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Sport: Nicht ohne meinen Schafskäse

Benedikt Voigt über nah- und fernöstliche Spezialitäten Wie schwer es ist, nach Südkorea zur Fußball-Weltmeisterschaft zu reisen, hat Durmus Ay auf dem Flughafen von Ulsan erkennen müssen. Bis dorthin hatte es der Türke geschafft, als ihn die südkoreanischen Zollbeamten entdeckten.

Benedikt Voigt über nah- und fernöstliche Spezialitäten

Wie schwer es ist, nach Südkorea zur Fußball-Weltmeisterschaft zu reisen, hat Durmus Ay auf dem Flughafen von Ulsan erkennen müssen. Bis dorthin hatte es der Türke geschafft, als ihn die südkoreanischen Zollbeamten entdeckten. Durmus Ay stand zwar nicht auf jener Liste, auf der die Fußball-Hooligans vermerkt sind, sonst wäre er sofort in sein Heimatland zurückgeschickt worden. Aber er führte sieben großformatige Koffer mit, die sofort den Verdacht der Zollbeamten weckten. Die Kontrolle ergab, dass sich in den sieben Koffern insgesamt 170 Kilogramm Schafskäse verbargen. Durmus Ay konnte das erklären: Er kocht für die türkische Fußball-Nationalmannschaft, die in Fernost nicht auf ihre heimische Spezialität verzichten will. Trotzdem ließen die Südkoreaner den Schafskäse nicht ohne weiteres einreisen. Die Asiaten fürchten sich vor einer Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche, weshalb der türkische Koch nachweisen musste, dass sein Käse ausschließlich aus pasteurisierter Milch hergestellt wurde. Nach fünf Stunden beim Flughafenzoll hatte Durmus Ay die Beamten endlich von seinem Schafskäse überzeugt.

Eine Anstrengung, die sich gelohnt haben dürfte. Südkoreanische Restaurantbesitzer kündigten bereits an, die Fußball-Weltmeisterschaft zu einer kulinarischen Offensive nutzen zu wollen. Die landestypische Delikatesse Hundefleisch solle dem Rest der Welt in kleinen Stückchen näher gebracht werden. Während Brigitte Bardot dies als Tierquälerei anprangerte, weiß Durmus Ay sich und die türkische Mannschaft vor der ungewohnten Verpflegung zu schützen. Der Koch suchte sich südkoreanische Metzger, die ausschließlich Rinder verwenden, die nach den islamischen Regeln geschächtet wurden. Wie gesagt, Rinder. Keine Schweine, keine Hunde.

Um die türkischen Fußballspieler muss man sich folglich keine Sorgen machen. Was aber ist mit den europäischen Fans in Südkorea? Südkoreas Restaurantbesitzer hatten geplant, in den Stadien eine weitere, zu Recht gefürchtete Delikatesse zu offerieren. Doch bevor die europäischen Fußballfans davon kosten konnten, verbot die südkoreanische Regierung in letzter Minute den Ausschank dieses Getränkes, das - nach Angaben der Restaurantbesitzer – wie Coca Cola schmecken soll: mit Kohlensäure versetzter Hundesaft. Wer das hört, dem schmeckt der Schafskäse gleich noch viel besser.

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