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Sport: Neue Försterei

Um Unions Finanzen ist es schlecht bestellt – dennoch träumt der Klub vom Stadionumbau

Berlin - Wenn Michael Kölmel in Köpenick auftaucht, ist das ein Zeichen dafür, dass es dem 1. FC Union nicht gut geht. Wie etwa vor einem halben Jahr auf der Mitgliederversammlung. Die Mannschaft war aus der Zweiten Liga abgestiegen, die Lizenz für die Regionalliga war unsicher, die Stimmung schlecht. Doch als Kölmel den Saal betrat, standen die Anhänger auf und klatschten. Wenig später steuerte der Kinowelt-Gründer noch einmal einen sechsstelligen Betrag bei. Der sicherte dem Fußballklub letztlich die Lizenz.

Kölmel ist Unions Lebensversicherung. 13,2 Millionen Euro Schulden hat der Verein, rund zehn Millionen davon bei Kölmel. Würde der Unternehmer das Geld zurückfordern, könnte der Klub sofort Insolvenz anmelden. Doch noch steht Kölmel hinter den Berlinern. Am vergangenen Montag war er wieder in Köpenick, auf einer Informationsveranstaltung mit Fans. Vor dem Rückrundenstart in der Regionalliga Nord, heute gegen die Amateure von Hertha BSC (14 Uhr, Alte Försterei) ist die Lage düster. Die Mannschaft ist zu schwach für die Liga – sie liegt mit 13 Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz. Zudem besteht eine „Unterdeckung des Haushalts“, wie es heißt. Und wieder ist es Kölmel, der etwas Hoffnung weckt. „Union ist nicht totzukriegen“, sagte er in dieser Woche der „Berliner Zeitung“. Und: „Wenn ein Verein zurückkommt, dann dieser.“ Es sieht so aus, als würde Kölmel auch im Fall des Abstiegs Geduld bewahren.

„Er zeigt, dass er Vertrauen in die Marke und die sportliche Führung hat“, sagt Präsident Dirk Zingler über den „strategischen Partner“ Kölmel. Trotz der schlechten finanziellen Lage will der Klub investieren. Drei bis vier erfahrene Spieler sollen in der Winterpause kommen, um in der Liga zu bleiben. Doch für Zingler ist ein anderes Thema dringend: der Stadionumbau.

Aus der Alten Försterei soll ein „bescheidenes Fußballstadion mit 22 000 Plätzen“ werden, sagt Zingler. Es soll rundum überdacht sein, Logen und Business-Sitze bekommen. Zingler wehrt sich gegen den Vorwurf, der Verein habe größere Probleme, als das Stadion umzubauen. Mit der vorhandenen Infrastruktur sei der Klub nicht konkurrenzfähig. Im kommenden Jahr sollen die Arbeiten beginnen, Ende 2007 soll das neue Stadion stehen. Den Ausbau der Haupttribüne soll ein privater Investor finanzieren, die Sanierung der Stehplätze der Bezirk.

Auf den alten, unüberdachten Stehplatzrängen können die Zuschauer davon heute nur träumen. Der Deutsche Wetterdienst sagt vier bis acht Grad und Nieselregen voraus.

Steffen Hudemann

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