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© dpa-Zentralbild

Nationalmannschaft: U 21: Gewollt, aber nicht gekonnt

Die Chance schwindet: Die deutsche U 21 könnte die EM verpassen.

Am Ende des Abends hatten die Fußballer der deutschen U-21-Nationalmannschaft mit einer ganzen Reihe von Zweifeln zu kämpfen, Timo Gebhart vor allem mit Zweifeln an seiner eigenen Wahrnehmung. Im EM-Qualifikationsspiel gegen Island lief die Nachspielzeit, als sich den Deutschen durch Gebhart doch noch die Chance bot, aus dem 2:2 ein 3:2 zu machen. Der Stuttgarter hatte den Torhüter bereits umkurvt, er schoss den Ball aufs leere Tor, und weil Gebhart weit und breit keinen Verteidiger gesehen hatte, drehte er bereits ab zum Jubeln. Aber von wegen! Ein Isländer rauschte knapp über der Grasnarbe heran, er lenkte den Ball gegen den Pfosten, und von dort flog er zurück ins Feld. Wenige Sekunden darauf hatte Gebhart eine ähnliche Chance, wieder bewegte sich der Ball aufs leere Tor zu, wieder rettete ein isländischer Verteidiger. „Ich weiß nicht, was ich hätte anders machen sollen“, sagte Timo Gebhart. Dann lächelte er gequält und verabschiedete sich.

Zweimal hatten die deutschen Junioren geführt, zweimal kassierten sie den Ausgleich; aber als wäre das an Qualen noch nicht genug gewesen, hielt der Abend für die Mannschaft von Rainer Adrion noch ein paar finale Prüfungen bereit. In den letzten fünf Minuten retteten die Isländer dreimal auf oder kurz vor der eigenen Torlinie.„Man hat gemerkt, dass die Mannschaft wollte“, sagte Adrion. Man hat aber auch gemerkt, dass ihr noch einiges fehlt.

„Mit etwas Glück hätten wir Zeit gewonnen, um das Ganze zu stabilisieren“, sagte Adrion. Doch diese Zeit fehlt nun. Die Mannschaft und ihr Trainer stehen nach dem 2:2 gegen Island gehörig unter Druck. Die Teilnahme an der EM 2011 ist in Gefahr. Nur noch theoretisch können die Deutschen den Gruppensieg schaffen, selbst unter die vier besten Zweiten zu kommen wird schwierig. Die Vergangenheit lehrt, dass dazu 17 Punkte nötig sind. Bisher haben die Deutschen acht, sie müssen also alle drei noch ausstehenden Spiele (in Island, in Tschechien und gegen Nordirland) gewinnen, um noch auf 17 Punkte zu kommen. „Der Glaube ist nach wie vor da“, sagt Benedikt Höwedes.

Der Schalker war schon im Sommer dabei, als die U 21 Europameister wurde und damit einen historischen Triumph vollendete. Alle drei Nachwuchsteams des Deutschen Fußball- Bundes holten den EM-Titel, das hat es nie zuvor gegeben. Die Deutschen werden diesen Triumph vorerst nicht wiederholen können. Die U 19 hat bereits die Qualifikation für die nächste Endrunde verpasst; sollte auch die U 21 vorzeitig scheitern, wäre das kein gutes Zeichen.

Was den Deutschen aktuell droht, haben zuletzt aber auch die Holländer erlebt: Ihre U 21 war 2007 Europameister, 2008 scheiterte sie in den Play-offs. Das zeigt, dass Erfolge im Nachwuchs immer auch von Zufällen abhängen. Von den elf Spielern, die im September im Spitzenspiel gegen Tschechien für die U 21 auf dem Feld standen, waren am Dienstag in Magdeburg gerade noch vier dabei. Adrion musste sechs Verletzte ersetzen; zudem hat Bundestrainer Joachim Löw fünf Spieler aus seinem Kader für das Länderspiel der A-Nationalmannschaft gegen Argentinien berufen, darunter erstmals Thomas Müller und Toni Kroos.

Auch wenn es für die U 21 nur ein schwacher Trost ist: Ein bisschen ist sie gerade auch Opfer ihres eigenen Erfolges.

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