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Der Boss bin ich. Kapitän Pascal Hens freut sich über die verbesserte Stimmung im deutschen Team. Vor dem Spiel gegen Tunesien hatte es eine Aussprache gegeben. Foto: AFP

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Sport: Null Punkte, wenig Chancen

Die deutschen Handballer glauben nicht an den Halbfinaleinzug und geben Platz sieben als Ziel aus

Drei Stunden dauert die Fahrt von Kristianstad nach Jönköping. Den deutschen Handballern wurde die Zeit im Mannschaftsbus trotzdem nicht zu lang. „Nach so einem Spiel ist die Stimmung wieder besser“, sagte Kapitän Pascal Hens im Anschluss an den 36:26 (15:12)-Sieg der Deutschen gegen Tunesien. Hens war eine der Stützen im deutschen Team. Nachdem der Hamburger einen Tempogegenstoß zum 27:17 verwandelte, stand der Einzug in die Hauptrunde der WM in Schweden fest.

Nun also Jönköping. In der schwedischen Industriestadt trifft das Team von Bundestrainer Heiner Brand heute zunächst auf Island (18.30 Uhr, live im ZDF), später dann auf Ungarn und Norwegen. Allerdings starten die Deutschen mit der Hypothek von 0:4-Punkten in die Runde der letzten Zwölf. Der Einzug ins Halbfinale ist wohl nur noch theoretisch denkbar. „Wir gehen mit null Punkten in die Hauptrunde. Da brauchen wir nicht groß vom Halbfinale zu reden. Wichtig ist der siebte Platz. Das sollte erstmal das grobe Ziel sein. Dafür müssen wir noch ein paar Spiele gewinnen“, erklärte Hens. Der siebte Platz bei dieser WM berechtigt für die Teilnahme an einem Qualifikationsturnier für Olympia 2012. „Natürlich wollen wir das unbedingt erreichen“, sagte Hens. „Jetzt wollen wir jedes dieser drei Spiele gewinnen und dann werden wir sehen, was dabei herauskommt“, sagte Torwart Johannes Bitter (HSV), der mit 19 Paraden erneut ein starker Rückhalt war. Bitters Leistungen und die von Füchse-Torwart Silvio Heinevetter waren bisher so überzeugend, dass Brand dem dritten Torwart Carsten Lichtlein jede Chance auf einen Einsatz absprach. Der Keeper des TBV Lemgo reiste daraufhin wieder nach Deutschland zurück.

Nach der 23:30-Niederlage gegen Frankreich zeigte sich Deutschland gegen Tunesien gut erholt. „Ich hatte heute wieder Spaß am Spiel“, sagte Bundestrainer Heiner Brand. „Das Niveau unseres Angriffsspiels hat sich verbessert, ich hoffe, dass wir darauf aufbauen können. Es war von der Optik das beste Spiel.“

Dabei hatte es zunächst nicht nach einem klaren Erfolg gegen Tunesien ausgesehen. Der Angriff stockte, Kraus konnte ihn erneut nur leidlich strukturieren. Brand, die Arme vor der Brust verschränkt, tiefe Sorgenfalten im Gesicht, stand an der Seitenlinie und schaute dem Treiben fassungslos zu. In der 14. Minute, inzwischen hatte der Gummersbacher zur Beruhigung eine Auszeit genommen, schien die Situation zu eskalieren: Brand schrie Kraus an. Und Kraus brüllte zurück, bevor er sich wieder dem Angriff zuwendete. Da stand es bereits 6:7. Erinnerungen an den Vortag kamen auf. Nach der Demontage gegen Frankreich hatte Brand das Fehlen von Führungskräften und das Auseinanderfallen der Mannschaft laut beklagt. Die Spieler setzten sich abends zusammen, sprachen über alle bisherigen Probleme und rauften sich zusammen.

Herausgekommen sind ein klares Bekenntnis von Hens und wiederbelebter Teamgeist. „Ich bin Führungsspieler in diesem Team“, erklärte er. „Wir haben uns ausgesprochen. Jeder hat jedem gesagt, was ihm stinkt.“ Die Vorrunde war eine sportliche Achterbahnfahrt, an deren Ende nur die erwarteten Siege gegen die vermeintlich Kleinen Ägypten, Bahrain und schließlich Tunesien standen. Deshalb warnte Hens auch davor, gleich wieder in Euphorie zu verfallen. „Wir wissen, dass wir momentan nicht konstant sind in unseren Leistungen. Deswegen müssen wir gewarnt sein. Wir müssen die Lockerheit beibehalten“, sagte er. „Wenn wir so wie gegen Tunesien als Mannschaft auftreten, dann haben wir auch Chancen gegen die drei Mannschaften in der Hauptrunde.“ (mit dpa)

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