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Hamburger SV - SV Werder Bremen

© dpa

Nordderby: Bremen wird schwer getroffen

Der HSV gewinnt durch ein Traumtor von Olic 2:1 gegen Bremen – und muss sich für eine Wurfattacke entschuldigen. Ein Zuschauer verletzt Werders Frank Baumann mit einem Handy-Akku am Kopf.

Ivica Olic ist ein seltsamer Fußballspieler. Die Bewegungen des Kroaten in Hamburger Diensten wirken oft unkoordiniert, so als wisse das linke Bein nicht, was das rechte gerade tut. Im Nordderby gegen Werder Bremen ist Olic zum Unmut der 57.000 Zuschauer in der ausverkauften Hamburger Arena gefühlte 20 Mal ins Abseits gelaufen, er hat Dribblings versucht, die nach menschlichem Ermessen nicht glücken können. Aber er hat auch ein Tor geschossen, wie es am 14. Spieltag der Bundesliga seinesgleichen suchte.

Aus gut 25 Meter Torentfernung schlug Olic den Ball mit dem linken Fuß ins linke obere Dreieck, Werders Torhüter Tim Wiese hatte freie Sicht und konnte den Einschlag doch nicht verhindern. „So ein schönes Tor habe ich noch nie geschossen“, sagte Olic. Es war nicht nur ein schönes, sondern auch ein besonders wichtiges. Olics Meisterschuss eine Viertelstunde vor Schluss bescherte dem Hamburger SV einen 2:1 (1:1)-Sieg und den Verbleib auf Tabellenplatz fünf mit Fühlung zur Spitze.

Baumann: "Ich hatte unglaubliche Angst"

Olics Siegtor war der Höhepunkt des spielerisch eher mäßigen Nordderbys. Der Tiefpunkt war schon in der ersten Halbzeit erreicht, unmittelbar nachdem Werder die von Paolo Guerrero erzielte Hamburger Führung ausgeglichen hatte. Bei Diegos Freistoß ins rechte obere Tordreieck sah HSV-Torhüter Frank Rost nicht gut aus. Anschließend lief der Torschütze schnurstracks in jene Stadionecke, in der die Hamburger Hardcorefans den Ton angeben. Diego schüttelte die mit der HSV-Raute verzierte Eckfahne, was ein von der Anonymität der Masse geschützter Zuschauer offensichtlich als Provokation empfand und dazu animierte, den Akku seines Mobiltelefons in die Bremer Jubeltraube zu schleudern.  Er traf Frank Baumann. Der Bremer sank zu Boden, „ich hatte unglaubliche Angst“, sagte er später. Es gibt auf dem Fußballplatz nichts Schlimmeres als einen Angriff auf den Kopf, ausgeführt von einem unsichtbaren Feind – ja, so muss man den Täter in diesem Zusammenhang wohl nennen!

Knapp am Auge vorbei

Das Geschoss verfehlte knapp Baumanns Auge, so dass er mit einer Beule an der Stirn davonkam. Es spricht für den Bremer, dass er weiterspielte und nicht eine schwere Verletzung vortäuschte. „Wir müssen uns bei Werder entschuldigen“, sagte Hamburgs Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer. Sein Bremer Kollege Klaus Allofs nahm die Entschuldung an, aber das dürfte den HSV kaum vor einer empfindlichen Strafe bewahren.

Es hätte für die Bremer trotz Olics Traumtor und des Angriffs auf Baumann ein vergnüglicherer Abend sein können. „Werder war besser“, bekannte Hamburgs Trainer Martin Jol. Neben ihm saß Thomas Schaaf und nickte zustimmend: „Vom Ergebnis her war es für uns schlecht, von der Leistung her gut“, befand der Bremer Trainer.

Diego hätte ausgleichen können, wollte es aber zu kunstvoll  machen

Den durchaus möglichen Ausgleich vergab Diego kurz vor Schluss. Der Brasilianer tauchte nach einem Freistoß von Torsten Frings völlig frei vor Rosts Tor auf, er hätte nur den Kopf hinhalten müssen, doch dafür war sich der Bremer Künstler offenbar zu schade. Diego stoppte den Ball mit der Brust und wollte ihn artistisch weiterlenken, doch da war auch schon ein Hamburger Abwehrbein dazwischen. Auf ähnliche klägliche Weise scheiterte auf der anderen Seite der ebenfalls künstlerisch veranlagte Piotr Trochowski mit einem allzu harmlosen Schlenzer an Wiese.

Was hätte wohl der seltsame Fußballspieler Ivica Olic in beiden Situationen angestellt? Vermutlich den Torhüter samt Ball über die Linie geprügelt.

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