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Abschied mit Schmerzen. Iker Romero bedankt sich nach dem siegreichen Spiel um Platz drei bei den Fans.

© dpa

Füchse Berlin nach Spiel um Platz drei: Nicht mehr wichtig

Die Füchse sichern sich Platz drei im EHF-Pokal, doch das enttäuschende Halbfinal-Aus wirkt noch nach. Trainer Sigurdsson fand klare Worte.

Berlin – Silvio Heinevetter unterbrach sein Aufwärmprogramm und gab sich wichtigeren Dingen hin. Statt sich zu dehnen und warmwerfen zu lassen, schrieb der Torhüter der Füchse Berlin lieber Autogramme. Dabei sind die Minuten unmittelbar vor dem Anpfiff normalerweise die Phase, in der Heinevetter in eine Parallelwelt eintaucht, in der er am liebsten allein ist mit sich und dem Tor. Zur Verteidigung des Nationaltorhüters ist allerdings anzubringen, dass die Situation für die Füchse am Sonntag auch äußerst undankbar war.

Einen Tag nach dem enttäuschenden Aus im Halbfinale des EHF-Pokals gegen den späteren Turniersieger Pick Szeged spielten sie in der Max- Schmeling-Halle nur um Platz drei statt wie erhofft und allgemein erwartet um den Titel. Dabei war es offensichtlich, dass das am Vortag Erlebte auch gestern noch nachwirkte. 50 Minuten rannten die Füchse ziemlich verkatert herum, durchaus gewillt also, aber eben mit hoher Fehlerquote. „Wir waren sehr verkrampft“, sagte Trainer Dagur Sigurdsson. Mit einem Kraftakt in der Schlussphase wendete sein Team eine Blamage ab und belegte nach einem 29:28 (13:14)-Sieg über HCM Constanta immerhin den dritten Platz beim Europapokalturnier in heimischer Halle. „Wir waren am Samstag ziemlich durch, alle haben den Abend allein verbracht“, berichtete Heinevetter später. „Deshalb war es wichtig, dass wir uns heute ordentlich und als Team verabschiedet haben, auch wenn es um keinen Titel mehr ging.“

Es gab noch ein paar andere Parameter, die den Wert der Begegnung für die Füchse verdeutlichten: Abwehrchef Denis Spoljaric und Rückraumspieler Konstantin Igropulo waren mit leichten Blessuren gar nicht erst in den Kader berufen worden, dafür durfte sich Publikumsliebling Markus Richwien in seinem vorletzten Heimspiel für die Berliner noch einmal verdient machen. Der Rechtsaußen, der diese Saison vorrangig auf der Bank verbracht hat, verlässt den Klub am Saisonende und erzielte gestern vier Treffer. „Ich wollte meine Zeit in Berlin auf keinen Fall mit zwei Heimniederlagen bei so einem großen Turnier beenden“, sagte Richwien, „und die Mannschaft wollte das auch verhindern.“

Dafür nahmen die Berliner zahlreiche Blessuren in Kauf. „Was Constanta gespielt hat, hatte mit Handball nicht viel zu tun, das sah aus wie vor 20 Jahren“, schimpfte Trainer Sigurdsson in Anbetracht der unkonventionellen und teilweise sehr ruppigen Spielweise der Rumänen, gegen die sich die Füchse bereits in der Gruppenphase schwer getan hatten. Am Ende durften sie froh sein, nicht auch noch ihren Kreisläufer verloren zu haben. Jesper Nielsen wurde nach 50 Minuten dermaßen umgesäbelt, dass zunächst einiges auf einen erneuten Nasenbeinbruch des Schweden hindeutete. Sigurdsson gab später allerdings Entwarnung. „Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert.“

Auf sein Fazit zum Wochenende angesprochen, sagte Sigurdsson: „Insgesamt war es enttäuschend, aber man kann im Sport nun mal keine Ergebnisse bestellen.“ Rückblickend erinnerte der Isländer noch einmal an den DHB-Pokalsieg vor fünf Wochen, den ersten Titel der Vereinsgeschichte. „In Hamburg hatte uns niemand auf der Rechnung, da waren wir Außenseiter“, sagte Sigurdsson, „diesmal waren wir Favorit, und damit sind wir zumindest im Halbfinale nicht zurechtgekommen.“

Gefeiert wird bei den Füchsen am Montag trotzdem, zur offiziellen Saisonabschlussparty im Reinickendorfer Rathaus sind auch die Fans eingeladen. Anschließend trägt sich die Mannschaft ins Goldene Buch der Stadt ein. Da kann dann auch Heinevetter wieder signieren.

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