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Sport: Nah dran

Stange verhandelt weiter im Irak und wehrt sich gegen Kritik

Von Robert Ide

Bernd Stange war am Montag nicht zu erreichen. In Bagdad klingelte zwar sein Telefon im Sheraton-Hotel – das ist derzeit die einzige Verbindung des deutschen Fußballtrainers zur westlichen Außenwelt. Doch Stange nahm den Hörer nicht ab. Er war beschäftigt mit seinem neuen Arbeitgeber – dem irakischen Fußballverband.

Es sollten nur noch Details sein, die Stange am Montag klären wollte, bevor er einen Vier-Jahres-Vertrag als Nationaltrainer im Land des Diktators Saddam Hussein unterschreibt. Eine Pressekonferenz, in der Stange offiziell als Coach vorgestellt werden sollte, war angesetzt, wurde aber wieder abgesagt. Denn die Details, über die Bernd Stange verhandelt, sind schwierig. Stange will, wie er bereits im Tagesspiegel- Interview am Samstag betont hatte, eine Ausstiegsklausel für den Fall, dass es zu einem Krieg am Golf kommt. „Im Ernstfall werde ich ausgeflogen“, sagte Stange.

Am Montag schien dieser Verhandlungspunkt immer noch strittig zu sein. Beim irakischen Fußball-Verband hieß es auf Anfrage, die Unterschriften beider Seiten sollen erst in zwei oder drei Tagen unter den Vertrag gesetzt werden. „Es gibt noch Verhandlungsbedarf“, meinte ein Sprecher.

Der ehemalige DDR-Auswahltrainer hat sowieso andere Sorgen. In mehreren Interviews mit deutschen Medien bemühte er sich am Wochenende, den Eindruck politischer Nähe zum irakischen Regime zu vermeiden. Heftige Kritik hatte ein Foto ausgelöst, auf dem Bernd Stange neben einem Porträt von Saddam Hussein zu sehen ist. Stange rechtfertigte sich nun so: „Es gab Vertragsgespräche. Da war ein einziger Fotograf dabei. Ich kann ja nicht sagen: Ich erlaube keine Fotos mit eurem Chef.“

Für Stange wird es immer schwieriger, sein Engagement zu erklären. Denn ein Sohn Saddam Husseins ist Chef des irakischen Fußball-Verbandes. Stange betont, dass er nur mit dem Generalsekretär des Verbandes verhandelt – und dieser sei nicht mit Saddam verwandt. Zudem fordert Stange eine weitere Vertragsklausel. „Ich möchte vertraglich garantiert haben, dass ich keinerlei politische Statements abgeben muss“, ließ er aus Bagdad wissen. Und: „Ich will mich voll auf den Fußball konzentrieren.“

Einfach wird das allerdings nicht. Zumal die Kriegsgefahr im Nahen Osten nicht geringer wird. Auch einstige Freunde rücken inzwischen von Stange ab. „Ich verstehe nicht, dass der Bernd da runtergeht“, sagte der ostdeutsche Fußballtrainer Jürgen Bogs dem Tagesspiegel. Bogs hatte einst den DDR-Serienmeister BFC Dynamo trainiert und deshalb eng mit Nationaltrainer Bernd Stange zusammengearbeitet. Heute sagt Bogs: „Geld wäre mir nicht so wichtig wie mein Leben.“

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