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Jump. Michael O’Neill hebt ab.

© Reuters

Deutschland bei EM 2016: Nordirland: Angstgegner mit Angsttrainer

11 Dinge, die man über den letzten deutschen Gruppengegner Nordirland wissen sollte.

1. Die Nordiren sind einer von fünf EM-Debütanten bei der Endrunde in Frankreich. Sie sind jedoch der einzige, der sich in der Qualifikation als Gruppenerster durchgesetzt hat. 13 Mal haben die Nordiren vergeblich an der Qualifikation teilgenommen. Dass sie so lange warten mussten, hat auch etwas mit den Deutschen zu tun, genauer gesagt mit Gerd Strack und seinem Tor gegen Albanien im Saarbrücker Ludwigspark im November 1983. Erst durch diesen Treffer zum 2:1-Endstand im letzten Qualifikationsspiel für die EM 1984 (ebenfalls in Frankreich) verdrängte die Nationalmannschaft Nordirland dank der besseren Tordifferenz noch von Platz eins der Qualifikationsgruppe. Die beiden direkten Duelle hatten die Deutschen jeweils 0:1 verloren.

2. Von neun Pflichtspielen gegen die DFB-Auswahl hat Nordirland fünf verloren. Zwei gewann der Außenseiter, zwei endeten unentschieden. Bei einem großen Turnier sind beide Teams einmal aufeinander getroffen. Das war bei der Weltmeisterschaft 1958 in Schweden. Im zweiten Vorrundenspiel gab es ein 2:2, obwohl die Nordiren zweimal in Führung gegangen waren. Helmut Rahn und Uwe Seeler trafen jeweils zum Ausgleich. Am 11. Oktober werden sich beide Teams in Hannover übrigens erneut in einen Pflichtspiel gegenüberstehen – in der Qualifikation zur WM 2018.

3. Gareth McAuley hat beim 2:0-Sieg gegen die Ukraine das erste EM-Tor der nordirischen EM-Geschichte erzielt. Der 36 Jahre alte Innenverteidiger vom englischen Erstligisten West Bromwich Albion traf nach einem Freistoß per Kopf zum 1:0. McAuley ist ein Spätberufener. Erst mit 26 unterschrieb er beim damaligen Zweitligisten Leicester seinen ersten Profivertrag.

4. Auch das zweite EM-Tor der Nordiren war ein historisches. Niall McGinn traf gegen die Ukraine nach offiziell gemessenen 95 Minuten und 52 Sekunden zum 2:0. Nie zuvor in der Geschichte der Europameisterschaften fiel ein Treffer in der regulären Spielzeit später.

Die Nordiren stellten mit Norman Whiteside auch den jüngsten Spieler der WM-Geschichte

5. Und noch ein Rekord: Die Nordiren stellen auch den jüngsten Spieler der WM-Geschichte. Norman Whiteside war 1982, bei der Weltmeisterschaft in Spanien, 17 Jahre und 41 Tage alt, als er im Gruppenspiel gegen Jugoslawien zum Einsatz kam. Whiteside war auch im November jenes Jahres dabei, als die Nordiren in der EM-Qualifikation ihren ersten Sieg gegen die deutsche Nationalmannschaft feiern konnten. Im Rückspiel dann erzielte er den einzigen Treffer zum 1:0-Erfolg seiner Mannschaft.

6. Gegen die Ukraine hat die nordirische Mannschaft mit Trauerflor gespielt – weil in der Nacht nach ihrem Auftaktspiel gegen Polen ein 24 Jahre alter nordirischer Fan in Nizza tödlich verunglückt war. In der 24. Minute erhoben sich die Anhänger von ihren Sitzen und klatschten eine Minute lang zu Ehren des Verstorbenen. Auch gegen die Deutschen will das Team mit Trauerflor auflaufen. Einen entsprechenden Antrag hat der Verband bei der Uefa gestellt, nachdem beim zweiten EM-Spiel gegen die Ukraine ein 62 Jahre alter Anhänger der Nordiren einen Herzinfarkt erlitten und ebenfalls ums Leben gekommen war.

7. Zum ersten Mal seit 30 Jahren, seit der Weltmeisterschaft in Mexiko, nehmen die Nordiren wieder an einem großen Turnier teil. Insgesamt waren sie drei Mal bei WM-Endrunden vertreten. 1958 erreichten sie das Viertelfinale, 1982 die Zwischenrunde, 1986 scheiterten sie in der Vorrunde. Der letzte Sieg – vor dem Erfolg gegen die Ukraine – gelang 1982 in Spanien gegen Gastgeber Spanien.

8. Dem Kader der Nordiren gehört kein einziger Spieler an, der bei einem Klub in der Heimat unter Vertrag steht. Siebzehn spielen in England, fünf in Schottland. Dazu kommt Verteidiger Aaron Hughes von Melbourne FC aus Australien. Der frühere Kapitän wurde 2012 von Nationaltrainer O’Neill 2012 reaktiviert. Mit 36 Jahren ist Hughes nicht nur der älteste Feldspieler im Aufgebot Nordirlands, sondern auch der einzige überhaupt, der mehr als 100 Länderspiele für das Land bestritten (aktuell: 101) und bereits im vergangenen Jahrtausend im Nationalteam debütiert hat. Älter ist noch Torhüter Roy Carroll, 38, der für den englischen Viertligisten Notts County spielt und damit so tiefklassig wie kein anderer EM-Teilnehmer.

Das 0:1 im ersten EM-Gruppenspiel gegen Polen war Nordirlands erste Niederlage nach Spielen ohne Niederlage

9. Bester Torschütze der Nordiren in der Qualifikation war Kyle Lafferty vom englischen Zweitligisten Birmingham City. Der 28-Jährige erzielte sieben der insgesamt sechzehn Treffer – und saß beim EM-Premieren-Sieg gegen die Ukraine nach einem schwachen Auftritt im Spiel zuvor nur auf der Bank. „Ich habe natürlich großen Anteil daran, dass wir überhaupt hier sind. Aber diese Tore zählen hier nichts. Wenn der Trainer der Meinung ist, ich habe im ersten Spiel nicht meine beste Leistung gezeigt und dann etwas verändert, respektiere ich das“, sagte Lafferty. „Klar bin ich enttäuscht, weil ich im größten Spiel, das Nordirland in den vergangenen 30 Jahren hatte, nicht spielen durfte. Aber es hat sich ausgezahlt. Also bin ich als Fan einfach nur begeistert.“

10. Das 0:1 im ersten EM-Gruppenspiel gegen Polen war für die Mannschaft von Trainer O’Neill die erste Niederlage nach zwölf ungeschlagenen Spielen. Es war dies die längste Erfolgsserie in der Geschichte des nordirischen Teams. In der Qualifikation haben die Nordiren nur ein einziges Spiel verloren – 0:2 in Rumänien.

11. Dabei hat es für Michael O’Neill alles andere als verheißungsvoll angefangen. Das erste Spiel unter seiner Regie ging im Februar 2012 mit 0:3 gegen Norwegen verloren. Bis zum ersten Sieg dauerte es fast anderthalb Jahre und insgesamt neun Spiele. Dem 1:0 gegen Russland folgten dann erneut acht Spiele ohne Sieg. O’Neill, 46, der mit Shamrock Rovers zweimal hintereinander den Meistertitel in Nordirland gewonnen hat, war selbst Nationalspieler. Insgesamt bestritt er 31 Länderspiele, eins auch gegen Deutschland. Im Juni 1992 wurde er beim Freundschaftsspiel in Bremen drei Minuten vor Schluss eingewechselt. Die Begegnung endete 1:1. O’Neill ist gegen die Deutschen also noch ungeschlagen.

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