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Für die Rekordsumme von 222 Millionen Euro wird Neymar wohl von Barcelona nach Paris wechseln.

© Hector Retamal, AFP

Neymar zu Paris Saint-Germain: Selber schuld, Fußball-Fans!

222 Millionen Euro will PSG an den FC Barcelona für den Wechsel Neymars zahlen. Wer das total übertrieben findet, sollte die Finger vom Profi-Fußball lassen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Johannes Nedo

Sogar der Papst konnte sich bei den Ausmaßen dieses Spieler-Transfers nicht mehr zurückhalten. Als 1999 der italienische Fußballprofi Christian Vieri für die damalige Rekordablöse von 91 Millionen Mark von Lazio Rom zu Inter Mailand wechselte, sagte Johannes Paul II., dieser Transfer sei „ein Angriff auf alle armen Menschen dieser Welt“ und schade „den Idealen des Sports“.

Schiere Profitgier

Nun, nur 18 Jahre später, steht den armen Menschen dieser Welt im Bild des Papstes eine Art atomarer Erstschlag bevor. Der brasilianische Stürmer Neymar soll in den nächsten Tagen für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain wechseln. Das ist keine Fake News: 222 Millionen Euro wollen die katarischen Besitzer des Pariser Vereins zahlen. Also mehr als viermal so viel wie für Vieri, dessen Transfer das Oberhaupt der katholischen Kirche dereinst an den Maßstäben seines Lieblingssports zweifeln ließ.

222 Millionen Euro sind für die Arbeit eines einzelnen Menschen sehr viel Geld. Man könnte mit so einer Summe auch den östlichen Stadtteil von Mossul wieder aufbauen.

222 Millionen Euro – diese Summe sollte auch dem letzten Fan zeigen, dass sich der Profi-Fußball von den Werten des Sports maximal entfernt hat. Die Olympische Idee, dass sich Menschen aller Ethnien beim Sport auf Augenhöhe begegnen, sich respektieren und so voneinander lernen, ist der schieren Profitgier gewichen. Es sind entrückte Entertainment-Sphären, in denen sich Stars wie Neymar, Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo und Vereine wie der FC Barcelona, Real Madrid oder auch Bayern München bewegen.

Die Fans schauen ungläubig

Mehr als 2,5 Milliarden Euro haben die Klubs aus England, Spanien, Deutschland, Italien und Frankreich in diesem Sommer bereits ausgegeben. Für Spieler, die einen Sport ausüben, der sich stets seiner Tradition und seiner großen Nähe zur Basis rühmt.

Und die Fußballfans? Verfolgen die immer weiter steigenden Ablösesummen zwar mit ungläubigem Staunen und Kopfschütteln. Aber sie berauschen sich auch an diesen Rekorden. Fühlen sich bestätigt, dass sie sich zu Recht für all die Fußballstars interessieren.

Denn auf die kickenden Millionäre schimpfen sie erst, wenn diese ihrem Lieblingsverein nicht zum gewünschten Erfolg verhelfen. Solange sie Tore und Tricks präsentieren, wird über all das finanzielle Drumherum hinweggesehen.

222 Millionen Euro für einen Spieler sind nun natürlich ein Aufreger – und dieser Betrag lässt sich prima verteufeln. Aber wenn all die Fußballfans des weltweit beliebtesten Sports ehrlich sind – und dazu gehören nun mal einige Millionen Menschen –, dann lassen sie sich einfach gerne in die Irre führen. Schließlich haben alle Fans einen Anteil daran, dass Neymar nun wohl diese Summe kosten und dann in Paris offenbar ebenfalls 60 Millionen Euro pro Jahr verdienen wird.

Transferregeln wirken nicht

Trotz all des Unverständnisses über solche Transferablösen kaufen die Fans Saison für Saison neue Trikots, die auch bei Hertha BSC mittlerweile schon 85 Euro kosten. Sie kaufen teurere Eintrittskarten für die Spiele. Und immer mehr Fans leisten sich ein Abo für Pay-TV-Sender, auf denen sie noch mehr Fußball verfolgen können.

Wer diese Spirale stoppen will, wer gierige Spieler und Berater wieder in die Wirklichkeit zurückholen will, der muss vom Profi-Fußball lassen. Der muss mal ein paar Jahre auf die besten Spieler verzichten und nur zum nächstgelegenen Amateurverein spazieren, keine neuen Trikots kaufen und den Fernsehsendern obendrein weniger Einschaltquote bei Fußballspielen bescheren. Das mag schwerfallen und wehtun, aber allein darauf reagieren die Strippenzieher des Hochglanzfußballs.

Auf etwaige Transferregeln der Verbände brauchen Fans nicht zu hoffen. All die Schlupflöcher nutzen die Kataris und Pariser nun wohl auch bei Neymar. Die Ideale des Sports sind ihnen egal.

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