zum Hauptinhalt
Wer fürchtet sich vor Gladbach? Franck Ribéry (2. v. l.) und seine Bayern zeigen bei diesem Freistoß ungewöhnlich viel Respekt. Foto: dpa

© dpa

Nur 1:1 in Gladbach: Das könnte den Bayern noch weh tun

Bayern München spielt bei Borussia Mönchengladbach nur 1:1 und ist an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga nun punktgleich mit Hertha-Bezwinger FC Schalke 04.

Der Motor des Münchner Mannschaftsbusses lief bereits seit geraumer Zeit, als Daniel van Buyten endlich den Borussia-Park verließ. Da war es Viertel nach sechs, Bayern-Präsident Uli Hoeneß war schon eine halbe Stunde zuvor mit aufeinander gepressten Lippen wortlos ins Freie geeilt – und nun trat schließlich auch der Nachzügler aus der Innenverteidigung des FC Bayern den Heimweg an. Die Verspätung hatte ihren Grund, denn neben seinem Rollkoffer trug der humpelnde Belgier eine Wadenverletzung mit in den Bus. Und weil sich beim 1:1 (0:0) in Mönchengladbach in Martin Demichelis auch der zweite Mann aus dem Münchner Abwehrzentrum eine Blessur zuzog, müsste sich Bayern-Trainer Louis van Gaal an dem angewachsenen Krankenstand in seinem Team genauso stören wie an den beiden verlorenen Punkten.

Denn Schalke ist zwei Spieltage vor Schluss nun punktgleich mit dem Spitzenreiter. Doch van Gaal zeigte sich angesichts des deutlich besseren Torverhältnisses im Rücken zuversichtlich: „Es hat sich nichts geändert. Außer, dass wir jetzt einen schweren Gegner weniger zu spielen haben.“ Die möglichen Ausfälle aber wiegen deshalb so schwer, weil für die Münchner am Dienstag das Rückspiel im Champions-League-Halbfinale gegen Lyon ansteht. Möglich, dass van Buyten („Ich habe ein bisschen Angst, dass ich nicht spielen kann“) und auch Demichelis dann passen müssen. Trainer Van Gaal hoffte, „dass einer von beiden spielen kann“.

In Mönchengladbach übernahmen van Gaals Fußballer, offenbar beseelt von ihren berauschend erfolgreichen vergangenen Wochen, schnell die Kontrolle über das Spiel. Doch schon bald nach dieser starken Anfangsphase der Bayern nervten die Borussen den Rekordmeister nicht nur mit konstanten Zuschauer-Pfiffen gegen Franck Ribéry, sondern auch mit einer ersten großen Chance auf dem Rasen. Eher zufällig fiel der Ball Marco Reus vor die Füße, doch der junge Mittelfeldspieler setzte die unverhoffte Gelegenheit für die bis dahin viel zu passiven Mönchengladbacher nach knapp zehn Minuten neben den Pfosten. Die Mannschaft von Michael Frontzeck nahm vorübergehend etwas Tempo auf, doch ab der 20. Minute erspielten sich die Münchner wieder ein leichtes Übergewicht. In Tormöglichkeiten konnten die Bayern ihre Dominanz allerdings nicht wandeln. Fehlpässe und harmlose Schüsse über oder neben das Borussen-Tor entlockten Uli Hoeneß auf der Tribüne ratloses Kopfschütteln.

Richtig sauer wurde der Präsident dann nach genau einer Stunde: Nach einem Pass des Argentiniers Raul Bobadilla lief der 20-jährige Reus von der linken Seite auf das Münchner Tor zu. Und diesmal traf der Mann, der vor einem Jahr noch beim diesjährigen Zweitliga-Absteiger Ahlen gespielt hatte, zur Gladbacher Führung ins Eck. Münchens Traum vom Gewinn aller drei Titel war in dem Moment schwer in Gefahr. Also brachte van Gaal eine Viertelstunde vor Schluss mit Miroslav Klose einen zweiten Angreifer ins Spiel. Ein guter Entschluss: Nach einer Flanke von Philipp Lahm traf der Nationalstürmer, der in den letzten Monaten kaum noch zum Stürmen gekommen war, per Kopf zum 1:1. Später sagte er dazu in der für ihn typischen trockenen Art: „Endlich kam mal wieder eine Flanke.“

Mehr erreichten die Bayern trotz großer Bemühungen nicht mehr, und die zwei verlorenen Punkte könnten die Münchner am Ende noch gewaltig schmerzen. Allerdings mochten die Bayern in Mönchengladbach nicht wirklich an diese Möglichkeit glauben. „Es ist doch ganz einfach: Wir müssen zweimal gewinnen, dann sind wir Meister“, sagte der Holländer Arjen Robben. Und sein Landsmann van Gaal teilte den frisch euphorisierten Schalkern mit: „Wir haben in der nächsten Woche noch ein schweres Programm – und dann nicht mehr.“

Van Gaals Kollege Michael Frontzeck, für dessen Team es allein noch um die finale Platzierung im Mittelfeld der Liga geht, hat mit Gladbach binnen einer Woche gegen Schalke und Bayern gespielt. Er fand tröstende Worte für die Münchner nach dem Unentschieden: „Die Bayern haben sicherlich die beste deutsche Mannschaft. Deshalb werden sie am Ende auch Meister.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false