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Sport: Nowitzki ist Zukunft

Nach dem Einzug von Dallas ins NBA-Finale wird der Basketballstar sogar vom Gegner gelobt

Dirk Nowitzkis Amerikanisch ist in der Regel einwandfrei. Doch in den Metaphern vergreift er sich manchmal. „Ich habe im dritten Viertel das Spiel wegschwimmen sehen“, sagte er Reportern nach dem 102:93-Erfolg der Mavericks über die Phoenix Suns am Samstagabend, der die Mavericks zum ersten Mal in der Geschichte ins NBA-Finale beförderte (4:2-Siege). In den USA hätte man eher „wegrutschen“ gesagt, doch man verstand, was Nowitzki meinte. Nach dem 39:51-Rückstand zur Halbzeit suchten die Mavericks in der Tat eine Art Rettungsring.

Und der kam, wie schon im fünften Spiel der Serie, von Nowitzki. Nach seiner Glanzvorstellung mit 50 Punkten am Donnerstag hatte der Würzburger am Samstag etwas müde begonnen. Erst nach neun Minuten des zweiten Viertels traf Nowitzki erstmals, nach der ersten Hälfte hatte er acht Punkte erzielt. Seine Mannschaftskameraden waren offenkundig ähnlich ausgelaugt: Von 21 Würfen gingen bei den Texanern 15 daneben.

Doch dann zeigte Nowitzki wieder Führungsqualitäten. 16 Punkte holte er noch in der zweiten Spielhälfte, insgesamt waren es 24. Er gab den Anstoß dafür, dass die Mavericks das Spiel drehten. Phoenix, die Mannschaft um Nowitzkis ehemaligen Mannschaftskollegen Steve Nash, fiel förmlich auseinander. Doch Nash war kein kein schlechter Verlierer. Er freute sich nach dem Spiel für seinen Freund Nowitzki, dass dieser nun gegen Miami um die Meisterschaft spielen darf: „Es ist für mich persönlich ungeheuer aufregend, Dirk da zu sehen, wo er jetzt ist. Ich werde ihn jeden Abend anfeuern.“ In der Nacht von Donnerstag auf Freitag findet das erste Finalspiel in Dallas statt.

Die Mavericks selbst waren unterdessen eher verhalten in ihrem Jubel. Teambesitzer Mark Cuban wehrte die Huldigungen an seine Mannschaft mit dem Verweis auf die anstehenden Aufgaben ab. „Bestätigung unserer Arbeit? Das ist etwas, worüber man in der Kneipe philosophieren kann. Das Einzige, was zählt, ist der Meisterschaftsring.“ Ähnlich professionell gab sich Nowitzki, der sich schon während der gesamten Play-offs durch seine unbeirrbare Konzentration ausgezeichnet hatte. „Sicher bin ich stolz auf das, was wir bis jetzt erreicht haben. Aber jetzt sind wir im Finale, und jetzt wollen wir den Ring, und wir werden darum kämpfen.”

Obwohl die Mavericks so weit gekommen sind wie noch nie in ihrer 26 Jahre langen Geschichte, sehen sie sich noch nicht am Ende ihrer Reise. Die Meisterschaft war ihr erklärtes Ziel, seit der junge Milliardär Cuban das Team übernahm. Jetzt, nach beinahe acht Jahren und zahlreichen Umwälzungen, ist dieses Ziel zum Greifen nahe.

Die Fachwelt hält im Endspiel Dallas für den Favoriten. Während der Saison schlugen die Mavericks die Miami Heat zwei Mal – einmal sogar mit einem Vorsprung von 36 Punkten. Im Halbfinale besiegte Miami, das Team um Shaquille O’Neal, dann allerdings den dreifachen Champion Detroit.

Aber auch im Duell des alten Superstars O’Neal gegen den neuen, Nowitzki, gilt der neue als überlegen. Nowitzki ist vielseitiger, beweglicher und schneller. Das sieht sogar O’Neal selbst so. „Er macht vor, wie in Zukunft lange, große Männer spielen werden.“

Sebastian Moll[New York]

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