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Nominierung: 436 olympische Träume

Die deutsche Mannschaft für Peking ist fast komplett – Tennisprofi Schüttler muss allerdings noch bangen.

Es gibt eine gute Nachricht von Franka Dietzsch, sie hat gestern zum ersten Mal wieder den Diskus aus der Drehung geworfen, wie in einem richtigen Wettkampf. Nach 59 Metern landete die Scheibe auf der Wiese im Bundesleistungszentrum Kienbaum. Das würde zwar nicht reichen für einen Platz im olympischen Finale, aber zuletzt hatte Dietzsch nur noch aus dem Stand werfen können, ihr Fuß war verletzt und nicht bereit zur Drehung.

Es gibt auch eine gute Nachricht für Franka Dietzsch. Sie ist eine von 436 deutschen Athleten, die zu den Olympischen Spielen fahren. Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) sah darüber hinweg, dass sie in diesem Jahr wegen Krankheit und Verletzungen kein einziges Mal über die geforderten 61 Meter geworfen hat. Ihre Verdienste reichten: 2007 gewann sie den WM-Titel.

Dietzsch ist so etwas wie die große Schwester im Olympiateam: 40 Jahre alt, erfahren, dreifache Weltmeisterin. Jetzt muss nur ihre Gesundheit mitspielen. Und sie wird wohl in Peking auf ihren Trainer verzichten müssen. Weil ihre Erfolgsaussichten ungewiss sind, wird Dieter Kollark nicht zur Delegation des Leichtathletik-Verbandes gehören und Dietzsch von Werner Goldmann betreut, dem Trainer des WM-Zweiten Robert Harting.

Dietzschs Geschichte ist eine von vielen bei der dritten Nominierungsrunde des DOSB gestern in Kienbaum. Bei manchen haben Bruchteile von Sekunden oder Zentimeter darüber entschieden, ob ihr olympischer Traum in Erfüllung geht. Es gab nur wenige Fälle, in denen der DOSB von seinen Kriterien abgewichen ist. Hochspringer Raul-Roland Spank etwa darf nach Peking, obwohl er die geforderte Norm nur einmal gemeistert hat. Geholfen hat ihm seine Perspektive. „Er nimmt in Peking schon mal Anlauf für die Spiele 2012 in London“, sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper über Spank, der vor wenigen Tagen 20 Jahre alt geworden ist. Hammerwerfer Markus Esser hat die Norm gerade noch rechtzeitig erfüllt und gehört nun zur starken deutschen Wurfabteilung in Peking. Hürdensprinter Thomas Blaschek war dagegen nicht schnell genug.

Auch vier Mountainbiker schickt der DOSB nach Peking, weil ein Athlet aus einem Land alleine keine Chance habe. „Ohne Unterstützung kann man in einem solchen Rennen nichts ausrichten“, sagte Vesper. Ganz vollständig ist die Mannschaft nun immer noch nicht. Die Basketballer können sich derzeit in Athen noch qualifizieren, offen ist außerdem ein zweites weibliches Beachvolleyballteam. Tennisprofi Rainer Schüttler hat zwar die nationalen Kriterien erfüllt, nicht aber die internationalen. Er muss in der bereinigten Weltrangliste auf Platz 56 stehen, das muss aber noch in dieser Woche passieren. Filmon Ghirmai bekommt am Wochenende eine letzte Chance, um die Qualifikationszeit über 3000 Meter Hindernis zu laufen. Und der deutsch-syrische Schwimmer Rafed El-Masri wartet noch auf die Freigabe des olympischen Komitees von Syrien. Ohne die kann er nicht nach China.

Fast fünf Millionen Euro kostet die Expedition Peking, dreieinhalb Millionen kommen aus öffentlichen Mitteln. Um die 436 Athleten sollen sich 317 Betreuer, Trainer, Ärzte und Funktionäre kümmern. Die meisten davon hat der DOSB noch einmal überprüfen lassen, ob sie ausreichend Distanz zum Doping und zur DDR-Staatssicherheit hatten. Einen Offiziellen lässt der DOSB deshalb zu Hause. Den Namen wollte Vesper nicht sagen, „es ist eher ein untergeordneter Fall“.

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