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Julian Nagelsmann war zumindest neben dem Platz wohl der Aktivste auf deutscher Seite.

© dpa/Federico Gambarini

Sieg der deutschen Fußballer gegen die USA: Bloß nicht in Euphorie verfallen

Die deutschen Fußballer feiern den nächsten Sieg und Bundestrainer Julian Nagelsmann einen gelungenen Einstand. Er scheint der Richtige zu sein für den Posten. Und trotzdem ist nur der erste Schritt getan.

Ein Kommentar von Charlotte Bruch

Julian Nagelsmann verbrachte kaum eine Minute auf der Trainerbank. Der neue Nationaltrainer der deutschen Fußballer tigerte mal an der Seitenlinie auf und ab, mal gab er Anweisungen und in den letzten Minuten wurde er immer mehr zum Beobachter.

Bei seinem Debüt am Samstagabend in Hartford beschenkten ihn seine Spieler mit einem 3:1-Sieg über die USA. Letztlich schien sich die große Energie, die Nagelsmann über 90 Minuten an den Tag legte, auf den Platz zu übertragen. Doch das war nicht der einzige positive Effekt, den der 36-Jährige auf die Leistung seiner Mannschaft hatte.

Das DFB-Team zeigte insgesamt einen guten Auftritt und ließ sich auch von einem Rückstand nicht aus der Ruhe bringen. Das war in der Vergangenheit noch anders. Diesmal war von Verunsicherung aber keine Spur. Nagelsmann scheint der Nationalelf wieder Selbstvertrauen zu geben und gleichzeitig eine gewisse Lockerheit. Diese schlug sich vor allem in Halbzeit zwei in Geduld und Spielfreude wieder, was letztlich belohnt wurde. So spielte auch ein Jamal Musiala, der während seiner Zeit in Bayern unter Nagelsmann als nicht so zufrieden galt, wieder befreit auf.

Der erleichterte Rudi Völler sprach später von der Unbekümmertheit Nagelsmanns, die ausschlaggebend sei. Am Samstagabend ist aber auch klar geworden, dass Nagelsmann in der Lage ist, sein Ego zurückzustellen. Er hatte zuvor angekündigt, von komplizierten Taktiken und ständigen Systemwechseln Abstand zu nehmen, aber auf einer gesunden Aggressivität Richtung gegnerisches Tor zu bestehen.

Erneut riesige Defizite in der Rückwärtsbewegung

Diese bekam er auch von seiner Mannschaft und trotzdem funktionierte vieles mal wieder nicht in der deutschen Defensive. Denn nicht alles war so rosig, wie man das bei einem solchen Ergebnis vermuten könnte. Erneut gab es riesige Defizite in der Rückwärtsbewegung und zu große Abstände zwischen den Ketten, vor allem im Gegenpressing. So barg das deutsche Team anfangs das ständige Risiko, ausgekontert zu werden. Man kann durchaus von Glück sprechen, dass das US-Team das nicht ausnutzte.

So schien es zunächst so, dass auch unter Nagelsmann mal wieder Anspruch und Realität weit auseinander klaffen beim DFB-Team. Am Ende war der Schlüssel zum Erfolg das Vermögen Nagelsmanns, Probleme zu erkennen und die spielerischen Lösungen direkt parat zu haben. Ganz im Gegensatz zu seinem Vorgänger Hansi Flick. Nagelsmann nahm nur kleine, dafür aber effektive Anpassungen vor und brachte sein Team damit zurück in die Erfolgsspur.

Und genau deshalb scheint er angesichts des kurzen Zeitraums bis zur Heim-EM der Richtige für den Job als Bundestrainer zu sein. Nun in Euphorie zu verfallen, wäre allerdings deutlich zu früh. Dazu sind noch zu viele Baustellen im deutschen Team offen.

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