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Ab nach vorn. Sascha Lewandowski steht für schnellen Angriffsfußball.

© picture alliance / dpa

Nachfolger von Norbert Düwel: 1. FC Union: Friedensstifter gesucht

Der neue Trainer vom Berliner Zweitligisten 1. FC Union muss die emotionalen Gräben schließen, die Vorgänger Norbert Düwel hinterlassen hat. Am Mittwoch soll der neue Coach vorgestellt werden.

Vom Gefühl her reisen die Fußballer des 1. FC Union gerade in der Zeit zurück. Alles ist wie am Anfang einer Saison. Es werden mehrere Einheiten am Tag absolviert, Testspiele bestritten und ab kommenden Montag geht es für vier Tage ins Trainingslager nach Kienbaum.

Wegen der Länderspielpause ruht auch die Zweite Liga, Union tritt erst wieder am 12. September beim Karlsruher SC (13 Uhr) an. Den Spielern bleibt so etwas Zeit, sich an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen. Am Montag beurlaubte der Verein Trainer Norbert Düwel, Nachfolger soll Leverkusens Jugendtrainer Sascha Lewandowski werden. Beim Testspiel am Dienstagabend gegen den Oberligisten Lichtenberg 47 (nach Redaktionsschluss beendet) wurde die Mannschaft noch von den Co-Trainern André Hofschneider und Sebastian Bönig betreut. Der Verein hat aber für den heutigen Mittwoch eine Pressekonferenz anberaumt, auf der der neue Trainer vorgestellt werden soll.

Rennen, kämpfen – das konnten Unions Spieler unter Düwel

Das Positive aus Sicht von Düwels Nachfolger: Er wird nicht von ganz vorn anfangen müssen. Die Mannschaft ist körperlich in einem guten Zustand, fast alle Spieler stehen zur Verfügung. Lediglich Maximilian Thiel wird in den kommenden Wochen zum Zuschauen gezwungen sein. Der Angreifer zog sich beim 1:1 gegen RB Leipzig einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel zu, wie lange er ausfällt, steht noch nicht fest.

Rennen, kämpfen – das konnten Unions Spieler unter Düwel. Nur ist das beim Berliner Zweitligisten längst nicht mehr genug. Allein mit diesen fußballerischen Grundtugenden steigt in der Regel niemand in die Bundesliga auf. Präsident Dirk Zingler sah zuletzt immer weniger zufrieden aus, wenn er von der Tribüne die Heimspiele in der Alten Försterei verfolgte. Die vielen langen Bälle, das holperige Offensivspiel – all das dürfte ihm nicht gefallen haben. Lewandowski steht dagegen für schnellen Angriffsfußball.

Nun benötigt Union einen Friedensstifter

Sportlich sehnen sich die Berliner nach einem dominanteren, offensiveren Stil, der die Fans im fast immer vollen Stadion begeistert. Potenzial dafür ist im Kader vorhanden. Union verstärkte sich vor der Saison mit neun Zugängen, von denen vor allem die Mittelfeldspieler Stephan Fürstner, Dennis Daube und Verteidiger Benjamin Kessel das fußballerische Niveau steigern sollten. Nur wurden Fürstner und vor allem Daube zuletzt von Düwel sehr sparsam eingesetzt. Gegen Leipzig stand nur noch ein Neuer in der Startelf. Die Nichtberücksichtigung von Fürstner, der als Führungsspieler geholt wurde, passte zu Düwels personellen Rochaden, die sich in ständig wechselnden Aufstellungen äußerten. Viele Spieler wussten beim Trainer nie so richtig, woran sie sind.

Nun benötigt Union einen Friedensstifter, der die Mannschaft mit natürlicher Autorität hinter sich vereinen kann und die Dinge etwas lockerer angeht, wenn es die Situation erlaubt. Düwel hatte stets Probleme damit, den richtigen Ton zur rechten Zeit zu treffen. Die Führung der Mannschaft und der Umgang mit der verhältnismäßig aufgeregten Berliner Medienlandschaft fielen ihm bis zum Schluss schwer. Nach innen schlug er einen rauen Ton an, beinahe jede Woche gab es Konflikte mit einem anderen Spieler. Nicht selten handelte es sich dabei um Fußballer aus dem Führungszirkel der Mannschaft. Seine Vorliebe für die Dreierkette als Abwehrformation sorgte im Kader für wenig Begeisterung, viele fühlten sich unsicher und bevorzugten, mit der Viererkette zu verteidigen. Von Sascha Lewandowski ist nicht bekannt, dass er übermäßig viel für die Dreierkette übrig hat.

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