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Montagsdemonstration. Die Mannschaft des 1. FC Union bejubelt den Sieg und den Sprung auf Platz zwei in der Tabelle.

© dpa/Gambarini

Nach viertem Sieg in Folge: 1. FC Union zwischen Euphorie und Realitätssinn

Trotz des zweiten Tabellenplatzes sieht sich der 1. FC Union selbst noch nicht als Spitzenmannschaft.

Am Dienstag schien beim Zweitligisten 1. FC Union nicht nur im übertragenen Sinn die Sonne. Die Mannschaft hatte am Vorabend mit 2:0-Erfolg gegen den FC St. Pauli gewonnen. Dadurch ist Union erstmals seit fast drei Jahren auf einem direkten Aufstiegsplatz gelistet. Das Ausradeln der Mannschaft und das Spiel-Ersatztraining der zweiten Reihe fanden zudem bei wahrhaftig strahlendem Sonnenschein statt.

Alle Kicker hatten gute Laune. Vizekapitän Benjamin Kessel freute sich, dass er erstmals seit seinem Fußbruch am 30. Juli zusammen mit Physiotherapeut und Reha-Trainer Hendrik Schreiber mal wieder auf dem Platz ein paar Runden drehen konnte. Selbst der angeschlagene Angreifer Collin Quaner war beim vorzeitigen Verlassen des Trainingsgeländes nicht bedrückt, obwohl ihn eine Oberschenkelverletzung schon am Montagabend zum Zuschauen zwang. Der sechsfache Torschütze, der eine Spritze bekam, wird auch am Freitag im Auswärtsspiel in Nürnberg fehlen. Doch nach der Länderspielpause dürfte er wieder zur Verfügung stehen.

Die Euphorie nach dem Abpfiff hat aber auch Quaner mitbekommen. Die Stimmung im Stadion An der Alten Försterei ist generell gut, selbst wenn es mal nicht so läuft. Aber zum einen kann sich nach 13 Heimbegegnungen ohne Niederlage in Folge niemand mehr so richtig daran erinnern und zum anderen war sie nach dem vierten Dreier in Folge ganz besonders. Auf dem zweiten Platz steht man halt nicht alle Tage.

Feierlichkeiten dauerten länger als sonst

Bei der traditionellen Ehrenrunde der Mannschaft hatte die Stadionregie die Tabelle mit den ersten Fünf auf die Anzeigetafel geworfen. Das sorgte für großen Beifall bei den Fans. Die Spieler, die auch einen Blick auf das aktuelle Klassement an der Spitze werfen konnten, steckte das offensichtlich an. Mit den wilden Tanzeinlagen, die sonst immer erst vor den Anhängern auf der Waldseite im Strafraum stattfinden, fingen sie diesmal schon vor der Gegengerade auf Höhe der Mittellinie an. Die Feierlichkeiten dauerten länger als sonst üblich.

In diesen Minuten war die seit Jahren vorhandene und vom Verein formulierte Hoffnung auf einen mindestens einjährigen Urlaub in der Bundesliga vielleicht so groß wie lange nicht. Lob gab es auch vom Gegner. „Wir sind bei einer momentan echten Spitzenmannschaft angetreten“, sagte Gästetrainer Ewald Lienen.

Doch bei Union fanden die Spieler und der Trainer schnell die Balance zwischen Euphorie und Realitätssinn. Das Wort „Momentaufnahme“ verwendeten Trainer Jens Keller und Angreifer Philipp Hosiner bereits am Montagabend. Kapitän Felix Kroos zog am Dienstag nach. Alle wurden unabhängig voneinander befragt. „Wir sind Zweiter, wir freuen uns darüber. Große Sprüche helfen aber nicht, sondern nur Arbeit“, sagte Keller trotz der vorteilhaften Ausgangsposition für das Erreichen des Saisonziels. Union wollte vorn mitspielen und den sechsten Platz des Vorjahres verbessern.

Spieler wie die Neuzugänge Philipp Hosiner und Simon Hedlund sind nur nach Köpenick gekommen, weil sie bei Union die Möglichkeit des Aufstiegs aufgezeigt bekommen haben. Beide hoffen über den ambitionierten Arbeitgeber den Sprung in die Nationalmannschaften Österreichs beziehungsweise Schwedens zu schaffen. „Wenn wir so konzentriert, weiterspielen, kann in dieser Saison noch etwas sehr Großes entstehen“, sagte Hosiner.

Er hatte gegen St. Pauli den ersten Treffer erzielt. Die Entscheidung führte Kenny Prince Redondo herbei. Gerade in der Offensive, zu der neben Quaner auch noch der vierfache Torschütze Steven Skrzybski gehört, scheint Union unberechenbar zu sein. 16 erzielte Tore bedeuten zusammen mit Tabellenführer Braunschweig Ligaspitze. „Wir sind immer in der Lage, ein Tor zu machen. Aber noch schöner ist, dass wir jetzt defensiv auch besser stehen. Das ist der Schlüssel dafür, dass wir offensiv gut aussehen“, sagte Kroos. „Wenn wir nach 20, 25 Spieltagen immer noch oben sind, können wir uns gern als Spitzenmannschaft bezeichnen. Jetzt genießen wir das einfach nur.“

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