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Verwandte im Geiste. Alba Berlins Geschäftsführer Marco Baldi (l.) zeigte dem neuen Sportdirektor Himar Ojeda am Mittwoch die Arena am Ostbahnhof. Die Mannschaft gab beim 83:90 gegen Würzburg jedoch keine gute Visitenkarte ab. 

© Imago/König

Alba Berlin: Neuer Sportdirektor Himar Ojeda: "Fast wie in der NBA"

Alba Berlin stellt seinen neuen Sportdirektor vor. Mit dem 43-jährigen Spanier Himar Ojeda wird Berlins Basketballklub noch internationaler.

Am Mittwoch hat sich wie gewohnt das Management von Alba Berlin getroffen, die regelmäßige Runde fand jedoch – ein Novum – erstmals auf Englisch statt. Denn Himar Ojeda saß neu dabei. Der neue Sportdirektor spricht noch kein Deutsch, und so wechselte der sechsköpfige Zirkel dem Spanier zuliebe die Sprache. „Bis Oktober hat er es aber drauf, das hat er versprochen“, sagte Geschäftsführer Marco Baldi tags darauf, lachte und schaute hinüber zu Ojeda, der sich Baldis Ausführungen übersetzt zuflüstern ließ.

„Guten Morgen, Everyone“, stellte sich der neue Mann dann vor, bevor er endgültig in gutes, flüssiges Englisch wechselte. Bei Alba Berlin, das wurde schon am Donnerstag beim Kennenlern-Termin auf der Geschäftsstelle klar, geht es künftig noch internationaler zu. Während die Trainer und Basketballer bei Alba seit jeher aus aller Herren Länder – lies: aus Nordamerika und vom Balkan – stammen, übernimmt nun erstmals ein Ausländer einen wichtigen Funktionärsposten im Verein.

Und die Verantwortung, die Alba dem Bundesliga-Neuling überträgt, ist groß. „Wir wünschen uns Impulse im Jugendprogramm von ihm, dass er das Team und die Trainer begleitet sowie Spieler verpflichtet, die zu unserem Budget und unserem Stil passen“, formulierte Baldi das Anforderungsprofil. Ojeda, den er seit Jahren aus Fachkreisen kennt, erfülle die Kriterien. Zudem müsse er sich nicht erst neu im Job einlernen wie seine Vorgänger Henning Harnisch und Mithat Demirel, der im vergangenen September nach Istanbul gewechselt war. Ojeda hat bereits auf Managerpositionen bei CB Gran Canaria und Estudiantes Madrid bewiesen, dass er auch mit beschränkten Mitteln gute Spieler zu finden vermag. Zudem kennt er den europäischen Markt gut, den er danach als Scout für den NBA-Klub Atlanta Hawks beobachtete. Auch Deutschland und Berlin besuchte er oft, doch jeweils von Spanien aus. Berlin ist die erste Auslandsstation für den Mann von den kanarischen Inseln, der einen Vertrag über dreieinhalb Jahre unterschrieben hat und dessen Familie ihm im Sommer von Gran Canaria nach Berlin nachfolgen wird. „Es ist eine Herausforderung, ich mag so etwas“, sagt er.

Noch läuft Ojeda mit staunenden Augen durch Berlin

Im Moment läuft der 43-Jährige, der Montagabend ankam, noch mit staunenden Augen durch Berlin. Bei Albas 83:90 gegen Würzburg saß er dabei nicht wie früher Demirel beim Team auf der Bank, sondern am Spielfeldrand. Das wolle er so fortführen, wie in Spanien üblich. „Der Eindruck vom Team gestern war nicht so gut“, gab Ojeda zu, aber er habe zuvor im Training und auf Video gesehen, dass die Mannschaft deutlich mehr kann. Von der Organisation her sei Alba ohnehin „noch besser als erwartet, fast wie in der NBA“.

Doch wie will Ojeda Alba prägen, zu Erfolgen oder gar Titeln führen? Vor allem, da die Konkurrenz aus Bamberg und München finanziell enteilt scheint? Ojeda flüchtete sich da noch in wolkige Floskeln: Er wolle das Gute fortsetzen, müsse sich erst einen Überblick verschaffen. Und natürlich trete Alba am Samstag beim Top-Four-Turnier an, um gegen Frankfurt das Pokalfinale zu erreichen. Aber trotzdem war schon zu erahnen, was Ojeda vorhaben könnte. Etwa als er von Walter Tavares schwärmte, den er mit 17 Jahren auf den Kapverden entdeckt und in die NBA vermittelt hatte. Künftig könnte sich Alba bei der Talentsuche nicht auf Berliner Schulen beschränken. „Warum nicht mal einen Spieler aus Süddeutschland oder Südafrika?“, fragte Ojeda rhetorisch. Für das Profiteam schwebe ihm vor, „ein solides Team über einen längeren Zeitraum aufzubauen“.

Das wird schwer, wenn andere Teams mit lukrativeren Angeboten locken. Fast so schwer, wie Deutsch zu lernen. Ojeda überlegt, sich wegen der vielen Reisen einen Privatlehrer zu suchen. Aber „Basketball ist sowieso ein internationales Geschäft, in dem das meiste auf Englisch besprochen wird“, sagt Baldi. Nun eben auch in Albas Managementrunden.

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