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Sport: Nicolas Kiefer scheitert an seinem Angstgegner, Thomas Haas quält sich in die zweite Runde des Turniers in der Wüste

Beide saßen nachdenklich unter künstlichen Palmen auf einem braunen Ledersessel. Als Thomas Haas und Nicolas Kiefer im Interviewraum ihr Leid klagten, klang dies eher nach einem Sprechstundenprotokoll beim Hausarzt als nach einer Pressekonferenz.

Beide saßen nachdenklich unter künstlichen Palmen auf einem braunen Ledersessel. Als Thomas Haas und Nicolas Kiefer im Interviewraum ihr Leid klagten, klang dies eher nach einem Sprechstundenprotokoll beim Hausarzt als nach einer Pressekonferenz. Wenn auch vier Stunden voneinander getrennt, so erklärten die deutschen Tennis-Asse doch unisono, "nicht hundertprozentig" fit zu sein. Haas kämpft mit den Folgen einer Bronchitis, Kiefer mit denen einer Virusinfektion. Nach Offenlegung der Krankenakte war es nicht verwunderlich, dass sich das Duo beim Start ins mit 2,95 Millionen Dollar dotierte Hartplatzturnier der neuen Masters-Serie in Indian Wells so schwer tat. Während Haas dank eines 6:1, 6:7, 7:5 über den Franzosen Saulnier in die zweite Runde einzog, kam für Kiefer gar das Aus mit 1:6, 4:6 gegen Saulniers Landsmann Santoro.

Womit auch noch eine Psychose das Krankheitsbild erweiterte. Zwar wehrte sich der Deutsche dagegen, reif für die Couch zu sein. Doch der Franzose ist ohne Frage zu Kiefers Angstgegner geworden. Es war nach Doha (2000) und den Australian Open (1999) die dritte Niederlage im dritten Duell für den 22-Jährigen, der vor allem im ersten Satz eine desolate Vorstellung bot. "Es war ein schwarzer Tag", meinte Kiefer, "ich habe zu viele Fehler gemacht, zu wenig Geduld gehabt und schlecht aufgeschlagen. Aber gegen ihn habe ich noch nie gut gespielt." Aufgrund des hohen Stellenwerts des Wüsten-Turniers sei alles besonders ärgerlich, wenngleich sich der Deutsche von seinem Leistungsstand nicht überrascht zeigte. "Ich lag zu Hause zwei Wochen mit einer Grippe im Bett", erklärte Kiefer, "für ein derartiges Turnier braucht man eine bessere Vorbereitung." Wahrscheinlich ist sein Start im Februar beim Turnier in London ein Fehler gewesen. Kiefer unterlag dort in der ersten Runde dem Schweizer Roger Federer und hätte lieber auf seinen Körper hören sollen. "Bluttests haben gezeigt, dass bei mir einige Mängel vorhanden sind", gestand Kiefer, "aber eine Absage für Indian Wells war nie ein Thema."

Gleiches gilt für Thomas Haas, der mit dem neuen Trainergespann Raul Ordonez (Kolumbien) und Manolo Astorga (Chile) in die Wüste kam. Der gebürtige Hamburger leidet unter den Nachwirkungen einer Bronchitis, die ihn ebenfalls für zwei Wochen ans Bett band. "Ich nehme noch Antibiotika", sagte der 21-Jährige, der sich nach seiner Rückkehr nach Deutschland beim Arzt "richtig durchchecken" lassen will. Die Temperaturen von über 30 Grad im Schatten trugen sicher ihren Teil dazu bei, dass Haas nach einem starken ersten Satz nachließ. Er verwertete nur vier von zwölf Breakpunkten und machte 42 unnötige Fehler. "Die Abstimmung ist nicht da, im zweiten Satz war ich mental fertig", sagte der deutsche Daviscup-Spieler.

Zu den deutschen "Krankheitsfällen" gesellten sich am zweiten Turniertag auch drei prominente Rückkehrer, die alle einmal Nummer eins der Welt waren und zuletzt mit Verletzungen zu kämpfen hatten. Pete Sampras, der seit den Australian Open wegen Rückenproblemen nur zwei Matches spielen konnte, bezwang Andrei Medwedew (Ukraine) und war zufrieden: "Ich habe den Ball gut getroffen und mich gut bewegen können." Patrick Rafter (Australien), der wegen einer Schulteroperation sechs Monate pausieren musste, zeigte trotz seines Sieges über den Südafrikaner Marcos Ondruska nur bedingt alte Klasse. Marcelo Rios, der im November an den Adduktoren beider Beine operiertt wurde, gewann gegen den Tschechen Daniel Vacek und sprach danach von einem "deutlichen Aufwärtstrend".

Stefan Liwocha

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