zum Hauptinhalt
Schweizer Uhrwerk für Österreich: Trainer Marcel Koller hat einen Plan, mit dem Österreich gegen Deutschland gewinnen könnte.

© dpa

Österreichs Trainer Marcel Koller: Mit System zum Sieg

Österreichs Trainer Marcel Koller galt zu Beginn seiner Amtszeit vor einem Jahr als zu kleine Nummer. Doch der Schweizer hat den Österreichern neues Selbstbewusstsein gegeben. Er hat etwas für das Nationalteam völlig Neues versucht.

Eines muss man Marcel Koller lassen. Der Mann hat Großes erreicht, ehe das von ihm trainierte österreichische Nationalteam ein erstes ernsthaftes Länderspiel absolvieren musste. Wenn Kollers Mannschaft heute gegen Deutschland spielt, wird es das erste Aufeinandertreffen der beiden Teams seit ziemlich genau 34 Jahren sein, bei dem die österreichischen Medien im Vorfeld nicht auf die argentinische Kleinstadt Cordoba verweisen. Dennoch fragten sich die fußballinteressierten Österreicher: „Hau ma sie heut Abend rein?“

Denn tatsächlich hat der Schweizer Koller den österreichischen Fußballfans ein neues Selbstbewusstsein verpasst. Er tritt für einen österreichischen Nationaltrainer gespenstisch ruhig, fast devot auf und kann gute Ergebnisse vorweisen. In der neuen Länderspiel-Saison gab es nur ein Unentschieden, gegen Finnland; die Duelle mit der Ukraine und der Türkei gewann das Team relativ problemlos.

Als Koller vor nicht ganz einem Jahr als Nachfolger des glücklosen Brachialtrainers und Cordoba-Helden Dietmar Constantini antrat, waren sich die österreichischen Experten, vorsichtig gesagt, unsicher. Koller, in Deutschland als Kurzzeit-Trainer von Köln und als Langzeit-Coach von Bochum bekannt, war für den Boulevard eine entschieden zu kleine Nummer. Vor allem die sogenannten Helden von Cordoba rund um Hans Krankl oder Herbert Prohaska bemängelten, dass man keinen Trainer brauche, von dem man bei Wikipedia mehr erfahren könne als am Stammtisch.

Doch Koller ließ sich davon nicht irritieren – und arbeitete. Er versucht etwas, das international nicht verwunderlich, im österreichischen Nationalteam aber Neuland ist: Koller schickt seine Spieler mit einem System auf den Platz. Vor allem beim 2:0-Sieg gegen die Türkei Anfang August war das zu sehen. Es gab klare Aufgabenstellungen und Zuordnungen. Zwar war das Spiel nicht spektakulär, wurde aber durch die Österreicher kontrolliert. Der Schweizer hat offenbar ein gutes Gespür dafür, was er mit seinem Team spielen kann und was nicht. Und auch diesmal will sich der Schweizer etwas ausgedacht haben: „Ich habe schon einen Plan in meinem Kopf“, sagte Koller vor der Partie gegen Deutschland.

Markus Huber

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false