aus dem Chemnitzer Fanblock mit Affenlauten rassistisch beleidigten. Poté, dessen Mutter aus dem Benin stammt und dessen Vater von der Elfenbeinküste, stellte sich daraufhin vor den Fanblock, klatschte erst ironisch Beifall und hüpfte dann affenartig auf und ab – so hielt er den Zuschauern den Spiegel vor.

Es kommt immer wieder vor, dass farbige Spieler in Stadien rassistisch beleidigt werden, der Franzose Mickaël Poté gehört zu denen, die darauf besonders offensiv reagiert haben. Im Spiel mit seinen Gesten. Nach dem Spiel mit Worten, als er sagte, er könne das alles nicht verstehen, „wir sind beim Fußball und nicht im Zirkus – schade“. Und noch in der Nacht auf Facebook mit einer persönlichen Stellungnahme. Er dankte darin auf Englisch den Fans, die anders seien als die Chemnitzer, die ihn beleidigt hatten. „Ich glaube nicht, dass wir sie Fans nennen können, denn die richtigen Fans sind nicht so, sie sind wie IHR!! Ihr schaut nicht auf die Hautfarbe oder die Religion eines Spielers, ihr seht nur den Fußballspieler und so muss es sein. Bleibt bitte so, ihr seid ein Beispiel für alle!!“ Um ihn sollten sie sich keine Sorgen machen, es sei vorbei, und „ich habe die beste Antwort gegeben!“ Er hoffe, dass die Liga darüber nachdenke, wenn andere Spieler zu Opfern werden.

Seine Antwort auf dem Platz bestand nicht nur aus den Gesten in der 17. Minute, sondern auch aus dem vorentscheidenden 2:0 kurz vor der Pause, am Ende zog Dresden mit einem 3:0-Auswärtssieg in die zweite Runde des DFB-Pokals ein.

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Der Chemnitzer FC kündigte am Dienstag an, sich offiziell bei Poté entschuldigen zu wollen. Chemnitz hat auch eigentlich ein gut arbeitendes kommunales Fanprojekt, dort nimmt man die Vorgänge ernst. Der Chemnitzer Vereinspressesprecher Sven-Uwe Kühn betonte, „dass Leute, die sich so benehmen, im Stadion nichts zu suchen haben und der Verein mit allen Mitteln dagegen vorgehen wird“. Die Mehrheit der rund 12 000 Chemnitzer und 3000 Dynamofans feuerten ihre Mannschaften fair an, es gab auch einige im Chemnitzer Block, die gegen die Affenlaute ansangen.

Der Deutsche Fußball-Bund hat bereits Ermittlungen gegen den Chemnitzer FC eingeleitet. Dabei wird es nicht nur um die rassistischen Schmähungen gehen, sondern auch um eine Spielunterbrechung nach knapp einer Stunde. Im Chemnitzer Block war ein Rauchtopf gezündet worden – zu einem Zeitpunkt, als die Chemnitzer Mannschaft auf dem Feld gerade das Spiel zu drehen versuchte. Noch am Montag wurde ein 23 Jahre alter Chemnitzer von der Polizei festgenommen, der verdächtigt wird, den Rauchtopf gezündet zu haben. Er ist inzwischen wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Außerdem wurden zwei Dresdner Fans von einigen Chemnitzern angegriffen, einem wurde das T-Shirt geraubt. Durch intensive Sicherheitsmaßnahmen blieben Auseinandersetzungen zwischen den Fans in Chemnitz aus, obwohl die Stimmung vor dem Spiel ziemlich angeheizt worden war. Laut Jana Kindt, Pressesprecherin der Chemnitzer Polizei, war es ein ruhiger Einsatz. Wegen der rassistischen Beleidigungen wurde bisher keine Anzeige erstattet.

Für seine Reaktion und seine Stellungnahme hat Mickaël Poté von seinem Verein und auch bei Facebook viel Solidarität erfahren. Etwa 120 Kommentare gingen bis Dienstagabend ein, mehr als 1500 Menschen klickten ihre Zustimmung zu Potés Stellungnahme an. Auch Chemnitzer Fans schrieben Mickaël Poté. Einer bat ihn darum, nicht alle Chemnitzer Fans zu verdammen und schrieb: „Du hast diesen Idioten die richtige Antwort gegeben. Ich bin sehr stolz auf dich.“

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