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Sport: Neue Selbstzweifel

Die Bayern wollten gegen den 1. FC Köln eine Siegesserie starten, schaffen gegen den Tabellenletzten aber nur ein 2:2

München. So ganz genau wusste er nicht, ob das nun eine gute Idee sei. Stefan Wessels stand vor der Kabinentür des FC Bayern, nach kurzem Zögern trat er ein, doch schon wenig später schlich er wieder hinaus. „Keine gute Stimmung“, berichtete der Torwart des 1. FC Köln, der bis zum Sommer für die Bayern gespielt hat. Mit ein wenig Fantasie hätte er sich das denken können. Er selbst hatte erheblichen Anteil daran, dass die Bayern wenige Tage nach der wortreich beschworenen Wende von Glasgow erneut Selbstzweifel plagen. Nach dem 2:2 gegen den Tabellenletzten musste Bayerns Trainer Ottmar Hitzfeld ernüchtert feststellen, „dass wir uns blamiert haben“. Kein guter Zeitpunkt vor den entscheidenden Aufgaben in Meisterschaft, Pokal und Champions League.

„Sehr ärgerlich“ fand Vorstandschef Karl- Heinz Rummenigge den Nachmittag, zumal der Ergebnisunfall vermeidbar war. „Wir haben dem Gegner zwei Tore geschenkt“, sagte Hitzfeld und wies auf „zwei individuelle Fehler von einem Spieler“ hin. Es war seiner höflichen Diskretion geschuldet, dass er den Namen Hasan Salihamidzic nicht aussprach. Der spielte beim Stand von 0:0 einen Fehlpass in den Fuß des Kölners Florian Kringe, dessen Vorlage Andrej Woronin zur Gästeführung nutzte (35.). Zuvor hatten die Bayern bereits Pfosten und Latte getroffen, und so war es keineswegs unverdient, dass Claudio Pizarro das Resultat mit zwei fast identischen Abstaubertoren drehte. Doch als die Bayern das Spiel zu dominieren begannen, „haben wir ein zweites Mal geschlafen“ (Hitzfeld). Diesmal ließ Salihamidzic Alexander Voigt nach einer Flanke Woronins einköpfen.

„Vielleicht hätten wir nach dem 2:1 ein bisschen konsequenter spielen sollen“, sagte Rummenigge. 27 Torschüsse flogen Richtung Kölner Tor, doch entweder waren die Versuche zu ungenau oder Stefan Wessels reagierte glänzend. „Das ist natürlich das Letzte, dass er heute das Spiel seines Lebens macht“, sagte Salihamidzic, als er kurz seine gute Laune wiedergefunden hatte. Großchancen von Ballack, Santa Cruz und Makaay hatte Wessels zunichte gemacht. Und beinahe hätte das Spiel für die Bayern mit einem Totalschaden geendet. Der eingewechselte Marius Ebbers scheiterte Sekunden vor Schluss freistehend. Anschließend bemühten die Bayern die üblichen Parolen. „Wir müssen jetzt nach vorne schauen, es stehen wichtige Aufgaben an“, sagte Hitzfeld. Immerhin fühlt sich sein ehemaliger Angestellter Wessels in der Pflicht. „Wir werden versuchen, den anderen Gegnern, die oben stehen, die Punkte abzunehmen. Nächste Woche kommt Leverkusen, vielleicht können wir da ja was machen.“ Die Kölner helfen Bayern in Not. Eine schöne Geste, so kurz vor dem ersten Advent.

Daniel Pontzen

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