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Nahe Bundesliga-Rückkehr: Hertha und die Tugend der Demut

Für Hertha gilt es, eine wesentliche Tugend aus den Tagen im Unterhaus hinüberzuretten in sich anbahnende Bundesligatage: die Tugend der Demut. Die tut insbesondere jenen im Verein gut, die den Abstieg lediglich als Betriebsunfall begreifen.

Die letzten großen und tiefen Gefühle waren für Hertha BSC keine besonders guten. Vor einem Jahr stieg Berlins prominentester Fußballverein nach 13 Jahren aus der Bundesliga ab. Von den zwischenzeitlich hochtrabenden Plänen, zur dritten Kraft im deutschen Fußball aufzusteigen, hatte sich der Verein samt seinem Anhang notgedrungen schon früher verabschiedet. Zu schwer ächzte der Klub unter den wirtschaftlichen Sünden einer verfehlten und gescheiterten Personalpolitik. Hertha musste den Umkehrschwung schaffen und den Umweg über die Zweite Liga nehmen. Für wie lange und mit welcher Konsequenz, das waren die Fragen jener Zeit.

Knapp eine Spielzeit später fallen die Antworten positiv aus. Auch wenn der letzte Schritt noch fehlt, und auch wenn Hertha ein gewisser Hang zum Scheitern auf den letzten Metern unterstellt werden darf, so sieht die Welt nun weit hoffnungsvoller aus. Der Sieg in Bochum kommt einer Vorentscheidung gleich. Hertha steht vor dem direkten Wiederaufstieg. Das wäre ein großer Erfolg.

Sicher, Hertha ist das Abenteuer Zweite Liga unter Bundesligabedingungen angegangen. Der Verein unternahm wirtschaftliche Verrenkungen, um einen runderneuerten Kader mit kostspieligem Unterhalt ins Rennen zu schicken. Allen war das Risiko klar, dass dies so nur einmal wird funktionieren können.

Jetzt gilt es, eine wesentliche Tugend aus den Tagen im Unterhaus hinüberzuretten in sich anbahnende Bundesligatage: die Tugend der Demut. Die tut insbesondere jenen im Verein gut, die den Abstieg als Betriebsunfall begreifen.

Sicher, spielerisch begeistert hat Hertha selten. Aber das musste Hertha nicht. Viele hatten bezweifelt, dass der Klub jemals ankommt im Unterhaus, womöglich ist er das bis heute nicht. Die eigentliche Leistung des Trainers und des Managers ist darin zu sehen, in der Mannschaft voll von Erstligaspielern eine innere Bereitschaft für die Mühen der fußballerischen Tiefebene erweckt zu haben. Auch wenn sich manches Mal auf die höhere individuelle Qualität im Personal verlassen wurde. Und wie weit trägt das in der Bundesliga? Dort wird eine kluge Spielidee erkennbar werden müssen, eine Strategie, ja eine Spielphilosophie. Das ist umso dringender, als dass sich Hertha keine bedeutende Qualität von außen zukaufen will, und gar nicht kann.

Hertha sollte jetzt den Aufstieg perfekt machen. Große und tiefe Gefühle kommen dann von selbst.

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