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Sport: Neuseeland tanzt, Deutschland gewinnt

Zweiter Sieg im zweiten WM-Spiel – trotz einer eher schwachen Leistung von Dirk Nowitzki

Die auffälligste Leistung boten die neuseeländischen Basketballer vor dem Spiel. Als sie sich in der Green-Arena zu Hiroshima vor der Bank der deutschen Nationalspieler aufstellten, mit den Füßen auf den Boden stampften und die Gesichter zu aggressiven Grimassen verzogen. Dann schrien sie den deutschen Spielern die traditionellen Verse des maorischen Kriegstanzes Haka entgegen. Dieser soll den Gegner einschüchtern, weshalb vielleicht Sven Schultze demonstrativ wegsah. Robert Garrett aber blickte hin und sagte: „Der Tanz ist stark.“ Gewirkt hat der Haka trotzdem nicht, im Gegenteil. „Es motiviert einen auch ein bisschen“, sagte Garrett, „man denkt sich, okay, ihr tanzt, aber am Ende …“

Am Ende gewannen die Deutschen auch das zweite Spiel bei der Basketball-WM in der Gruppe B. Beim 80:56 (38:17) über Neuseeland bewies das Team mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung, dass es nicht nur aus Dirk Nowitzki besteht. Der deutsche NBA- Star blieb mit elf Punkten und acht Rebounds für seine Verhältnisse schwach. „Wir sind nicht nur Dirk Nowitzki“, sagte Robert Garrett, „wir spielen nicht umsonst in der Nationalmannschaft, wir können auch mal einen Ball reinschießen.“ Nicht nur einen, insgesamt 16 Mal traf das deutsche Team per Dreier und nahm auf diese Weise die neuseeländische Zonenverteidigung auseinander. Am besten punkteten die Flügelspieler Demond Greene (18) und Robert Garrett (14). Heute trifft das deutsche Team im Spitzenspiel der Gruppe B auf Spanien (9 Uhr, live im DSF, siehe auch Beitrag unten).

„Unsere Spieler stehen oft im Schatten von Dirk Nowitzki“, sagte Trainer Dirk Bauermann, „heute haben sie gezeigt, dass sie ein Recht haben, bei der Weltmeisterschaft zu sein.“ Mit einer sehr engagierten Verteidigung deprimierten sie die Neuseeländer, die auf ihren wegen Cannabis-Konsums gesperrten Aufbauspieler Mark Dickel verzichten mussten. „Wir haben super gestanden“, sagte Dirk Nowitzki und freute sich über die Unterstützung durch die Außenspieler. „Basketball ist ein Mannschaftssport“, sagte er, „da ist es wichtig, dass wir am Ende als Sieger vom Platz gehen und nicht, wer am Ende wie viele Punkte macht.“ Dass die Mannschaft seine Anwesenheit auf dem Spielfeld trotzdem nötig hat, zeigte sich zu Beginn des zweiten Viertels. Das deutsche Team punktete so lange nicht, bis der Power Forward von den Dallas Mavericks wieder eingewechselt wurde.

„Das war nicht das typische Dirk-Nowitzki-Spiel, so ein Auftritt gelingt ihm in 50 Spielen vielleicht ein Mal“, sagte Bauermann, „aber er weiß trotzdem, was die Mannschaft von ihm braucht, um zu gewinnen.“ Zum Beispiel reichte er diesmal insgesamt fünf Assists. Getroffen aber haben die anderen. „Wir haben überdurchschnittlich stark geschossen“, fand Robert Garrett. Sieben Spieler trafen mindestens einen Dreipunktewurf, 47 Prozent der Distanzwürfe erreichten ihr Ziel. „Es hilft, wenn man sieht, dass die anderen treffen“, sagte Johannes Herber, „dann wird man selber auch lockerer.“ Der 23-Jährige nutzte das gute Gefühl zu zwei erfolgreichen Dreipunktewürfen. Die größten Sorgen bereitete den überforderten Neuseeländern allerdings Demond Greene, der beim 81:70 über Japan schwach geblieben war. Er nahm das mit Humor: „In einem Turnier ist es wichtig, ein schlechtes Spiel am Anfang zu haben, dann hat man das hinter sich.“

Auch die 20 mitgereisten deutschen Fans bewiesen Ironie. Gern skandierten sie die japanische Version von Sven Schultzes Namen: „Schultzi, Schultzi“. Auch den Spielern sind die fernöstlichen Versionen ihrer Namen nicht verborgen geblieben. „Mithat heißt Mithado“, sagte Nowitzki grinsend, „natürlich wird jetzt in der Mannschaft gefrotzelt, das gehört bei so einem Turnier dazu.“ Und zu einer guten und harmonischen Mannschaft.

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