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Der neue Trainer von Eintracht Frankfurt, Niko Kovac (r.) debütiert mit Assistent und Bruder Robert in Mönchengladbach.

© dpa

Update

Kroatisches Trainerduo aus Berlin will sich beweisen: Niko und Robert Kovac debütieren bei Eintracht Frankfurt

Am Samstag in Mönchengladbach debütieren Niko und Robert Kovac als Trainer in der Bundesliga. Eintracht Frankfurt hofft, dass die beiden Kroaten aus Berlin den Abstieg verhindern.

Es gibt diese Geschichte von der Europameisterschaft 2004, vom Gruppenspiel Kroatien gegen England. Der englische Weltstar David Beckham will sich gerade am Spielfeldrand eine Wasserflasche reichen lassen, da schnappt sie ihm Niko Kovac weg und wirft sie fort. Angst vor großen Namen und Herausforderungen – so etwas kennt Kovac nicht.

Fast zwölf Jahre später debütiert der 44-Jährige am Samstag um 15.30 Uhr als Cheftrainer eines Profivereins. Vor seinem ersten Bundesliga-Spiel mit Eintracht Frankfurt bei Borussia Mönchengladbach sagte Niko Kovac, er sei froh, dass der abstiegsbedrohte Bundesligist ihm die Chance gebe, sich zu beweisen. "In unserer Situation sind Kampf und Leidenschaft besonders wichtig", betonte er am Freitag.

Die erste Trainerstation könnte die letzte sein

Es gehört schon eine gehörige Portion Mut von beiden Seiten dazu, dass Kovac in Frankfurt Nachfolger des entlassenen Armin Veh geworden ist. Mit etwas Pech könnte die erste Bundesliga-Station für Kovac nach zwei Monaten gleich die letzte gewesen sein. Bisher war er ja nur Jugend- und Assistenzcoach bei RB Salzburg sowie immerhin Nationaltrainer Kroatiens. Die Heimat seiner Eltern führte er zur WM 2014, bevor er im vergangenen Herbst entlassen wurde. Dennoch sagt Kovac nicht zu Unrecht: „Ich ein Kind der Bundesliga.“

Der gebürtige Berliner spielte für Hertha BSC, Leverkusen, den HSV und Bayern München. Er kennt die Liga ebenso gut wie sein jüngerer Bruder Robert Kovac, der für Leverkusen, Bayern und Dortmund verteidigte und als Co-Trainer mit nach Frankfurt kommt. Die Brüder wurden mit Verträgen bis 2017 ausgestattet, gültig nur für die Erste Liga – offenbar auf eigenen Wunsch. „Ich kann ja nicht die Mannschaft erreichen, wenn ich mir ein Hintertürchen offenlasse“, sagte Niko Kovac, der sofort das erste Training leitete. „Die Zeit drängt“, weiß der Neue. Neun Spiele hat er Zeit, angefangen am Samstag in Mönchengladbach, um den Tabellen-16. vor dem fünften Abstieg aus der Bundesliga zu bewahren. Aus dem Verein ist jedoch zu hören, falls Kovac trotz verpassten Klassenerhalts überzeuge, könne man nochmal über eine Hintertür reden.

Wichtige Stammspieler fehlen

Am Samstag reist er ohne drei wichtige Stammspieler nach Gladbach, Alexander Meier, Marc Stendera und Carlos Zambrano bleiben verletzt in Frankfurt. Angst hat er trotzdem nicht vor dem Debüt, das würde nicht zu ihm passen. Der Deutsch-Kroate, der zuletzt in Salzburg lebte, lernte einst im Bezirk Wedding das Kicken und war als Mittelfeldmann zwar kein großer Techniker, aber ein echter Stratege. Kenner beschreiben ihn als angenehmen, smarten Zeitgenossen, der trotz mancher Plattitüde Diszplin, Leidenschaft und Feuer vorlebt und fordert. „Ich bin authentisch. Ich gehe voran, ich werde Vorbild sein“, sagt er. Das muss er auch, um die Stammspieler hinter sich zu bringen, die sich bis zuletzt für Veh aussprachen, aber sportlich enttäuschten. Kovac kündigte an, er wolle „taktische Fehler aufarbeiten“ und das Team kompakter stehen lassen als Veh.

Vereins-Chef Bruchhagen setzt erstmals auf einen Neuling

Das wird in Frankfurt auch nötig sein, denn mit nur einem Sieg im Jahr 2016 geht die Tendenz klar in Richtung Zweite Liga. Umso ungewöhnlicher, dass sich der Vorsitzende Heribert Bruchhagen entschied, erstmals einem Bundesliga-Neuling die Verantwortung zu übertragen. Die letzte exzentrische Entscheidung Bruchhagens war die Verpflichtung von Christoph Daum – sie mündete im Abstieg 2011. Ein erneuter Gang in Liga zwei würde die Eintracht noch weiter zurückwerfen als die Stagnation der letzten Jahre und die bisher erfolglose Suche nach einem Bruchhagen-Nachfolger. Die Rufe im und um den Verein wurden immer lauter nach mutigeren Entscheidungen des Eintracht-Chefs, der sich im Sommer nicht mit dem dritten Abstieg seiner Ägide verabschieden will. Zu der populären Variante, Jugendtrainer Alexander Schur zu befördern, konnte sich Bruchhagen aus persönlichen Animositäten nicht durchringen. Mit Kovac kam, nach erstem Kontakt im Sommer, auf Vermittlung des Spielerberaters Alen Augustincic, trotzdem ein Neuling zum Zug. Einer, der keine Angst kennt.

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