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Sport: Nummer zwei schlägt zurück

Mark Webber siegt beim Formel-1-Rennen in Silverstone und unterstellt seinem Red-Bull-Team öffentlich, ihn gegenüber Sebastian Vettel zu benachteiligen

Der Formel-1-Rennstall Red Bull hat beim britischen Grand Prix in Silverstone den Sieg errungen. Aber freuen wollte sich außer Mark Webber niemand so richtig, denn der Haussegen hängt nun endgültig schief. „Nicht schlecht für einen Nummer-zwei-Fahrer“, kommentierte der Australier Webber sarkastisch, als er vor dem McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg im Mercedes als Erster über die Ziellinie gefahren war. Das ging eindeutig in Richtung seines Teamkollegen Sebastian Vettel. Der war zwar von der Poleposition gestartet, hatte aber den Start gegen Webber verloren, holte sich in der ersten Kurve einen Reifenschaden und kam nur als Siebter an, vor Adrian Sutil (Force India) und Michael Schumacher (Mercedes). Nico Hülkenberg (Williams) wurde Zehnter.

Kaum aus seinem Wagen ausgestiegen, stänkerte Webber gleich weiter. „Wenn ich gewusst hätte, dass so etwas wie gestern passieren kann, dann hätte ich hier nie einen neuen Vertrag unterschrieben“, ereiferte er sich. Er meinte den Streit um den neuen Frontflügel. Vettels war im Freien Training beschädigt worden, weil eine Halterung brach, den einzig verbliebenen musste Webber dann für das Qualifying an ihn abgeben. Der Australier fühlte sich vom Team benachteiligt und verlieh seiner Enttäuschung mit deutlichen Worten Ausdruck.

Dagegen nahm Sebastian Vettel sein Pech fast gelassen hin. Begonnen hatten seine Probleme schon am Start, als er trotz besserer Startposition und saubererer Streckenseite schlechter wegkam als Webber. Was dann passierte, bekam er im Auto gar nicht richtig mit: „Es fühlte sich nur komisch an – und in der nächsten Kurve war dann klar, dass ich rechts hinten einen Plattfuß habe.“ Woher der kam, war ihm schleierhaft: „Ich habe keine Berührung oder so was gespürt.“ Doch es gab eine mit dem Frontflügel des McLaren von Lewis Hamilton. Vettel musste an die Box zurück schleichen, verlor fast eineinhalb Minuten und damit eigentlich alle Chancen.

Ein bisschen Glück hatte er dann allerdings doch noch: Am Sauber von Pedro de la Rosa machten sich Teile des Heckflügels selbständig, so dass in der 28. Runde das Safetycar auf die Strecke musste und sich das ganze Feld wieder zusammenzog. Mit einer spektakulären Aufholjagd, unter anderem vorbei am siebenfachen Weltmeister Michael Schumacher, schob er sich noch in die Punkteränge. In der letzten Runde überholte er auch noch Adrian Sutil im Force India, der sich allerdings über das harte Manöver wenig begeistert zeigte: „Das war unfair, er hat mich von der Strecke geschoben. So muss man nicht überholen mit einem Auto, das zwei Sekunden schneller ist.“ Vettel erklärte nur kurz: „Das war natürlich keine Absicht.“

Währenddessen versuchte sein Teamchef Christian Horner schon die Wogen zu glätten, die Webbers in alle Welt posaunter Funkspruch ausgelöst hatte. „Australier machen nun mal gern Witze“, erklärte er und rechtfertigte noch einmal seine Entscheidung vom Samstag. „Es war schwierig, aber ich hielt es im Interesse des Teams so für das Beste. Wir tun unser Bestes, beide gleich zu behandeln. Mir ist klar, dass Mark sich geärgert hat, aber der Unterschied ist minimal, Sebastian kam mit dem neuen besser zurecht, er lag in der WM vorne.“ Man könne den Flügel schließlich nicht in der Mitte durchschneiden.

Nico Rosberg freute sich derweil über einen Podestplatz für Mercedes. Der kam recht überraschend, nur nicht für Rosberg selbst: „Das wusste ich schon vorher, das hat mir der Kraken gestern gesagt“, erklärte er grinsend. „Wir haben seit Valencia einen riesigen Schritt nach vorne gemacht.“ Beim anstehenden Heimrennen in Hockenheim will er das wiederholen: „Das Podest muss unser Ziel sein. Es ist schön, das sagen zu können.“

Michael Schumacher konnte dagegen mit Platz neun nicht zufrieden sein: „Bei mir herrscht nicht wirklich Freude. Zwei Punkte sind besser als nichts, aber nicht das, was wir hätten erreichen können", erklärte er. Selbstkritisch räumte er ein, dass sein Fahrfehler vor dem Boxenstopp ihm das Rennen zerstört habe. „Ich habe aus der Kurve heraus zu viel gepusht, bin in den Dreck hinausgekommen und habe dabei sehr viel Zeit verloren“, meinte der Mercedes-Pilot. Am Ende des Rennens versuchte sich der siebenfache Champion gegen Sebastian Vettel zu wehren, war aber ohne Chance. „Da war nicht viel möglich, er war einfach zu stark“, sagte Schumacher.

Mit den sechs Punkten zeigte sich Sebastian Vettel dann recht zufrieden. „Wir hätten heute gewinnen können, mit beiden Autos, nicht nur mit einem“, sagte er. „Aber 24 Punkte Rückstand in der WM auf Hamilton sind besser als 30.“ Als die Sprache auf seinen Teamkollegen kam, verfinsterte sich seine Miene aber schnell wieder zum Motorschaden-Gesicht. „Ich habe meine Meinung dazu“, erklärte Vettel knapp und grimmig, „aber die behalte ich lieber für mich.“ Zumindest vorerst.

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