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© Bernd KÅ¡nig

Nach Trainerentlassung: Gegen Favre intrigiert?

Heute tritt Hertha in der Europa League in Lissabon gegen Sporting an. Das soll Abwechslung bringen, denn es rumort im Verein. Vor dem Spiel will Kapitän Arne Friedrich über die Gerüchte reden - und auch wieder nicht.

Michael Preetz ist nicht mitgereist nach Lissabon. Der Manager muss den Trainer finden für den Rest der Saison, das hat Vorrang in diesen turbulenten Tagen bei Hertha BSC. Der alte Trainer ist weg, der neue noch nicht da, und der Mannschaftskapitän wird immer offener einer Intrige verdächtigt. Das ist keine schöne Situation für eine Fußballmannschaft, erst recht nicht, wenn sie zuletzt sechs Spiele hintereinander verloren hat und in der Bundesliga auf dem letzten Platz steht.

Jetzt also Lissabon. Das Spiel in der Europa League beim Sporting Clube de Portugal soll Abwechslung bringen und Selbstbewusstsein und vielleicht auch ein bisschen Ruhe. Gerade 90 Berliner Fans haben die weite Reise in den äußersten Südwesten Europas angetreten. Sie werden mit wachen Augen verfolgen, mit welchem Engagement Arne Friedrich das Abwehrzentrum zu verantworten gedenkt. Der Kapitän hat sich erholt von den Folgen eines Oberschenkelchecks und vielleicht auch vom schlechten Verhältnis, das ihm zum geschassten Trainer Lucien Favre nachgesagt wird. Mit dem neuen Trainer verbindet ihn ein sehr viel besseres Verhältnis. Heine arbeitete vor seiner Rückkehr zu Hertha vor fünf Jahren als Talentspäher für den selben Spielerberater, der auch die Interessen von Arne Friedrich vertritt.

Arne Friedrich hat in den vergangenen Tagen geschwiegen, aber vor dem Spiel in Lissabon will er reden. Über diese „absolute Sauerei“, die da eine Zeitung seit zwei Wochen mit ihm anstelle, Friedrich schimpft über „unterirdische Artikel, die mir und dem gesamten Verein geschadet haben“. Es hatte besagte Zeitung aus einem Hertha sonst sehr gewogenen Verlagshaus an der Kochstraße die Führungsqualitäten des Nationalspielers in Zweifel gezogen und sich dabei auf eine Einschätzung des vormaligen Trainers Favre bezogen: Friedrich sei zwar ein braver Verteidiger, tauge aber keinesfalls zum Abwehrchef. Daraufhin habe Friedrich erst beleidigt reagiert und später, so wird mittlerweile in den Fanforen im Internet gemutmaßt, eine mannschaftsinterne Intrige gegen Favre angezettelt.

Laut „Kicker“ soll Manager Preetz den Kapitän in der vergangenen Woche gefragt haben, ob er gegen den Trainer spiele. Dazu will Friedrich nichts sagen. Ist das nun ein Dementi oder keins? Friedrich windet sich, „ich will dazu nichts sagen“, auch nicht zu den Spekulationen, er pflege immer noch einen intensiven Kontakt zum im Sommer geschassten Manager Dieter Hoeneß. Friedrich findet es auch nicht seltsam, dass er die Mannschaft am Dienstag zu einer Sitzung in ein Zehlendorfer Restaurant geladen hatte, das auch von Hoeneß gern frequentiert wird – „kann schon sein, dass der da ab und zu mal hingeht“. Und was ist mit der von Fans aufgeschnappten Bemerkung, die Verständigung mit seinen Mannschaftskollegen sei so schwierig, weil die alle andere Sprachen sprechen würden? Friedrich sagt, es könne schon sein, dass dieser Satz so gefallen sei.

Es ist ein bisschen viel Könnteseinvielleichtkeinkommentar für einen Kapitän, der eigentlich vor einem wichtigen Spiel mal ein paar Sachen klar stellen wollte. Friedrich will nichts mehr sagen, jedenfalls nichts „zu solchen Dingen“. Er lässt noch ein paar Allgemeinplätze fallen über Sporting und die Europa League, dann verschwindet er mit Karsten Heine zum Abschlusstraining. Friedrich ist für den Rest der Saison als Abwehrstütze fest eingeplant, für Heine aber wird es vielleicht schon in Lissabon, ganz bestimmt aber am Sonntag gegen den Hamburger SV vorbei sein mit dem Gastspiel bei den Profis. Der Klub schätzt seine Arbeit als Ausbilder von Talente, die über die zweite Mannschaft den Sprung zu den Profis schaffen wollen. Dabei war er als Interimslösung auf der Chefposition so erfolglos nicht.

Vor zweieinhalb Jahren schaffte Heine in einer kritischen Situation nach der Entlassung von Falko Götz den Verbleib in der Bundesliga. Und bei seinem ersten Nothelferjob vor 18 Jahren sprang zwischen zwei Niederlagen immerhin ein Erfolgserlebnis heraus. Dieses 2:1 bei Bayer Uerdingen war in der Katastrophensaison 1990/91 Herthas dritter Sieg. Er machte am Ende den Unterschied zum schlechtesten Bundesligateam aller Zeiten. Tasmania Berlin kam 1965/66 auf zwei Siege.

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