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Sport: Neuer alter Modus

Die Fußballliga führt die Relegation wieder ein

Berlin - Reinhard Saftig, der Geschäftsführer von Arminia Bielefeld, hat im Grunde gute Erinnerungen an die Relegationsspiele im deutschen Profifußball. 1986 rettete er seinen damaligen Klub Borussia Dortmund auf diese Weise vor dem Abstieg in die Zweite Liga. Der BVB benötigte sogar ein drittes Spiel, nachdem er den 0:2-Rückstand aus dem Hinspiel bei Fortuna Köln in Dortmund erst 20 Sekunden vor dem Abpfiff durch ein Tor von Jürgen Wegmann wettgemacht hatte. Diese Begegnung gewann der Bundesligist dann 8:0. „Ich fand es schrecklich“, sagt Saftig. Trotzdem hat sein Verein Arminia Bielefeld wie die meisten Bundes- und auch Zweitligisten der Wiedereinführung der Relegationsspiele zugestimmt.

Zur Saison 2008/09 wird die alte Aufstiegsregelung, die es schon von 1982 bis 1991 gegeben hat, wieder eingeführt. Der Drittletzte der Ersten Liga kämpft dann in Hin- und Rückspiel gegen den Dritten der Zweiten Liga um den Klassenverbleib. Diese Regelung gilt auch für die Zweite Liga und die neue eingleisige Dritte Liga. Das hat die Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga am Dienstagabend beschlossen. „Das ist ein großes Spektakel zum Saisonende und sicher auch ein zusätzlicher Anreiz fürs Fernsehen“, sagte Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund.

Kritik an der neuen Regelung kommt aus der Zweiten Liga, die einen sicheren Aufstiegsplatz einbüßen könnte. „Davon halte ich gar nichts. Da werden die Erstligisten geschützt“, klagte Holger Stanislawski, Teamchef des FC St. Pauli. „Es ist brutal hart, wenn man auf Platz drei landet, aber nach einem Relegationsspiel vielleicht nicht aufsteigen darf.“ Auch 1860 München kann sich mit dem Beschluss nicht anfreunden. „Von der Relegation halte ich gar nichts. Ich glaube, für alle Beteiligten sind mehr Absteiger besser“, sagte Geschäftsführer Stefan Ziffzer.

Trotzdem überwog die Zustimmung. Dem Reiz der neuen alten Regelung, mit der sich gutes Geld verdienen lässt, konnten auch viele Zweitligisten nicht widerstehen. Die Nachteile bei der Aufstiegsregelung würden durch die Vorteile beim Abstieg aufgewogen. Darauf verwies Michael Meier, Manager des Zweitligisten 1. FC Köln. „Bei einem Sturz in die Drittklassigkeit besteht für viele Klubs Insolvenzgefahr. Nun gibt es eine zusätzliche Möglichkeit, das abzuwenden. Das war das stärkste Argument.“ Zudem ist es keineswegs sicher, dass sich der Erstligist in der Relegation auch durchsetzt. In zehn Duellen setzten sich immerhin drei Zweitligisten (Uerdingen 1983 gegen Schalke, Saarbrücken 1985 gegen Bielefeld und die Stuttgarter Kickers 1991 gegen St. Pauli) durch. „Die Chance für die Erstligisten ist nicht größer, weil man den größeren Druck hat“, sagt Reinhard Saftig. Er weiß ja, wovon er spricht. dpa

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