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Sport: Nicht nur sauber, sondern rein?

Die chinesische Dopingbekämpfung findet bei Beobachtern geteiltes Echo

Berlin - Doping in China – dazu gibt es zwei reine Lehren. Die eine sagt: Die chinesischen Athleten werden in Peking vollgepumpt an den Start gehen, um wie in anderen Diktaturen als Botschafter im Trainingsanzug zu siegen. Die andere: Chinas Athleten werden sauber sein, denn die Blamage eines Dopingfalls kann sich das Regime als Gastgeber nicht leisten. Für beide Seiten gibt es auch gewissenhafte Vertreter. Zwei von ihnen trafen am Montagabend in Berlin in den Nordischen Botschaften aufeinander: Ines Geipel, frühere Spitzenathletin der DDR, die gerade wieder ein Buch veröffentlicht hat: „No Limit. Wie viel Doping verträgt die Gesellschaft“. Und Arne Ljungqvist, Vizepräsident der Welt-Anti-Doping-Agentur.

Beide waren vor kurzem in China, beide haben völlig unterschiedliche Eindrücke mitgebracht. Geipel sagte: „Es gibt bis zu einer gewissen Ebene engagierte Anti-Doping-Kämpfer. Aber das sagt überhaupt nichts über die Interessen der Kommunistischen Partei.“ Sie berichtete von Athleten, die streng abgeschirmt in Militärbasen kaserniert sind und von einem riesigen Markt für Dopingsubstanzen: „China dominiert 80 Prozent des weltweiten Schwarzmarkts für Wachstumshormon.“

Das wollte der Schwede Ljungqvist gar nicht abstreiten, nur hat er eine andere Meinung: „Die Chinesen geben sich wirklich Mühe in der Bekämpfung des Dopings. Sie sind auf einem hohen Stand.“ Das seien sie auch nicht erst seit gestern. Schon vor zwanzig Jahren hätten sie in Skandinavien um Rat gefragt, um das Dopingproblem in den Griff zu bekommen.

Die chinesische Obrigkeit ist für Ljungqvist auch eher ein Garant als ein Risiko in der Dopingbekämpfung. „Die Chinesen wissen genau, dass die Regierung dafür beschuldigt würde, wenn etwas schief läuft“, sagte der Mediziner, der auch viele Jahre Vizepräsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes war und heute die Medizinische Komission des Internationalen Olympischen Komitees leitet.

Ljungqvists Vertrauen in die chinesischen Sportfunktionäre und Dopingkontrolleure ist jedenfalls groß. Werden es also die „saubersten Olympischen Spiele“, wie der Leiter des Pekinger Dopingkontrolllabors vorausgesagt hat? Mit dieser Aussage ist Ljungqvist dann doch nicht einverstanden: „Ich hätte es selbst so nicht gesagt.“ Friedhard Teuffel

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