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Sport: Nicht auf Linie

Warum Albas Basketballer ihren Saisonstart in Gießen verpatzten

Berlin. Die Spottgesänge der Gießener Fans begannen schon ziemlich früh. „Und ihr wollt Deutscher Meister sein“, riefen sie den Basketballern von Alba Berlin schon im Verlauf des Bundesligaspiels ihrer Gießen 46ers gegen die Gäste aus der Hauptstadt zu. Was ganz schön frech ist, schließlich ist Alba der Meister der vergangenen sieben Jahre und hatte bis zum Samstagabend 22-mal in Folge gegen die Hessen gewonnen. Doch die 3150 Zuschauer in der Sporthalle Ost jubelten auch nach Spielschluss noch. Denn das Auftaktspiel der Saison hatte überraschend ihr Team gewonnen.

Eine Sekunde vor Schluss hatte Wilbur Johnson den entscheidenden Korb zum 98:96 (52:55) für Gießen gemacht. Auch 30 Punkte von Center Jovo Stanojevic hatten Alba nicht zum Sieg gereicht – schließlich war auf der Gegenseite John Thomas (29 Punkte) nicht zu stoppen gewesen.

„Wir haben nicht bei Benetton Treviso mit zwei Punkten verloren, sondern in Gießen. Wenn wir oben mitspielen wollen, dann müssen wir solche Spiele gewinnen“, sagte Albas Trainer Emir Mutapcic. Treviso ist ein europäisches Spitzenteam, Gießen hingegen hat die vergangene Saison, allerdings mit einer fast völlig anderen Mannschaft, als Elfter beendet. „Ich hoffe, die Niederlage hilft uns, besser zu trainieren“, sagte Mutapcic nach dem Spiel.

„Das war ein klassischer Fehlstart“, sagte Albas Vizepräsident Marco Baldi, „am Ende ist nicht die Mannschaft mit den besten Spielern vorn, sondern die, die ihre Spieler am besten auf eine Linie bringt. Davon sind wir noch ein Stück weit weg.“ Die neuen Akteure Szymon Szewczyk und John Best sind noch nicht integriert, was sich schon in der Saisonvorbereitung gezeigt hatte. „Best und Szewczyk sind zwei Klassespieler mit viel Potenzial. Aber sie müssen in der Verteidigung noch enorm zulegen, damit wir unser gewohntes Niveau wieder erreichen“, hatte Mutapcic da bereits angekündigt. Abwehrspezialist Jörg Lütcke und der starke Rebounder Quadre Lollis haben den Klub verlassen, der unermüdliche Kämpfer Henrik Rödl ist nach einer schweren Verletzung im Aufbautraining, Zukunft ungewiss.

Die Verteidigung war in Gießen die Schwachstelle, Alba konnte Vorsprünge nicht halten. „Die Konzentration war nicht in Ordnung“, bemängelt der Trainer. Das galt auch für Spielmacher DeJuan Collins, der nur eine gute Viertelstunde auf dem Feld stand – weil er schon in der 13. Minute mit vier Fouls belastet war.

Er war genauso wie sein Kollege auf der Spielmacherposition, Mithat Demirel, angeschlagen. Doch solche Dinge wollte Demirel als Entschuldigung nicht gelten lassen, „das meiste ist eine Sache des Willens“. Dass Alba in letzter Sekunde nicht gewann, sondern verlor, sei vielleicht gar nicht so schlecht. Zumindest wisse nun jeder, woran er sei.

Helen Ruwald

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