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Sport: Nur der Gegner feiert das Idol Nürnbergs Fans schmähen anschließend Jan Koller

Dortmund - Es muss schon einiges passieren, damit Jan Koller die Contenance verliert. Am Freitag Abend nach dem 0:0 zwischen Borussia Dortmund und dem 1.

Dortmund - Es muss schon einiges passieren, damit Jan Koller die Contenance verliert. Am Freitag Abend nach dem 0:0 zwischen Borussia Dortmund und dem 1. FC Nürnberg war es so weit. Laut fluchend flüchtete der baumlange Tscheche mit dem sanften Gemüt in die Katakomben des Dortmunder Stadions: „Fucking, fucking, fucking Fans“, schimpfte der Stürmer. Was war passiert, um Nürnbergs Besten dermaßen aus der Fassung zu bringen?

Koller hatte sich nach dem Abpfiff kurz bei den Nürnberger Anhängern verabschiedet und war dann zu den Dortmundern in der Südkurve gelaufen, die ihren ehemaligen Liebling weitaus enthusiastischer feierten als die wieder einmal enttäuschenden Profis der heutigen Generation. Auf dem Rückweg hörte Koller die Unmutsbekundungen aus dem Nürnberger Block und kehrte noch einmal zurück, um sich zu erklären. „Ich habe die Pfiffe gehört und wollte Entschuldigung sagen.“ Einer Schuld war sich Koller nicht bewusst: „Wenn ich so starken Applaus von den Dortmunder Fans kriege, muss ich mich doch bedanken.“

Nürnbergs Anhängerschaft sah das anders. Als Koller zur Nordtribüne kam, schlug ihm blanker Hass entgegen, der sich in schlimmen verbalen und mimischen Beleidigungen dokumentierte. „Jan sitzt in der Kabine und ist tief enttäuscht von den Reaktionen der Fans“, sagte dessen Landsmann Tomas Galasek. Der Slowake Marek Mintal reagierte mit Unverständnis auf die Ausfälle: „Es war nicht nötig, dass die Nürnberger Fans so reagieren. Schließlich hat Koller fünf Jahre in Dortmund gespielt und ist hier ein Idol.“

In Nürnberg, wo Koller seit der Winterpause beschäftigt ist, wird er einen solchen Status wohl kaum erreichen. Im Gegenteil: Es sieht so aus, als sei das Verhältnis zu den Fans kaum zu kitten. Dabei war es einzig und allein Koller, der beim 1. FC Nürnberg den Eindruck vermittelte, als würde er sich tatsächlich mit aller Macht gegen den drohenden Abstieg wehren. Koller war an jedem gefährlichen Angriff beteiligt, traf mit einem Kopfball die Latte und klärte bei einem Kopfball von Kringe sogar auf der eigenen Linie. Der Rest der Mannschaft spielte gefällig, ohne den Eindruck gesteigerter Kampfbereitschaft zu hinterlassen. Drei Spieltage vor Saisonende haben die Franken jetzt schon vier Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Felix Meininghaus

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