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Noch ein Vorzeigeboot: Doppelvierer der Frauen rudert auf Platz zwei

Als sie über die imaginäre Ziellinie glitten, da hatte der Doppelvierer mit Britta Oppelt, Julia Richter, Carina Baer und Annekatrin Thiele Silber gewonnen. Eine Medaille, die man erwarten konnte bei dieser Konkurrenz.

London - Die Ukrainerinnen waren ganz vorne und hatten die Goldmedaille so gut wie sicher. Aber die US-Amerikanerinnen zogen neben ihnen übers Wasser, höchstens zwei Zehntelsekunden zurück. Und zum Ziel war es nicht mehr weit. Da wussten die Frauen im deutschen Doppelvierer, dass sie richtig kalkuliert hatten. Das Quartett aus den USA ließ sich nicht früh abschütteln, es hielt hartnäckig mit. „Wir gingen davon aus, dass wir den Endspurt benötigen würden“, sagte später Britta Oppelt.

Und mit diesem Endspurt zogen sie dann langsam, aber kontinuierlich davon. Als sie über die imaginäre Ziellinie glitten, hatten Britta Oppelt, Julia Richter, Carina Baer und Annekatrin Thiele Silber gewonnen. Das ist die Medaille, die man erwarten konnte bei dieser Konkurrenz. Der Doppelvierer der Ukraine hatte schon das ganze Jahr über die Regatten beherrscht, es war kaum damit zu rechnen, dass die Crew im olympischen Finale einbrechen würde.

Andererseits ist der deutsche Doppelvierer kein normales Boot. Es ist vor allem kein Boot, das für Silber vorgesehen ist. Der Doppelvierer der Frauen stellt für den Deutschen Ruderverband jenes Boot dar, das bei den Männern der Achter ist. Ein Flaggschiff. Und dieses Boot sollte eigentlich in London Gold holen, das war lange die Vorgabe des Verbandes. „Der Doppelvierer war immer das Vorzeigeboot der Deutschen“, sagt Dieter Altenburg, der langjährige Bundestrainer, jetzt stellvertretender Präsident des Landesruderverbands. Doch die Erwartungen wurden vor London ein wenig heruntergeschraubt. Die Ukraine ist einfach zu stark.

Tradition spielt eine Rolle, eine lange Erfolgsgeschichte. Zwischen 1976 und 2004 hatte ein deutscher Doppelvierer (für die DDR oder die Bundesrepublik) ohne Unterbrechung olympisches Gold gewonnen. Das Boot war mehr als ein Jahrzehnt lang bei Weltmeisterschaften ungeschlagen. Doch 2005 riss die Siegesserie bei Weltmeisterschaften, 2008 riss sie bei den Olympischen Spielen. Das Vorzeigeboot der Deutschen holte nur noch Bronze. Das war gefühlt eine Blamage. So gesehen ist Silber auf dem Dorney Lake zumindest mal ein Fortschritt. Frank Bachner

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