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Sport: Norddeutscher Meister

Werder Bremen gewinnt beim Hamburger SV 2:1 und qualifiziert sich für die Champions League

So richtig ausgelassen konnte es nicht mehr werden. Doch trotz aller Enttäuschung über die 1:2-Niederlage im Nordderby gegen Werder Bremen kamen die Spieler des Hamburger SV nach dem Abpfiff noch einmal vor der Nordkurve zusammen, wo die treuesten Fans stehen. Ein letztes Mal feierten sie gemeinsam den Verlauf dieser Saison, der mit einem beachtlichen dritten Platz endete. Sogar die verletzten Rafael van der Vaart und Nigel de Jong waren in Jeans auf den Rasen gekommen, um den Anhängern für ihre Unterstützung zu danken.

Nur einer fehlte. Stürmer Ailton, üblicherweise für jede Party zu haben, hatte sich sofort nach dem Abpfiff in die Kabine verkrochen. Denn gut zwanzig Minuten zuvor war er an einer Szene beteiligt gewesen, die das Spiel hätte entscheiden können. Beim Stand von 1:1 hatte Sergej Barbarez den Ball quer auf den Brasilianer gelegt. Werders Torhüter Tim Wiese war bereits geschlagen. Ailton hatte also das leere Tor vor sich und schoss aus sieben Metern daneben. Kurz danach traf Miroslav Klose zum 2:1 für Bremen. Das Spiel, und damit der Kampf um die direkte Qualifikation zur Champions League, war für den HSV verloren.

„Wenn man sieht, was wir uns in diesem Spiel für Torchancen herausgespielt haben, ist es traurig, dass wir dafür nicht belohnt wurden“, sagte Trainer Thomas Doll. Gleich nach Ailtons Verschwinden war er dem Brasilianer nachgeeilt und hatte versucht, Seelentrost zu spenden. „Es soll bei uns keiner das Gefühl haben, dass er das Spiel allein verloren hat“, sagte Doll und versuchte sich in der Erklärung des Unerklärlichen: „Gerade wenn man zu sicher glaubt, dass man etwas bereits in den Händen hält, besteht die Möglichkeit, dass es noch schief geht.“ Das hatte nicht nur für Ailtons Torchance Geltung, sondern auch für den zweiten Platz in der Tabelle. Durch drei Niederlagen in den letzten vier Spielen ist den Hamburgern der zweite Platz in den Händen zerronnen wie Wassereis in der Sauna.

Das Saisonfinale der Mannschaften, die in dieser Saison zwar nicht den erfolgreichsten, aber sicherlich den schönsten Fußball gezeigt hatten, hatte es in sich gehabt. „Das Drehbuch für dieses Spiel hätte nicht besser geschrieben werden können“, sagte Bremens Nationalspieler Patrick Owomoyela. Nach 26 Minuten war Werder durch ein Tor des gebürtigen Hamburgers Ivan Klasnic in Führung gegangen. Danach drängte der HSV auf den Ausgleich. Nach einer Stunde Spielzeit traf Sergej Barbarez per Kopf zum 1:1. Das Spiel schien sich zugunsten der Hamburger zu wenden. Die Bremer wirkten völlig verunsichert, einfachste Pässe schlugen fehl. Doch weil Ailton das leere Tor nicht traf und Wiese mehrfach glänzend reagierte, blieben die Bremer im Spiel, bis Klose mit der dritten Bremer Chance das zweite Tor erzielte. Beinahe wäre Werder noch das 3:1 geglückt, doch Borowski setzte den Ball vom Elfmeterpunkt so passgenau an den Innenpfosten, als wollte er den 20-Jahre-Kutzop-Gedenktag begehen.

Dass es zu dem Elfmeter gekommen war, hatte die Hamburger schwer erzürnt. Khalid Boulahrouz hatte Bremens Nelson Valdez nur leicht an der Schulter gehalten, bevor der zu Boden ging. Zuvor hatte Schiedsrichter Markus Merk, der gestern mit seinen Entscheidungen mehrfach daneben lag, den Hamburgern bei einem elfmeterreifen Einsteigen Wieses gegen Piotr Trochowski einen Strafstoß verweigert. „Wenn dieses Gespann uns bei der WM vertreten soll …“, setzte Doll an, führte seinen Satz aber nicht zu Ende. Wahrscheinlich wusste er, dass Merk nicht der Schuldige war. Der Hauptverantwortliche saß in der HSV-Kabine.

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