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Nationalmannschaft

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Nationalmannschaft: Ein Sieg, der daneben geht

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gewinnt trotz einer schwachen Leistung 3:0 in Österreich.

Eine Halbzeit wirkte das Spiel verkehrt: Deutschland spielte wie Österreich und Österreich wie Deutschland. Im ersten Test des EM-Jahres gewann die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nach einer katastrophalen ersten Halbzeit durch Tore von Thomas Hitzlsperger, Miroslav Klose und Mario Gomez noch schmeichelhaft mit 3:0 (0:0). „Das Ergebnis gibt nicht ganz den Spielverlauf wieder“, gestand Kapitän Michael Ballack. Er hatte nach knapp elf Monaten ein blasses Debüt im Nationaltrikot gegeben, klagte aber über „einige Wadenprobleme“.

In 130 Tagen werden beide Mannschaften im letzten Spiel der EM-Vorrundengruppe B im Ernst-Happel-Stadion von Wien erneut aufeinandertreffen. Allerdings wird zumindest die deutsche Mannschaft an jenem 16. Juni sicher anders aussehen. Gestern schickte Bundestrainer Joachim Löw keinesfalls seine EM- Wunschelf aufs Feld. Besonders die Viererkette mit dem Debütanten Heiko Westermann, Manuel Friedrich, Per Mertesacker und Philipp Lahm wird man in dieser Kombination wohl kaum bei der EM wiedersehen. Im ansonsten vollständigen WM-Mittelfeld ersetzte der Stuttgarter Hitzlsperger den verletzten Torsten Frings. Kapitän Michael Ballack stand zum ersten Mal seit dem 2:1-Auswärtssieg gegen Tschechien im März 2007 wieder im deutschen Trikot auf dem Platz.

Ballack hatte nach 15 Minuten auch die erste Chance der Deutschen, nach einem Freistoß von Bernd Schneider ging sein Kopfball allerdings deutlich über das Tor. Gefährlicher wurde es sechs Minuten später auf der anderen Seite – dank Jens Lehmann. Der deutsche Torhüter stürmte einem Steilpass 30 Meter aus seinem Tor entgegen, aber Werder Bremens Österreicher Martin Harnik kam vor ihm an den Ball, Mertesacker musste für seinen geschlagenen Torwart retten. An die beiden auf diese Szene folgenden Eckbälle kam Lehmann nicht heran und konnte dankbar sein, dass Harnik per Kopf nur die Latte traf. Drei Unsicherheiten in einer Minute – Lehmann wird die Debatte um sein Reservistendasein bei Arsenal London damit neu entfacht haben.

Beflügelt von dem Druck, das eigene Publikum bis zum Start der EM für sich gewinnen zu müssen, zeigte die österreichische Mannschaft bis zur Pause die Spielweise, die man eigentlich von den Deutschen seit der WM gewohnt ist. Mit hoher Laufbereitschaft, großem Fleiß in der Balleroberung, schnellem Umschalten und gefährlichen Pässen in die Spitze gelang es den Österreichern, Joachim Löws Mannschaft unter Druck zu setzen. Die zeigte sich überrascht vom Engagement des Gegners, agierte ungenau, langsam und durchsichtig. Im 19. Länderspiel der Ära Löw war wenig von der Handschrift des Bundestrainers zu sehen.

Umso schmeichelhafter fiel dann der deutsche Führungstreffer: Einen zu kurz geratenen Abwehrversuch der Österreicher nutzte Hitzlsperger in der 53. Minute per Linksschuss aus 20 Metern zu seinem fünften Länderspieltor. Der Jubel über das wohl selbst von den deutschen Spielern als unverdient angesehene 1:0 fiel verhalten aus. In der Folge gelang es den Deutschen, die Fehlerquote zu senken, Löw brachte mit Mario Gomez für Kevin Kuranyi und Lukas Podolski für Bernd Schneider zwei frische Offensivspieler. Das 2:0 in der 63. Minute fiel doch noch nach einer gelungenen Kombination: Hitzlsperger spielt steil auf Ballack, dessen präzise flache Flanke Miroslav Klose ins Tor schob.

Im Hinblick auf die EM muss man aber damit rechnen, dass die Österreicher für mehr als eine starke Halbzeit gut sind. Und Jens Lehmann, der mit 531 gegentorfreien Spielminuten den Nationalmannschaftsrekord brach, sei beruhigt: Der Torwartfehler des Abends unterlief seinem Kollegen Alexander Manninger, der Mario Gomez das 0:3 schenkte.

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